EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
die Island Princess die Stelle im Pazifik, über der sechs Tage zuvor die beiden Flugzeuge kollidiert waren. 31 Grad 27 Minuten Nord, 134 Grad 4 Minuten West. An Bord befanden sich eintausendfünfhundert Angehörige der Opfer.
Der Captain gab Anweisung, das Schiff zu stoppen. »Liebe Passagiere, wir haben unser Ziel erreicht. Wir werden hier verweilen, um Ihnen Gelegenheit zu geben, von Ihren Lieben Abschied zu nehmen. In einer halben Stunde beginnt auf dem Hauptdeck ein ökumenischer Gottesdienst«, gab er über das Lautsprechersystem bekannt.
Es war Mittag Ortszeit. Ein strahlend blauer Himmel floss in der Ferne in leichtem Dunst nahtlos in das Stahlblau des Pazifiks. Ein leichter Wind wehte über das Deck. Hoch oben waren einige Kondensstreifen zu sehen. Nichts schwamm auf der Wasseroberfläche, das an das Unglück erinnerte. Die nicht schwimmfähigen Wrackteile waren längst in der dunklen Tiefe versunken, der Rest von Strömung und Wind in alle Richtungen getrieben. Einige wenige Überbleibsel der Kollision hatten US Navy und Coast Guard in den letzten Tagen mit Netzen aus dem Meer gefischt.
Paul O’Brien stand mit seiner Frau Marie im Arm an der Reling und blickte stumm auf das Wasser.
Zwei Dutzend Seelsorger, Priester, Rabbis und Imame sowie Psychologen des Care Teams kümmerten sich um die Trauernden. Sie hörten zu, spendeten Trost, verteilten Taschentücher, nahmen Menschen in den Arm oder hielten sich diskret zurück.
Einige Meter von Paul entfernt standen Oberst Warren, Patricia Palmer und Floyd Landler. Paul hatte während der letzten zwei Tage vermieden, seine Frau mit ihnen in Kontakt zu bringen. Sie wusste zwar, wer sie waren; Paul musste aber auch in dieser schweren Zeit Marie gegenüber bei der offiziellen Erklärung seiner Tätigkeit in Washington bleiben. Sie lautete, dass er als Berater für eine militärische Filmproduktion arbeite.
Nachdem Paul den ersten Schock überwunden hatte, war er jetzt nicht mehr so sicher, ob es nicht vielleicht doch nur ein Unglück war. Vielleicht hatte er bei seinem Gespräch mit Patricia Palmer nach seiner Ankunft in O’Hare überreagiert. Warren hatte ihm bei mehreren Treffen in den letzten Tagen versichert, dass es keinerlei Hinweise auf eine andere Erklärung als eine Verkettung unglücklicher Umstände gäbe. Um seine eigene Sicherheit fürchtete Paul nicht.
Warren hatte ihn überreden können, dabeizubleiben. »Eugene hätte es mit Sicherheit so gewollt«, war der Satz, der Paul überzeugt hatte.
Die Angehörigen der Filmcrew hatten bisher keinerlei Verdacht geschöpft. Die Verstorbenen hatten ihnen erzählt, aus kommerziellen Gründen bis Ende 2015 nicht über das Filmprojekt sprechen zu dürfen. Dass es sich um ein militärisches Projekt handelte, wurde den Opfern erst nach ihrer Ankunft in Reglin erklärt. So gingen die Trauernden immer noch davon aus, es handle sich um eine konventionelle, wenn auch geheimniskrämerische Filmproduktion. Mit Sicherheit wären sonst sofort Verschwörungstheorien aufgekommen, wobei wohl niemand eine der Realität entsprechende differenzierte Theorie entwickelt hätte. Zu verworren und unwahrscheinlich war die Gruppe der inzwischen an Excess beteiligten Kreise. Die meisten hätten wohl einfach alles ›Washington‹ angelastet.
Warren, der nicht nur überzeugt war, dass der Tod des Flugzeughändlers Mike Miller in Zusammenhang mit dem Experiment stand, sondern auch, dass der Airbus nicht zufällig abgestürzt war, sorgte durch seine motivierenden Worte dafür, dass das Projekt wie geplant vorbereitet wurde. Nur so konnte er den Auftraggebern die Lektion erteilen, die sie nie vergessen würden – noch nie seit Beginn des Projekts war Warren dazu so entschlossen gewesen wie heute.
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Sonntag, 3. Januar 2016 I-Day – 251
Jeanne Adams war sich ihrer Sache sicher. Sie wusste, dass der nächste Montag – der Tag der Rede zur Lage der Nation – so oder so den Wendepunkt ihrer Präsidentschaft markierte. Was sie vorhatte, war nichts weniger als ein politischer Coup. Realistischerweise musste sie annehmen, dass man sie von mehreren Seiten erschießen würde – und das vielleicht nicht nur im metaphorischen Wortsinn.
Wenigstens wurden sie und ihre Familie seit Beginn des Jahres vom United States Marshals Service geschützt – nicht, dass sie dem Secret Service nicht traute, aber sicher war sicher . Allerdings hatte der Wechsel, der mit
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