EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
genau. Die nicht-politischen, die vielleicht kürzlich stattgefunden und die Bevölkerung weich geklopft haben.«
Nachdem sie einige Minuten geschwiegen hatten, griff O’Brien das Gespräch wieder auf. Er wies Warren darauf hin, dass die Bewohner des auszuwählenden Dorfs nicht repräsentativ seien. Es fehle die städtische Bevölkerung. Da letztere aber weniger konservativ sei, spiele dies keine Rolle. »Wenn also die Dorfbewohner dieser Sache zustimmen, kann man getrost davon ausgehen, dass es die Stadtbewohner sowieso tun würden. Ich denke, das ist eine faire Annahme, die sich auch wissenschaftlich untermauern lässt«, beendete O’Brien seine Überlegung.
Der Herr Soziologe muss dann wohl noch mal über seine wissenschaftlichen Bücher gehen , dachte Warren. Nicht, dass er ihn nicht mochte, aber seine weltfremde akademische Nordstaatenarroganz ging ihm auf den Geist. Don’t mess with Texas! , grinste er zufrieden.
Noch drei Stunden bis Sandrock.
An diesem Montag war der Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Es galt, einen neuen Sprecher zu wählen. Sinshys Wahl war eine reine Formalität, die Abgeordneten waren nicht einmal vollzählig anwesend. Bereits nach dem ersten Wahlgang war die Sache entschieden. Sinshy gewann mit 188 Stimmen vor seinem republikanischen Konkurrenten, der 164 Stimmen erhielt.
Am Abend dieses Tages lag die offizielle Mitteilung an die Präsidentin Jeanne Adams auf ihrem Schreibtisch im Oval Office:
Resolved, That the Clerk be instructed to inform the President of the United States that the House of Representatives has elected ARTHUR CARRICK SINSHY, a Representative from the State of Massachusetts, Speaker of the House of Representatives of the One Hundred Fourteenth Congress, replacing THOMAS CALGARY, a Representative from the State of New York, who passed away in a tragic accident.
Attest: Clerk.
12
Mittwoch, 25. November 2015 I-Day – 290
Kurz vor 10 Uhr vormittags. Seit einer halben Stunde saß der Analytiker David Isler im Atrium des Hotels Beau Rivage in Genf. Von seinem Arbeitgeber, dem Strategischen Nachrichtendienst SND in Bern, hatte er erfahren, dass der Sprecher des US-Kongresses, Art Sinshy, sich für einige Stunden in der Schweiz aufhalten würde. Die Studie über das europäisch-amerikanische Verhältnis für den Bundesrat hatte Isler zwar längst abgegeben, aber als Analytiker war es Teil seiner Natur, Informationen nach der Manier eines Staubsaugers zu sammeln – um später zu entscheiden, ob er sie benötigen würde oder nicht. Er ahnte, dass die Regierung in der Angelegenheit wieder auf ihn zukommen würde.
Es passierte selten, dass wichtige US-Politiker in die Schweiz kamen. Sinshy stand als potenzieller Präsidentschaftskandidat, zusammen mit einem Dutzend anderer Politiker, spätestens seit seiner Wahl zum Sprecher auf Islers Beobachtungsliste. Von der Nähe zu Sinshy versprach er sich nicht allzu viel, aber schaden konnte es auch nicht.
Die letzte Textmitteilung, die ihm der SND auf sein Handy gesendet hatte, besagte, dass Sinshy und seine Entourage vor wenigen Minuten in Cointrin gelandet waren. Sinshys einziger Programmpunkt in Genf war ein Treffen mit dem Präsidenten der Sinshy Africa Foundation, einer Stiftung, die soziale Projekte auf dem Schwarzen Kontinent unterstützte. Isler hielt es für möglich, dass noch andere Treffen anberaumt waren.
Sinshys Büro hatte die Richard-Wagner-Suite im ersten Stock des Hotels gemietet. Wie dem Flugplan für die Weiterreise zu entnehmen war, wollte er nur für drei Stunden in der Schweiz bleiben.
Zur Tarnung hatte Isler nicht nur eine Zeitung dabei, sondern auch seine dreijährige Tochter Olivia. Als erfahrener Dienstler wusste er, dass die Leute vom Secret Service, die Sinshy nicht nur unmittelbar begleiteten, sondern sich bereits jetzt im Hotel aufhielten, und zwar nicht nur markiert durch dunkelblauen Anzug und Knopf im Ohr, ein feines Gespür für die unangemeldete Anwesenheit von Kollegen hatten. Ein Kleinkind auf dem Schoß, mit verwaschenen Jeans bekleidet, die verbliebenen Haare einen Tick zu lang und eine Boulevardzeitung lesend, war Isler optimal getarnt.
Einige ihm nicht bekannte Kollegen der Schweizerischen Bundespolizei befanden sich ebenfalls im Atrium, abgesehen von den uniformierten Polizisten der Stadt Genf.
Isler hatte sich an einen
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