EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Notstand ausgerufen.«
David Isler saß am heimischen Esstisch und starrte in den Teller. Er war überzeugt, dass seine These stimmte. Aber: Sie musste bewiesen werden. Bevor das Schlimmste eintrat. Genau hier lag das Problem. Die beteiligten Personen würden alles unternehmen, um ihre Spuren zu verwischen. Außerdem konnten die Spuren nicht an Orten gefunden werden, die der Öffentlichkeit zugänglich waren. Und wie sollte man dort suchen, wo man keinen Zugang hatte?
»Die List gehört zur Welt wie die Nacht zum Tag«, hatte Pater Aurelius gestern zu ihm gesagt. Und bedauernd hinzugefügt: »Die Menschen im Abendland sind listenblind – und wissen es nicht einmal. Das betrifft vor allem Intellektuelle! Es ist einfach, sie an der Nase herumzuführen. Viele Akademiker lieben es, unkonventionelle Ansichten als Verschwörungstheorien zu brandmarken – im naiven Irrglauben, so ihre intellektuelle Überlegenheit zu beweisen! Dabei beweisen sie nur ihre Ignoranz!« Aber wie habe Einstein gesagt: Jeder Wissenschaftler solle es sich zur Pflicht machen, eine halbe Stunde am Tag das Gegenteil von dem zu glauben, was er für erwiesen halte!
»Schmeckt es nicht?« Ohne Vorwurf blickte Angela Isler zu ihrem Mann. Sie saßen am Esstisch im Wohnzimmer ihres Hauses in Bolligen, wo Olivia gerade probierte, eine einzelne Spaghetti aus dem Knäuel zu ziehen.
»Doch.« Isler kehrte aus seiner gedanklichen Abschweifung zurück und aß weiter. »Doch, sehr gut sogar.« Er rollte eine Gabel Spaghetti auf und führte sie an Olivias Mund.
»Nicht so viel, sie wird noch ersticken«, mahnte Angela.
Olivia riss den Mund auf wie ein Nilpferd und schob ihn über die Gabel. Die Sauce blieb an ihren Lippen hängen. Sie kicherte ihren Vater an, als sie genüsslich mampfte.
Isler legte die Gabel beiseite. »Es ist faszinierend, wie listig manche Menschen sind. Wenige zwar – aber die dafür umso listiger.«
Angela blickte ihn fragend an. Sie wusste, dass nun ein Vortrag kommen würde. Sie hatte sich mit Islers Eigenart, ständig zu denken, schon lange abgefunden. Manchmal fand sie sogar interessant, was ihr Mann erzählte.
»Du erinnerst dich doch an Operation Northwoods«, begann er. Angela nickte.
»Der Plan, in den USA Terrorakte zu inszenieren, um sie den Kubanern in die Schuhe zu schieben.«
»1962«, bestätigte Angela.
»Genau. Ein Element der Kampagne, die sich der US-Generalstab ausgedacht hat, und die von Kennedy gestoppt wurde, war besonders listig.«
Olivia blickte zu ihrem Vater und zeigte lachend auf ihren offen stehenden, leeren Mund. Isler rollte eine weitere Ladung Spaghetti auf, diesmal allerdings eine kindgerechte Portion, und gab sie ihr zu essen.
»Besonders listig, um es besonders authentisch zu gestalten. Also. Eine Staffel von vier oder fünf F-101-Kampfjets sollten vor der Küste Kubas, aber immer noch in internationalen Gewässern, auf eine Übungsmission gehen. Nur einen einzigen der Piloten – er war mit den anderen nicht persönlich bekannt –, der für diese Mission von einer anderen Staffel hinzugezogen worden wäre, hätte man in die wahre Absicht hinter der Übung eingeweiht.«
»Nämlich?«
»Er würde sich hinter die Staffel zurückfallen lassen, und sobald er außer Sichtweite wäre, einen Notruf absetzen. ›Mayday Mayday, ich werde von kubanischen Flugzeugen angegriffen!‹ Über internationalen Gewässern! Das wäre ganz klar ein illegaler Akt Kubas gewesen.«
»Aber?«
»Er sollte dann im Tiefflug zu einem geheimen Militärflughafen in den USA fliegen. Gleichzeitig würde ein U-Boot der Navy F-101-Wrackteile und einen Fallschirm im Wasser verteilen und dann wieder abtauchen. Die anderen Piloten würden das Kommando erhalten, sofort wieder zu ihrer Basis zurückzukehren. Stunden später würde ein Rettungsschiff die Wrackteile und den Fallschirm finden. Sowohl die anderen Piloten wie auch die Besatzung des Rettungsschiffs würden den Abschuss für vollkommen authentisch halten. Man könnte die Piloten vor eine Fernsehkamera stellen und sie würden absolut glaubwürdig über den Abschuss berichten. Wer würde dann noch zweifeln? Obwohl es nie einen Abschuss gegeben hätte!« Isler schüttelte fasziniert den Kopf.
Von einem Moment auf den anderen lag sie hellwach im Bett. 6.30 Uhr. Josephina gähnte und streckte sich. Schlagartig kam die Erinnerung an den Traum zurück. Sie hatte Tim gesehen, wie er
Weitere Kostenlose Bücher