EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
gelaunt beendete er das Gespräch. Was war er nur für ein Idiot! Er versuchte sich zu konzentrieren und dachte nach. Er kam zu dem Schluss, dass eigentlich nichts passiert war: Miller würde bei den Dreharbeiten nicht anwesend sein, also auch nicht sehen, dass die 747 – in den Farben der Air Force One lackiert – von Boden-Luft-Raketen abgeschossen würde. Außerdem würde er nicht zum exklusiven Kreis der nur etwa eintausend Menschen gehören, die die Aufnahmen sehen würden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Miller in Globalvillage lebte, war ... gleich null.
Trotzdem: Wenn Oberst Warren bei diesem Gespräch anwesend gewesen wäre, er hätten fassungslos den Kopf geschüttelt über Landlers Unprofessionalität. Landler versuchte, seinen Fauxpas zu vergessen.
Gleich nach der Sitzung im Pentagon hatte er sich im Kellerbüro der Global Planning and Execution Corporation in Alexandria im Bundesstaat Virginia, nur wenige Meilen südlich der Hauptstadt Washington gelegen, eingeschlossen, um die Grundlagen des Netzplans auszuarbeiten. Dieser Plan beinhaltete alle notwendigen Schritte zur Vorbereitung und Ausführung von Excess. Außerdem hatte er über eine Anwaltskanzlei in Los Angeles die Gründung der Excess Film Productions LLC eingeleitet; er selbst würde Chairman und CEO der Firma sein. Das vorgesehene Eigenkapital von einhunderttausend Dollar sowie die erste Tranche eines Produktionskredits von fünfzig Millionen Dollar warteten auf einem gerade erst eröffneten Konto auf der Sun & Sea Bank in George Town auf Grand Cayman, der größten der Kaimaninseln. Kontoinhaberin war eine ebenfalls auf den Kaimaninseln gegründete Gesellschaft mit dem Namen Global Village Illusions Financing Corporation, hinter der, so wusste Landler von Warren, die Patrioten für Globale Demokratie standen.
Landlers Mitarbeiter arbeiteten im sechsten Stock des Gebäudes. Bis jetzt hatte er noch keinen von ihnen in Excess eingeweiht. Er wollte zuerst herausfinden, wessen Arbeitskraft er benötigen würde. Er machte sich einen Spaß daraus, sie auf eine falsche Fährte zu locken, indem er ihnen einige völlig unsinnige Rechercheaufträge gab. So versuchten sie herauszufinden, wie viele Leopard- II-A4-Panzer die Schweizer Armee in den letzten fünf Jahren mit einer neuen Version des koaxialen Maschinengewehrs ausgestattet hatte, und wie der Name der für die Umrüstung verantwortlichen Person war. Außerdem sollten sie ihm militärische Landkarten der westdeutschen Streitkräfte aus dem Jahr 1989 besorgen, die das Gebiet der deutsch-deutschen Grenze von der Ostsee bis nach Nordbayern darstellten, und zwar diskret und ohne Hilfe des Pentagons, des deutschen Verteidigungsministeriums oder der EU. Drittens sollten sie herausfinden, ob und wo man ein Original der ersten Auflage des 1947 erschienenen Buchs Our Vichy Gamble erwerben konnte. Zwar konnte er sich grundsätzlich auf die Verschwiegenheit aller seiner Mitarbeiter verlassen – sie waren vertraglich zu Geheimhaltung verpflichtet –, aber bei Excess durfte er kein Risiko eingehen. Mit Warren war er überein gekommen, die Arbeiten am Projekt, sobald der erste Netzplan stand, direkt ins Pentagon und später in einen noch zu suchenden Standort in der Nähe von Globalvillage zu verlegen.
Neben seinem Bürosessel stand eine Staffelei, in die er einen großformatigen Papierblock eingespannt hatte. Wie immer bei komplexen Projekten startete er so deren Planung, um sie anschließend in ein Projektmanagementprogramm zu übertragen. Nach einigen Anläufen, die in einem Haufen geschredderten Papiers endeten, lag endlich eine brauchbare Version der für das Projekt benötigten Bereiche vor ihm. Diese waren unterteilt in die Kategorien Vorbereitung (I-Day – X) und Ausführung (I-Day + X). Auf diese Bereiche und Kategorien verteilten sich die einzelnen Aufgaben. Wie ihm im Lauf der Arbeit klar geworden war, war es ein außerordentlich aufwendiges Projekt. Entlang der gegenüber seines Schreibtischs liegenden Wand hatte er an einer Magnetschiene die auf Papier festgehaltenen Resultate seiner Arbeit angebracht. Seine Aufgabe in den nächsten Tagen würde sein, sie im Projektmanagementprogramm vernünftig zu ordnen und in einen logischen Bezug zueinander zu bringen. War diese Arbeit erst einmal vollbracht, konnte man sie Schritt für Schritt abarbeiten und so in den nächsten zwölf Monaten das Experiment auf eine strukturierte Art vorbereiten. Landler ließ seinen Blick über die
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