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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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machen, was ich kann. Aber du weißt ja, die Chefredaktion.«
       »Natürlich. Wie immer.« Adams verdrehet die Augen. »Und?«
       »Was und?«, fragte Shifter.
       »Die Frisur?«
       »Wie in Stein gemeißelt, Frau Präsidentin!«
     
    Nur schon beim Gedanken an seinen eigenen Namen bekam Sinshy manchmal feuchte Augen. ›Arthur‹, Echo des Mythos Artus, des Königs von England und Wales. Er soll vor eintausendfünfhundert Jahren gelebt und seine Heimat gegen die eindringenden Angeln und Sachsen verteidigt haben. Artus, der genialische Anführer, nicht ganz von dieser Welt, der am Schluss nicht starb, sondern entrückte – auf die Andersweltinsel Avalon. Der Magier Merlin, der Heilige Gral, die Tafelrunde. Alles im Orbit des Artus.
       Dann ›Carrick‹, Sinshys zweiter Vorname – der Fels! Der Fels, auf dem Gott sein Reich bauen wollte! Gottes unerschütterliches Fundament auf Erden! Schließlich Sinshy, der Sündenscheue, der, dessen Handlungen Sünde a priori ausschlossen. Dass ›Sinshy‹ eine Anglisierung des bayerischen Namens ›Sinzig‹ war, störte Sinshy überhaupt nicht. Es liegt alles im Namen!
       In einen dicken Pelzmantel gehüllt saß Art Sinshy auf dem Findling am Rande seines Anwesens. Er hatte den riesigen Felsen vor einigen Jahren in einer aufwendigen Operation aus den Appalachen auf sein Grundstück transportieren lassen. Immer, wenn es seine Zeit erlaubte, saß er hier und dachte nach.
       Die eiskalte Winterluft war kristallklar. Sinshy konnte weit auf den Atlantik hinausblicken. Viele Gedanken gingen ihm heute durch den Kopf und fast alle drehten sich um die Präsidentin. Sie machte ihm Sorgen. Sie war undankbar. Sie setzte sich von ihm ab. Er hatte ihr immer geholfen. Seit er sie kannte. Sie war schließlich im Oval Office gelandet. Dort, wo sie hinwollte. Und jetzt das!
       Seit Wochen berichtete ihm sein Informant aus dem Weißen Haus Beunruhigendes. Angefangen hatte es mit Adams’ intensivem Kontakt zu Thomas Calgary, Sinshys Vorgänger im Sprecheramt. Er hatte ihr den Kopf verdreht mit seinen verrückten und naiven politischen Ansichten. Als Gott ihn sterben ließ, um den großen Plan nicht zu gefährden, war Adams schon so verwirrt, dass sie Calgarys wahnsinnige Ideen auch ohne seine Einflüsterei weiter verfolgte. Jetzt war sie vollends durchgedreht! Nicht nur, dass sie dem Secret Service das Vertrauen entzogen hatte und sich von den Marshals schützen ließ. Wie Sinshy von seinem Informanten wusste, plante Adams für den nächsten Montag nichts weniger als einen politischen Putsch! Er hatte sie überschätzt. Er hätte schwören können, sie würde Augenmaß bewahren und als Präsidentin nur Schritte unternehmen, die auch zu verantworten waren. Und jetzt dieser Alleingang! »Du hast mich so enttäuscht« , flüsterte Sinshy in den Wind.
       Aber Adams’ Undankbarkeit würde ihn nicht von seinem Weg abbringen. Als Sprecher des Kongresses hatte er die besten Voraussetzungen für den Sprung ins Weiße Haus. Dann mache ich es eben selber!
       Die Texas Times erschien seit diesem Jahr landesweit. Ihr neuer Chefredakteur Luce Brencis hatte seine Bewährungsprobe bereits bestanden. Ohne dass dazu eine Absprache nötig gewesen wäre, hatte er in seinem ersten Leitartikel – ›Was hat die Präsidentin vor?‹ – Adams’ Entscheidung über den Schutz ihrer Person thematisiert: ›Wenn die Präsidentin ihren eigenen Beschützern nicht mehr traut, wie soll dann die Bevölkerung der Präsidentin trauen?‹, hatte Brencis es hingedreht. Unlogisch – aber wirksam!
       Sinshy lächelte. Vielleicht ahnte die Präsidentin es nicht einmal, aber mit ihren neuen politischen Ideen – diesem wirren Zeug! – legte sie sich quer zu seinem Plan. Gottes Plan! Und machte damit ihren größten Unterstützer zu ihrem größten Feind. Sinshys Informant hatte ihm gesagt, Adams wolle nächste Woche eine Lawine lostreten. Arme Jeanne! Du wirst als Erste begraben.  
       Sinshy stand auf, kletterte vom Felsen, und stapfte durch den Schnee zu seiner Kapelle. Ein Gespräch mit Gott würde ihm gut tun.
       An der Kapelle angekommen, zog er seine Lederhandschuhe aus und fummelte den Schlüssel aus der Hosentasche. Er schob die schwere Holztür auf und trat ein. Nachdem er sie von innen verriegelt hatte, ertastete er den Schalter. Klick. Ein seltsames Licht erhellte die Kapelle. Weil es so kalt war – die Kapelle war unbeheizt –, zog er das Papstgewand über den Pelzmantel an.

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