EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Isler verließ die Autobahn mit der nächsten Ausfahrt. Olivia würde es ihm nie verzeihen, das Kuscheltier in Genf vereinsamen zu lassen. Sie kehrten zum Hotel zurück.
Er ließ den Volvo in der Hotelvorfahrt stehen, schnappte Olivia und eilte ins Atrium. Nach erfolgloser Suche rund um den Springbrunnen ging er zum Empfang.
»Sie suchen sicher den hier«, erwartete ihn bereits die Concierge.
»Fidel!«, juchzte Olivia und drückte das Hündchen an sich.
»Vielen Dank«, quittierte Isler und steckte der Concierge zehn Franken zu.
»Merci bien! Beehren Sie uns bald wieder«, freute sie sich.
»Mickey!« Olivia hatte schon die nächste Attraktion entdeckt und zupfte an der Krawatte des dicken Mannes neben ihr.
»What a smart young lady you are!«, bemerkte der Dicke in breitem Englisch.
»Jetzt müssen wir aber wirklich gehen, Mama wartet zuhause«, teilte Isler seiner Tochter das weitere Programm mit. Er warf dem Dicken ein kurzen Blick zu, »Sorry!«, und eilte mit Olivia auf dem Arm zu seinem Auto zurück.
Nachdem er Olivia auf dem Kindersitz angeschnallt hatte und gerade selbst einsteigen wollte, machte Isler eine Entdeckung, die ihn wie ein Schlag traf. Niemand anderes als Jacques Maître trat in diesem Moment durch die Drehtür des Hotels ins Freie! Die lebende Geheimdienstlegende, Chef der Special Tactical Operations Group des Joint Intelligence Service 2, war heute also auch im Beau Rivage. Isler duckte sich wieder und streckte den Kopf in den Fond seines Volvos, um sich zu verstecken. Er tat, als ob er nochmal den Gurt von Olivias Sitz überprüfte.
Maître stieg in die schwarze Limousine, die gleich vor Islers Auto geparkt war, und fuhr ab. Isler wusste, dass Maîtres Anwesenheit in Genf nichts bedeuten musste. Hochklassige Hotels wie das Beau Rivage waren schon immer ein Tummelfeld aller großen Geheim- und Nachrichtendienste gewesen. Gerade deswegen beschäftigte Isler die Frage, warum Sinshy ausgerechnet dieses Hotel ausgewählt hatte und nicht einen diskreteren Ort.
»Guten Morgen, meine Damen und Herren, wir unterbrechen hier unser Programm wegen aktueller Entwicklungen in Europa. Ich bin Judith Roth und berichte live vom NBC Breaking News Desk in New York City.« Die Schauspielerin Danielle Wood, die die bekannte TV-Sprecherin Judith Roth darstellte, hielt ihre rechte Hand ans Ohr. Dann blickte sie wieder in die Kamera. » Wie vor wenigen Minuten bekannt wurde, hat sich eine schwere Explosion am Flughafen London-Heathrow ereignet. Nach ersten Informationen sind dabei zahlreiche Menschen getötet und verletzt worden. Da sich die Explosion offenbar in Terminal 3 ereignete, in dem auch Flüge aus den USA ankommen, ist es möglich, dass sich auch amerikanische Staatsbürger unter den Opfern befinden.« Sie hörte auf die Stimme aus der Regie. »Direkt aus London ist nun via Telefon unser Korrespondent David Gardner zugeschaltet. David, was können Sie uns zum jetzigen Zeitpunkt sagen?«
»Cuuuuut! Sehr gut, mein Schätzchen, wunderbar, wirklich, aber wir müssen noch mal am Licht arbeiten«, unterbrach der Regisseur mit seiner affektierten, aber trotzdem nicht unsympathischen Art die Aufnahmen.
Patricia Palmer stand neben einer der Kameras und strahlte vor Begeisterung. Es war der erste Tag der Dreharbeiten des Excess-Medienszenarios.
In den letzten zwei Monaten hatte sie Tag und Nacht gearbeitet, immer das Ziel vor Augen, mit den Dreharbeiten noch im November beginnen zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, war es notwendig, mehrere Aufgaben parallel zu erledigen. Im September hatte sie deshalb fünf Assistenten engagiert, die sie aus ihrer beruflichen Laufbahn persönlich kannte. Sie hatte ihnen erzählt, sie sei ausführende Produzentin einer Reality-Videoproduktion für eine große militärische Übung, und konnte sie überzeugen, sich für einige Monate aus ihren Arbeitsverhältnissen zu befreien. Charmant, aber gnadenlos hatte sie eine Unzahl von Aufgaben an ihre neuen Mitarbeiter übertragen, ohne sie je wirklich aus den Augen zu verlieren. Alle hatten gut dotierte Verträge mit Excess Film Productions und waren zu absolutem Stillschweigen verpflichtet. Immer den Umfang der Aufgabenstellung im Bewusstsein, hatte Patricia eine Entscheidung nach der anderen getroffen. Die meisten davon waren richtig, wie sich heute herausstellte.
Alle Aufnahmen sollten an einem einzigen Ort stattfinden. Nach kurzer Recherche, bei
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