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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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derselben Seite der Intelligenzgrenze ist wie sie selbst. Und wenn wir ihnen irgendwie zeigen könnten …«
    »Sie sehen, dass wir Städte mit Häusern und Verkehrsmitteln haben«, sagte Müller. »Sie müssen wissen, dass wir einen überlichtschnellen Antrieb für Raumschiffe besitzen. Sind das nicht Beweise für eine höhere Intelligenzstufe?«
    »Biber bauen kunstvolle Dämme«, sagte Rawlins. »Aber wir treffen keine Abkommen mit Bibern. Wir zahlen ihnen keine Entschädigungen, wenn wir ihre Sumpfgebiete trockenlegen. Ja, wir machen Jagd auf sie. Wir wissen, dass die Gefühle eines Bibers nicht zählen.«
    »Wissen wir das?«, entgegnete Müller. »Oder haben wir einfach willkürlich entschieden, dass Biber entbehrlich sind und sogar als Schädlinge betrachtet werden müssen, weil sie unseren Vorstellungen von rationeller Landschaftsnutzung entgegenarbeiten? Und was ist das für ein Gerede von einer Intelligenzgrenze? Es gibt ein ununterbrochenes Spektrum von Intelligenz, beginnend bei den Protozoen und aufwärts über die Primaten. Wir sind intelligenter als die Schimpansen, gewiss, aber ist das ein qualitativer Unterschied? Jeder halbwegs gebildete Mensch weiß heute, dass es ein quantitativer Unterschied ist, und sonst nichts.«
    »Ich will nicht mit Ihnen über Naturphilosophie streiten«, sagte Rawlins heiser. »Ich versuche Ihnen zu erklären, wie die Situation ist – und wie sie sich auf Sie auswirkt.«
    »Ja. Was sie mich angeht.«
    »Boardman glaubt, dass wir die Eindringlinge wirklich dazu bewegen können, unseren Teil der Galaxis in Ruhe zu lassen, wenn wir ihnen zeigen, dass wir ihnen im Intelligenzgrad näher sind als ihre übrigen Sklaven. Wenn wir ihnen klarmachen, dass wir Gefühle, Bedürfnisse, Ambitionen, Träume haben. Dass wir wissen.«
    Müller spuckte aus. »Hat nicht ein Jude Hände, Gliedmaßen, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht?«
    »So etwa, ja.«
    »Wie wollen Sie ihnen das zu Bewusstsein bringen, wenn sie keine verbale Sprache verstehen?«
    »Sehen Sie es nicht?«
    »Nein, ich – ja. Mein Gott, ja!«
    »Unter allen Milliarden Menschen haben wir einen Mann, der zur Kommunikation mit anderen keiner Worte bedarf. Er sendet seine Gefühle aus, sein ganzes Wesen. Seine Seele. Sein Wissen und Denken. Wir wissen nicht, welche Frequenz er verwendet, aber sie könnten es wissen.«
    »Ja. Ja.«
    »Und so wollte Boardman Sie bitten, der Menschheit noch einen weiteren Dienst zu leisten. Zu diesen Fremden zu gehen. Ihnen Gelegenheit geben, Ihre Aussendung aufzufangen. Ihnen zeigen, was wir sind. Dass wir etwas mehr sind als Tiere.«
    »Warum dann das Gerede, mich zur Erde zurückzubringen und zu heilen?«
    »Ein Vorwand. Wir mussten Sie irgendwie aus dem Labyrinth locken. Sobald Sie draußen wären, würden wir Ihnen die Wahrheit gesagt und Sie um Ihre Hilfe gebeten haben.«
    »Mit dem Eingeständnis, dass es keine Heilung gibt?«
    »Ja.«
    »Was bringt Sie auf den Gedanken, ich würde einen kleinen Finger heben, um die Menschheit und ihre Welten vor einer Fremdherrschaft zu bewahren?«
    »Ihre Hilfe würde nicht unbedingt freiwilligen Charakter tragen müssen«, sagte Rawlins.

Kapitel 45
     
    Nun kam alles zurückgeflutet, der Hass, die Furcht, die Eifersucht, die Bitterkeit, der Spott, die Verachtung, die Verzweiflung, der Kummer, der Zorn, das Feuer. Müller kochte. Er sagte nur wenige Worte; der Rest ergoss sich stumm aus seinem Innern, nichts zurückgehalten, ein Gießbach von Wut.
    Als der wilde, krampfhafte Anfall vergangen war, sagte Müller: »Boardman würde mich bei den Fremden abladen, mit oder ohne meine Zustimmung?«
    »Ja. Er sagte, dies sei zu wichtig, um Ihnen freie Wahl zu lassen. Ihre Wünsche seien irrelevant. Das Wohl der Mehrheit stehe über den Vorstellungen eines einzelnen.«
    Mit tödlicher Ruhe sagte Müller: »Sie sind Teil dieser Konspiration. Warum haben Sie mir alles das erzählt?«
    »Ich habe gekündigt.«
    »Natürlich!«
    »Wirklich. Es ist wahr. Ich habe mitgemacht, ja. Ich habe Boardman geholfen. Alles was ich Ihnen sagte, war gelogen. Aber ich wusste nichts vom letzten Teil – dass man Ihnen keine Wahl lassen würde. Da war bei mir Schluss. Ich konnte das nicht zulassen. Ich musste Ihnen die Wahrheit sagen.«
    »Sehr rücksichtsvoll. Nun habe ich zwei Möglichkeiten, nicht wahr? Ich kann mich hier herausschleifen lassen, um wieder das willenlose Werkzeug Boardmans zu sein – oder ich kann mich töten und die

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