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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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Tisch etwas abseits des Atriums gesetzt. Von seiner Position aus hatte er Eingang und Atrium im Blick. Große, in Altrosa gehaltene Säulen verliehen der Halle eine mondäne Atmosphäre. Eine der Säulen gleich neben Islers Sitzplatz diente ihm als Sichtschutz. So konnte er diskret beobachten, ohne aufzufallen. Olivia war in tiefen Schlaf versunken, ihr Stoffhündchen Fidel klemmte unter dem Arm. Isler hatte ihr etwas zu essen gegeben und mit ihr die Toilette besucht. Es waren die Details, die einen Profi vom Amateur unterschieden.
       Plötzlich kam Hektik auf – die Ankunft des Sprechers stand bevor. Polizeisirenen kündigten seine Wagenkolonne an. Die Personenschützer hechteten aus zwei Begleitfahrzeugen und blockierten den Eingangsbereich. Ein Mann mit Knopf im Ohr stellte sich in die Tür des Lifts. Der Lärmpegel stieg und übertönte jetzt den laut plätschernden Springbrunnen in der Mitte des Atriums. Männer sprachen in die Ärmel ihrer Anzüge. Köpfe drehten sich und suchten nach verdächtig wirkenden Personen. Umgeben von seinen Bodyguards eilte wie ein Herbstwind Art Sinshy durch die Drehtür ins Atrium. Isler konnte über den Rand der Zeitung nur den silbergrauen Schopf des Sprechers sehen. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Hoteldirektor verschwand der Pulk im Lift. Die Hektik legte sich ebenso schnell, wie sie begonnen hatte. Bis jetzt nicht sehr ergiebig , dachte Isler, aber er hatte nichts anderes erwartet. Er wusste nicht, nach was oder wem er neben Sinshy Ausschau hielt, und so hoffte er auf seine Serendipität - die Kunst, durch eine stets aufmerksame Haltung glückliche und unerwartete Entdeckungen zu machen. . Mit leichter Hand ein Schaf wegführen , erinnerte sich Isler an das zwölfte chinesische Strategem.
       Olivia erwachte. Verschlafen blickte sie um sich. »Daddy«, lächelte sie Isler an. »Immer noch Hotel?«
       »Ja, Schätzchen, aber nicht mehr lange.« Isler wusste, dass seine biologische Tarnung sich bald von ihrer problematischen Seite zeigen würde. Er überlegte. Anstatt einfach nur herumzusitzen, musste er aktiv werden. Er hatte eine Idee, es war zumindest einen Versuch wert. »Spielen?«, fragte er Olivia.
       »Ja, spielen«, antwortete sie strahlend.
       »Verstecken?«
       »Ja, verstecken.«
       Isler wusste, dass seine Tochter wenn sie einmal alt genug war, zu verstehen, was heute vor sich gegangen war, stolz sein würde auf ihre frühkindliche Geheimdienstarbeit. Er stand auf und machte mit Olivia an der Hand ein paar Schritte Richtung Empfang. Er ließ den Zugang nicht aus den Augen, in der Hoffnung, sie zu beeinflussen. Fünf Meter neben dem Empfang ließ er sie los, drehte sich um und hielt die Hände vor die Augen. Er zählte langsam von zehn auf null. Wie gehofft rannte Olivia sofort zur Rezeption, um sich dahinter zu verstecken. Mit einem an die Concierge gerichteten »Entschuldigen Sie, Kinder!« ging er hinter die Rezeption, um seine Tochter auf den Arm zu nehmen. Zwei Sekunden genügten ihm, um auf dem Bildschirm des Reservationscomputers – die Zimmerbelegung war dankenswerterweise grafisch dargestellt – zu erkennen, dass ihn sein Trick nicht weitergebracht hatte. Arthur Sinshy (VIP) war, wie Isler bereits wusste, als Gast in der Richard-Wagner-Suite eingetragen. Der Deluxe Room nebenan war nicht besetzt. Die neben Sinshys Raum liegende Sissi-Imperatrice-Suite war ebenfalls von Art Sinshy angemietet. Nicht sehr ergiebig, dachte Isler wieder. Aber immerhin wusste er jetzt, dass Sinshy für die kurze Zeit zwei Suiten angemietet hatte – was immer das bedeuten mochte.
       »Ein wirklich süßes Mädchen«, sagte die Rezeptionistin verzückt und gab Olivia ein paar Bonbons.
       »Ja, nur manchmal etwas ungeniert«, tat Isler, als wäre ihm der Vorfall peinlich.
       »Ach, das macht doch gar nichts«, antwortete die Rezeptionistin schulterzuckend.
       »Wie sagt man?«, fragte Isler seine Tochter, um das Theater zu vervollständigen.
       »Danke«, murmelte Olivia.
       Lächelnd verabschiedete er sich und verließ mit Olivia das Hotel. Er hatte Sinshy gesehen, Weiteres war bei seinem Besuch in Genf nicht herausgekommen. Isler hatte nichts anderes erwartet. Mit Olivia im Schlepptau wollte er nicht warten, bis Sinshy abreiste. Also ging er zu seinem Volvo, um zurück nach Bern zu fahren.
     
    Sie bemerkten erst eine halbe Stunde nach ihrer Abfahrt, dass sie Fidel im Atrium des Beau Rivage vergessen hatten.
       »Verdammt!«

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