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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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wieder treffen, und zwar heute in zwei Wochen.«
    Patricia nickte zustimmend.
       »Floyd«, setzte Warren die Aufgabenverteilung fort, »von dir benötige ich eine detaillierte Aufstellung über sämtliche notwendigen Einrichtungen sowie das erforderliche Personal. Außerdem natürlich ein Budget. Zwei Wochen?« Er blickte Landler fragend an.
       »Ja, George, kein Problem«, antwortete Landler.
       »Und nun zum Datum des I-Day.« Warren machte einen Klick mit der Maus.
     
    Excess: I-DAY
    Freitag, 9. September 2016
    23.23 Uhr Ortszeit Globalvillage

 
    9
    Donnerstag, 3. September 2015     I-Day – 373
     
       »Aha«, flüsterte David Isler und strich mit der Hand über seine Halbglatze. Seine interneuronalen Synapsen liefen auf Hochtouren und produzierten erste Denkresultate.
       »Noch etwas Suppe?« Pater Aurelius blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und ließ mit zittriger Hand eine Kelle Gemüsebouillon in Islers Teller fließen. Es war kurz nach vier. Isler war seit dem Frühstück noch nicht dazu gekommen, etwas zu essen. Der Koch des Klosters hatte sich erbarmt, einen Topf Suppe aufzuwärmen. Isler und der Pater waren die Einzigen im großen Speisesaal der Benediktinerabtei Disentis.
       Gelegen oberhalb des Talbodens im Vorderen Rheintal in der bündnerischen Surselva, zwischen dem fast dreitausend Meter hohen Piz Run im Norden und dem Piz Muraun im Süden, war das Kloster der dominierende Bau in der Gegend. Die Abtei, 720 gegründet und tausend Jahre später mit der zweitürmigen Kirche architektonisch vervollständigt, beherbergte im barocken Bauwerk neben dem Gymnasium auch ein Klostermuseum mit kulturhistorischen und naturgeschichtlichen Exponaten.
       »Den Kaiser täuschen und das Meer überqueren,« sagte Isler leise. Seit zwei Stunden unterhielten sie sich über die chinesische Strategemkunde, ein Thema, das sie seit Jahren beschäftigte. »Man tian guo hai.« Isler konnte kein Chinesisch, aber die Aussprache der Strategeme war ihm geläufig. Schon oft hatte ihm sein Wissen dieser im Westen fast unbekannten Lehre in seiner Funktion als Analytiker des Strategischen Nachrichtendienstes in Bern großen Nutzen gebracht.
       »Ein Strategem coram publico «, sinnierte Pater Aurelius. Das weiße Haar schwebte in Wellen über seinem Kopf. »Gerade das vor aller Öffentlichkeit Ausgebreitete verdeckt nur allzu oft das tiefste Geheimnis.«
       Es passierte immer wieder, dass Glaubensbrüder des Paters seine Leidenschaft für Strategemkunde nicht verstanden – Strategem hieß nichts anderes als List . Er sah hier ein Missverständnis. Niemals würde es dem Sanftmütigkeit personifizierenden Kleriker einfallen, ein Strategem anzuwenden, um jemandem zu schaden. Als Realist und Menschenkenner wusste er aber um das Böse in der Welt. Früh wurde er gewahr, dass man die Strategemkunde auch in die andere Richtung einsetzen konnte – um böse Absichten anderer zu durchschauen und sie zu durchkreuzen. Deshalb war »Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben« sein liebstes Jesus-Zitat.
       Den Kaiser täuschen und das Meer überqueren, das erste der sechsunddreißig Strategeme, habe seinen Ursprung im 7. Jahrhundert, resümierte Pater Aurelius. »Tai Zong, Kaiser der Tang-Dynastie mit Thalassophobie ...«
       »... Angst vor dem Meer«, ergänzte Isler.
       »Ja. Er befand sich auf einem Feldzug gegen das auf der koreanischen Halbinsel gelegene Koguryo. Als er am Ufer des endlosen Meeres ankam, verließ ihn der Mut und der Feldzug drohte zu scheitern. Des Kaisers Generäle erdachten eine List. Ein reicher Bauer, der die Armee mit Proviant versorgte, lade ihn zu sich ein, teilten sie ihm mit. Sein Haus lag direkt am Meer. Der Kaiser folgte der Einladung. Als der Boden des Hauses zu schwanken begann, realisierte der Kaiser, dass das Haus ein getarntes Schiff war. Er war aber keineswegs wütend, sondern die vollendete Tatsache – sie befanden sich bereits auf dem offenen Meer – stärkte seinen Mut.« Ein Schmunzeln huschte um den Mund des Paters. Sie schwiegen einen Moment.
       »Edgar Allan Poe«, sagte Isler.
       »Poe«, wiederholte Pater Aurelius.
       »›Der entwendete Brief.‹ Der Protagonist, Poe nennt ihn nur ›D‹, stiehlt einen Brief mit kompromittierendem Inhalt aus den Gemächern der Königin. Er weiß, dass die Polizei in sein Hotelzimmer kommen wird, um nach dem Brief zu suchen. Also versteckt er ihn so, dass er nicht gefunden wird«,

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