EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
sich mit einer billigen Blondine an irgendeinem Strand im Wasser vergnügte. Ohne auch nur den Hauch eines Gedankens an sie zu verschwenden.
Ohne es ihr zu sagen, war er in die Ferien verreist – der Soldat an der Straßensperre vor Sandrock hatte es ihr gestern persönlich gesagt, es gab also keinen Zweifel. Und Tim beantwortete nicht einmal ihre Anrufe. Tränen kullerten über ihre Wangen. Wieso sollte sie annehmen, dass er alleine abgereist war? Oder dass er an seinem Ferienort nicht sofort eine Frau kennen lernen würde? Niemals, niemals hätte sie für möglich gehalten, dass er so kalt und niederträchtig sein konnte! Wie man sich doch in einem Menschen täuschen konnte! Aber jetzt musste sie sich auf ihre Schwangerschaft konzentrieren. Abzutreiben lag nicht im Bereich ihrer Erwägungen. Also zur Welt bringen und dann alleine zurechtkommen. Eines war ihr jetzt klar: Von Tim wollte sie nie wieder etwas hören! Sie griff zum Telefon und löschte seine Nummer. Aus. Fertig. Vorbei! Heulend drehte sich sie um und versuchte, wieder einzuschlafen.
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Sonntag, 11. September 2016 07.41 CDT / 14.41 MESZ
Bis jetzt hatte Bundespräsident Giovanni Mattei die Präsidentin nur kurz gesehen, als die Falcon gestern vor Mitternacht in Andrews Air Force Base bei Washington gelandet war. Adams, gerade mit Marine One vom Wei ßen Haus in Andrews angekommen, begrüßte ihn, bevor sie mit Air Force One nach New York weiterflog. Dort fanden heute die zentralen Feierlichkeiten vor dem neuen Freedom Tower statt. Keine Gelegenheit, mit ihr über einen heiklen Sachverhalt zu sprechen. Er musste also bis Montag warten, bis zum offiziellen Treffen.
8.40 Uhr Ostküstenzeit. Mattei saß in der fünften Reihe im repräsentativen Benjamin Franklin Room des State Department, wo sich zweihundert Exzellenzen aus aller Welt eingefunden hatten. Hier fand die internationale Zeremonie zur Erinnerung an die Opfer aus über neunzig Ländern statt, darunter auch zwei Schweizer. Auf der kleinen Tribüne stand US-Außenminister William Hull und hielt eine Ansprache. Um 8.46 Uhr, dem Zeitpunkt des ersten Einschlags ins World Trade Center, bat er die Anwesenden, sich für eine Schweigeminute zu erheben.
Seit 7 Uhr war der Luftraum in einem Umkreis von dreißig Meilen um Sandrock gesperrt. Der Radius war so gewählt, dass der Betrieb auf Amarillo International und dem südwestlich gelegenen Tradewind Airport weiterhin möglich war. Nur Anflüge auf Piste 31 in Amarillo International waren bis zum Ende des Experiments untersagt, da der Anflugpunkt CEVEX in der Sperrzone lag. Clarendon Smiley Johnson Municipal Field war ganz geschlossen. Davon nicht betroffen war natürlich die dort stationierte Crew des Notfallhelikopters. Die Sperrung des Luftraums erstreckte sich jetzt bis in eine unlimitierte Höhe. Oberst George Warren hatte die Einrichtung der Sperrzone 47B unauffällig im Rahmen des Manövers Southern Countdown 16 arrangiert.
Die zeitlich unbeschränkt existierende Sperrzone 47 betraf die Nuklearwaffenfabrik Pantex im Nordosten Amarillos – die einzige Installation ihrer Art in den ganzen USA.
Die Boeing 767 in den Farben von United Airlines, die bald bei Sandrock abstürzen würde, war um 7 Uhr in Reglin Air Force Base in der Wüste Arizonas gestartet. Einige von Landlers Leuten und ein Pilot waren in Reglin, um den Jet zu betanken, flugfertig zu machen und auf die Piste zu rollen. Start, Flug und Absturz erledigte das automatische System autonom. Im Gegensatz zum Jumbo, den man in Reglin abgeschossen hatte, war die 767 als Roboter ausgelegt. Das Flugzeug brauchte nur ein Startsignal, um ohne jede Hilfe von außen zuverlässig sein dreidimensionales Profil abzufliegen. Theoretisch wäre es allerdings möglich, das Flugführungssystem während des Flugs umzuprogrammieren – wenn man über die notwendigen Zugangscodes verfügte.
Der Flug der Boeing 767 war bei der FAA als militärische Bewegung im Zusammenhang mit Southern Countdown 16 angemeldet worden. Die FAA kannte den Flugweg des Jets, hatte ihn auf dem Radar und separierte den restlichen Luftverkehr.
»Nächster Punkt?« Maître war mit dem Verlauf des Experiments um Großen und Ganzen zufrieden. Die aufwendige Vorbereitung hatte sich bis jetzt ausgezahlt. Allerdings war Wachsamkeit geboten. Zum Schluss musste alles so verlaufen wie geplant , damit Excess seinen wahren Zweck erfüllen konnte. Maître kannte natürlich den nächsten Punkt,
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