Exil im Kosmos: Roman (German Edition)
mir aus wahrscheinlich nicht getan haben würde. Er dachte, es würde mir helfen, Ihre Sympathie zu gewinnen.«
»Boardman ist hier? Hier auf Lemnos?«
»In Zone F. Er hat dort ein Lager errichten lassen.«
»Charles Boardman?«
»Er ist hier, ja. Ja.«
Müllers Gesicht war steinern. Dahinter war Chaos. »Warum hat er alles das gemacht? Was will er mit mir?«
Rawlins sagte: »Sie wissen, dass es im bekannten Universum eine dritte intelligente Rasse gibt, außer uns und den Hydranern?«
»Ja. Man hatte sie gerade entdeckt, als ich die Erde verließ. Das war der tiefere Grund, warum ich die Hydraner besuchte. Ich sollte die Voraussetzungen für eine spätere Verteidigungsallianz mit ihnen prüfen, bevor diese anderen Leute vom fernen Ende der Galaxis in Verbindung mit uns träten. Ich konnte meinen Auftrag nur in einem negativen Sinn erfüllen, weil es zu keiner Verständigung mit den Hydranern kam. Aber was hat dies mit Boardmans und Ihrem Besuch hier zu tun?«
»Was wissen Sie über diese fremde Rasse?«
»Sehr wenig«, antwortete Müller. »Nicht mehr als ich eben sagte. Als ich eines Tages von Boardman eingeladen und gefragt wurde, ob ich nach Beta Hydri Vier gehen wolle, hörte ich das erste Mal von diesen Fremden. Boardman erzählte es mir, aber er wollte nichts weiter über sie sagen. Er erklärte nur dass sie äußerst intelligent seien – eine überlegene Spezies, so drückte er sich aus, glaube ich –, und dass sie sich vom zentralen Teil der Galaxis bis in unsere Bereiche ausgebreitet hätten, so dass wir eines Tages mit einem Besuch von ihnen rechnen könnten.«
»Heute wissen wir mehr über sie«, sagte Rawlins.
»Sagen Sie mir zuerst, was Boardman mit mir anfangen will«, fiel Müller ein.
»Alles der Reihe nach, dann ist es leichter.« Rawlins grinste, vielleicht ein wenig angetrunken. Er setzte sich mit dem Rücken an das Steinbecken und streckte die Beine von sich. »Wenn ich sagte, dass wir heute mehr über sie wissen, so bedeutet das nicht, dass wir sehr viel wissen. Wir schickten zwei unbemannte Sondenschiffe in die Gegend, wo damals fremde Flugkörper beobachtet worden waren, tausend oder mehr Lichtjahre von hier. Ich kenne die Details nicht, aber es waren Sondenschiffe mit allen möglichen Geräten. Die Daten ihrer Reise sind noch nicht freigegeben, aber ich hörte, dass sie einige Kugelsternhaufen untersuchten und, angelockt von Radiosignalen, einen Planeten fanden, der von einer hochentwickelten Rasse sehr merkwürdiger Fremder bewohnt wird.«
»Wie merkwürdig?«
»Sie können offenbar im ganzen Spektrum sehen«, sagte Rawlins. »Ihr hauptsächlicher Wahrnehmungsbereich ist in den hohen Frequenzen. Sie sehen durch das Licht von Röntgenstrahlen. Sie scheinen auch in der Lage zu sein, die Radiofrequenzen zum Sehen einzusetzen, oder mindestens, um eine Art sensorischer Information daraus zu beziehen. Sie nehmen fast alle Wellenlängen dazwischen auf, nur das sichtbare Spektrum zwischen Infrarot und Ultraviolett scheint sie nicht sonderlich zu interessieren.«
»Augenblick«, sagte Müller. »Sinnesorgane, die auf den Längen von Radiowellen arbeiten? Haben Sie eine Ahnung, wie lang Radiowellen sind? Wenn sie aus einer einzigen Welle Informationen beziehen wollen, brauchten sie Augen oder Rezeptoren von gigantischen Ausmaßen. Wie groß sollen diese fremden Wesen sein?«
»Sie könnten Elefanten zum Frühstück essen«, sagte Rawlins.
»Intelligentes Leben wird nicht so groß.«
»Wo liegen die Grenzen? Sie kommen von einem Riesenplaneten, dessen Dichte sehr gering ist Gasozeane. Sie schweben darin.«
»Und solche Riesenwale sollen eine technologische Zivilisation entwickelt haben?«, fragte Müller ungläubig. »Sie wollen mir erzählen …«
»Sie haben«, sagte Rawlins. »Ich sagte Ihnen, es sind sehr merkwürdige Fremde. Sie können Maschinen und Geräte nicht selbst bauen. Aber sie haben Sklaven.«
»Ah«, sagte Müller.
»Wir fangen erst an, alles das zu verstehen, und natürlich habe ich selbst nicht viele Informationen, aber wie ich es sehe, verwenden diese Wesen niedrigere Lebensformen, indem sie sie zu radiogesteuerten Robotern machen. Anscheinend arbeiten sie mit allem, was beweglich ist und greifen kann. Wahrscheinlich haben sie mit bestimmten Tieren ihres eigenen Planeten angefangen, irgendeinem Wesen an der Schwelle zur Intelligenz, und mit seiner handwerklichen Hilfe einen Raumantrieb entwickelt. Dann kamen sie zu benachbarten Planeten – Planeten mit festen
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