EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
der ihr Oberst Warren seine Unterstützung hatte zukommen lassen, hatten sie einen stillgelegten Militärflugplatz, Reglin Air Force Base in der Wüste von Arizona, als Standort für die Studioaufnahmen sowie den Start und Abschuss der Boeing 747 lokalisiert. Mit der für den Absturz während des Experiments gekauften 767 waren sie in den letzten zwei Wochen einmal um die Welt geflogen, um die zahlreichen Außenaufnahmen abzudrehen. Jetzt standen beide Flugzeuge im Hangar nebenan. Dort wurde die Technik zur Fernsteuerung der Jets eingebaut.
Im Haupthangar waren mehrere TV-Studios eingerichtet worden. Exakte Kopien der Studios der Nachrichtensender. Außerdem einige kleinere Studios zum Abdrehen von Szenen in den Presseräumen des Weißen Hauses, des FBIs, des Pentagons, des Heimatschutzministeriums und wo sonst noch. Die in Reglin kasernierten Spezialisten – Schauspieler, Kameraleute, Techniker, Imitationstrainer, Assistenten – lebten in luxuriös ausgestatteten Baracken, die man nur für diesen Zweck aufgebaut hatte. Die Kaserne selbst war in derart schlechtem Zustand, dass sich der Gedanke, die Leute dort unterzubringen, von selbst verboten hatte.
Patricia hatte neben den zwei Restaurants einige Aufenthaltsräume einrichten lassen mit TVs, Computerspielen, Trainingsgeräten, einer Bibliothek und einige anderen Ablenkungsmöglichkeiten. In einer anderen Baracke war die Großküche installiert. Für die Zeit der Dreharbeiten sorgten Drei-Sterne-Köche rund um die Uhr für eine Auswahl, die jeder Kantine einer Vorstandsetage hätte Konkurrenz machen können.
Insgesamt belebten rund zweihundertfünfzig Menschen die Basis, die zehn Jahre vollkommen still in der Wüste gelegen hatte. In wenigen Wochen, nach dem Abschuss der 747, würde der Spuk enden. Reglin würde nach Ausbau der Studios, Abbruch der Baracken und dem Einsammeln der Wrackteile der 747 wieder vollkommen verwaisen.
Die Dreharbeiten stellten nur einen Teil der Nachrichtenproduktion dar. Das Videomaterial musste technisch nachbearbeitet werden, sodass aus den Gesichtern und Stimmen der Schauspieler die Gesichter und Stimmen der dargestellten Personen wurden. Patricia hatte festgestellt, dass es unmöglich war, im zivilen Bereich genügend Ausrüstung und Spezialisten aufzutreiben, um eintausendzweihundert Stunden Videoaufnahmen innerhalb weniger Monate nachzubearbeiten. Nach Gesprächen mit Oberst Warren, der die Problemstellung in einem Memo an die globalen Patrioten gerichtet hatte, war deshalb entschieden worden, einen anderen Weg zu beschreiten: Die Nachbearbeitung war Spezialisten der britischen RARAP übertragen worden, der Royal Agency for Research on Advanced Projects. Sie verfügte über die technischen und personellen Kapazitäten. Außerdem war sie grundsätzlich eine Organisation der Diskretion und Geheimhaltung. Die RARAP hatte sich bereit erklärt, an dem Projekt mitzuwirken. Man sah es als Herausforderung und als internen Test, die Möglichkeiten der Medienmanipulation auszuloten. Geholfen bei der Entscheidung der RARAP hatte die Tatsache, dass der Auftrag großzügig dotiert war.
Innerhalb kurzer Zeit hatte die RARAP eine dreißigminütige Testsequenz produziert. Als man sie neben einer Aufnahme der echten Judith Roth laufen ließ, waren Kopie und Original nicht voneinander zu unterscheiden. Probehalber hatte die RARAP auch eine Sequenz mit einer synthetischen Judith Roth produziert. Diese Version hatte jedoch nur fast echt gewirkt. Die größere Authentizität des digitalen Morphings lag darin, dass es trotz aller Fortschritte in der Videotechnik noch kein Programm gab, das in der Lage war, die Feinheiten der menschlichen Mimik reell nachzubilden.
Der Crew war am ersten Tag bei einem ausführlichen Briefing von Patricia Palmer eingeschärft worden, dass sie nicht umsonst eine Verschwiegenheitserklärung im Rahmen des Informationszugangsgesetzes unterschrieben hatte. »Sie wollen doch nicht im Gefängnis enden?«, hatte sie nicht ohne Pathos hinzugefügt.
Bis zum Ende der Dreharbeiten durfte niemand die Basis verlassen. Mangels Antennen funktionierten die Handys nicht. Außerdem hatte Patricia durchblicken lassen, dass die wenigen Festnetztelefone wahrscheinlich von der Defense Intelligence Agency, der National Security Agency, der Central Intelligence Agency, dem FBI oder allen zusammen überwacht wurden.
Jetzt war es endlich soweit, der erste Drehtag hatte begonnen. Nachdem der Regisseur
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