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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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gehemmt, dann plötzlich heftig und kraftvoll. Ihre Intensität machte ihm Angst, aber nur für einen Moment.
    Ein Gott sein, das muss etwas wie dies sein.
    Er rollte von ihr. Er zeigte zu den Sternen und nannte ihr viele mit Namen, wohl mehr als die Hälfte von ihnen falsch, aber das brauchte sie nicht zu wissen. Er teilte seine Träume mit ihr. Später taten sie es ein zweites Mal, und es war noch besser.
    Dann schwammen sie im kleinen See und kamen frierend und lachend heraus. Als er sie nach Haus brachte, spülte sie ihre Pille mit Chartreuse hinunter. Er bekannte ihr seine Liebe.
    Noch nach Jahren schickten sie sich regelmäßig Weihnachtskarten.

Kapitel 41
     
    Die achte Welt von Alpha Centauri B hatte bis auf den anderthalbfachen Luftdruck manche Ähnlichkeit mit der Erde und war wegen ihres angenehmen Klimas beliebt. Müller verbrachte dort seine zweite Hochzeitsreise. Zugleich war es eine Geschäftsreise, denn es hatte Schwierigkeiten mit den Siedlern gegeben, die die Preise ihrer Landesprodukte zu niedrig bemessen fanden und auf einem neuen Handelsvertrag bestanden.
    Müllers Konferenzen mit den Regierungsfunktionären verliefen nach dem üblichen Schema; beide Seiten bekräftigten zunächst ihre unterschiedlichen Standpunkte, um schließlich den von Anfang an unvermeidlichen Kompromiss anzusteuern. Danach verbrachten Nola und er als Gäste der Regierung zwei Wochen in einer Luxusherberge am Rand eines kilometertiefen Meteorkraters und eine weitere auf der zehnten Welt des Systems. Nola war, anders als Lorain, von der reiselustigen Art. Sie würde ihn auf vielen seiner Reisen begleiten.
    In Raumanzügen schwammen sie in einem See aus flüssigem Methan. Sie rannten lachend über einen Strand aus Ammoniak. Nola war so groß wie er, mit kräftigen Beinen, dunkelrotem Haar und blaugrünen Augen. Sie umarmten sich in einem warmen Zimmer über einem einsamen Meer, das sich tot und verlassen über Tausende von Kilometern erstreckte.
    »Für immer«, sagte sie.
    »Ja. Für immer.«
    Bevor die Woche endete, stritten sie erbittert. Aber es war nur ein Spiel; denn je wilder sie stritten, desto leidenschaftlicher war die Versöhnung. Für eine Weile. Später hörten sie auf zu streiten, weil sie es nicht der Mühe wert fanden. Als der Optionstermin ihres Ehevertrags kam, wollte keiner von ihnen die Erneuerung. Jahre danach, als er schon ein bekannter Mann war, bekam er manchmal freundliche Briefe von ihr. Nach seiner Rückkehr von Beta Hydri IV hatte er sie aufsuchen wollen. Nola, so hatte er gedacht, würde ihm in seiner schwierigen Lage helfen. Sie würde sich nicht von ihm abwenden. Um der alten Zeiten willen würde sie es nicht tun.
    Aber sie war mit ihrem siebten Ehemann auf Reisen.

Kapitel 42
     
    Der Chirurg sagte: »Es tut mir leid, lieber Freund. Wir können nichts für Sie tun. Ich möchte nicht gern falsche Hoffnungen wecken. Wir haben das gesamte Netzwerk Ihrer Gehirnströme aufgezeichnet. Wir können die Veränderung nicht lokalisieren. Ich bedaure es aufrichtig.«

Kapitel 43
     
    Er hatte neun Jahre Zeit gehabt, seine Erinnerungen zu sortieren und sein Gedächtnis zu schärfen. Er hatte einige Hefte mit Aufzeichnungen gefüllt, aber das war in den frühen Jahren seines Exils gewesen, als er besorgt gewesen war, seine Vergangenheit könne ihm entgleiten. Er entdeckte aber, dass die Erinnerungsbilder mit zunehmendem Alter schärfer und deutlicher wurden. Vielleicht war es das Training. Er konnte Ansichten, Geräusche, Gerüche, Stimmungen wiederbeleben. Er konnte ganze Gespräche überzeugend rekonstruieren. Er konnte die römischen Kaiser und die ägyptischen Pharaonen in der richtigen Reihenfolge aufsagen, vom ersten bis zum letzten. Er kannte die Namen der Mädchen auswendig, mit denen er geschlafen hatte.
    Er gestand sich ein, dass er zurückkehren würde, wenn sich ihm eine Gelegenheit böte. Alles andere war Heuchelei und Prahlerei gewesen. Er wusste, dass er weder sich noch Ned Rawlins hatte täuschen können. Seine Verachtung für die Menschheit war echt und wie er glaubte, wohlbegründet, aber nicht der Wunsch, isoliert zu bleiben. Er wartete auf Rawlins' Rückkehr. Während er wartete, trank er mehrere Becher Schnaps; er unternahm zwei Jagdausflüge und tötete mehr Tiere, als er in einem Jahr verzehren konnte; er führte Zwiegespräche mit sich selbst; er träumte von der Erde.

Kapitel 44
     
    Rawlins rannte. Müller, der hundert Meter tief in Zone C stand, sah ihn atemlos und mit gerötetem

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