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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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Kapazitätsengpässen beim Secret Service begründet wurde, mehr Unruhe verursacht, als ihr lieb war.
       Adams wusste, dass sie nichts zu verlieren hatte – andere in ihrer Position hätten dies wohl anders gesehen. Aber aus ihrer Sicht hatte sie alles erreicht, was es zu erreichen gab: Sie war als erste Frau ins Weiße Haus eingezogen.
       Sollte nach der Rede ein politischer Sturm losbrechen und der Kongress versuchen, sie unter einem Vorwand ihres Amtes zu entheben, könnte sie als letzte Worte bei ihrem Abtritt immer noch etwas von der Rache einer verschworenen Männergesellschaft reden, die ihren weiblichen Erfolg nicht verkraftete. Sie lachte zufrieden in sich hinein. Wenigstens könnte sie dann gehen im Wissen es wenigstens probiert zu haben.
       Nach intensiven Recherchen und Konsultationen war sie in den letzten Wochen zu dem Schluss gekommen, dass die Zeit für einen politischen Kurswechsel reif war. Das Land steckte in einer existenziellen Krise. Das Kartell der beiden Parteien hatte sich in den letzten Jahrzehnten in einer Verschwörung der Manipulation festgefahren. Sie wurde von den meisten Medien und vielen Akademikern und anderen gesellschaftlichen Vordenkern, aus Ignoranz oder anderen Motiven mitgetragen. Inzwischen war man in Washington Opfer der eigenen Propaganda geworden.
       Das Staatsdefizit, offiziell eintausend Milliarden Dollar, war in Wirklichkeit dreimal so hoch. Der Comptroller General – der oberste Revisor des Staates – hatte sich seit 1998 jedes Jahr geweigert, die Jahresrechnung der Regierung durch seine Unterschrift zu zertifizieren. Journalisten und Opposition waren dummerweise immer gerade dann abgelenkt, wenn sie durch die Seiten seines Statements im Finanzbericht der Vereinigen Staaten blätterten. Die Arbeitslosigkeit – offiziell 9 Prozent – lag irgendwo zwischen 15 und 20 Prozent. Niemand wusste es genau, und niemand wollte es wissen. Die Inflation war höher als 10 Prozent – offiziell natürlich weniger als 4 Prozent – und das Wirtschaftswachstum seit Jahren negativ. Alle großen Städte und die meisten Teilstaaten waren pleite. Die industrielle Basis, früher Dynamo der Wertschöpfung des Landes, hatte sich fast gänzlich in Luft aufgelöst. Dafür befand sich die Wall Street immer noch in einem nicht enden wollenden Höhenflug – denn das Plunge Protection Team hatte seit Jahren immer dann eingegriffen, wenn den Spekulanten Verluste drohten. Der Höhenflug des Dow Jones schrumpfte allerdings beträchtlich zusammen, wenn man die tatsächliche Dollar-Inflation berücksichtigte.
       Jeanne Adams wusste, dass jetzt die Zeit gekommen war, einen Schlussstrich unter die Parodie zu ziehen, zu der die amerikanische Wirtschaft verkommen war. Dafür war sie bereit, alles zu riskieren. Aber sie musste listig vorgehen.
       Sie hatte sich mit einem halben Dutzend Abgeordneten in Kongress und Senat verbündet. Noch mehr Abgeordnete aber würden ihr ab nächster Woche das Leben so schwer machen, wie sie nur konnten. Ganz zu schweigen vom Sprecher des Kongresses und den Medien.
       Sie ging gerade mit Francis Raffles, ihrem Berater und engsten Vertrauten im Weißen Haus, die Rede durch, als ihre ehemalige Kommilitonin und Busenfreundin Maya Shifter, die als Journalistin bei der New York Times arbeitete, ins Oval Office trat. Adams stand auf und umarmte sie. »Maya! Schön, dich zu sehen. Ich habe dich schon erwartet!«
       »Du machst es wirklich spannend. Was ist los? Willst du mich zu deiner neuen Pressesprecherin machen?«, begrüßte Maya Shifter die Präsidentin.
       »Ich komme dann am Nachmittag noch mal vorbei – dringende Termine«, sagte Raffles und verließ das Präsidentenbüro.
       »Pressesprecherin? Auf keinen Fall, Maya. Getrennt reisen, gemeinsam ankommen.«
       »Du sprichst in Rätseln. Gibst du mir wenigstens ein Exklusiv-Interview?«
       »Nicht jetzt«, wiegelte Adams ab. Sie setzten sich auf das Sofa.
       »Darf ich dich wenigstens noch mit Vornamen ansprechen?«
       »Vorläufig.« Adams weihte ihre Freundin in den verwegenen Plan ein. Nach einer Weile schüttelte Shifter zweifelnd den Kopf. »Sie werden dich vierteilen.«
       »Ich weiß.«
       »Und warum diese Heimlichtuerei? Selbst hier im Weißen Haus?«
       »Muss ich das wirklich erklären? Du weißt doch, wie es zugeht hier. Schon vergessen, dass Washington das größte Schlangennest der Welt ist?«
       »Ja sicher.« Shifter dachte nach. »Also gut. Ich werde

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