Exil im Kosmos: Roman (German Edition)
antwortete Müller. »Ich handle nur folgerichtig. Die Galaktiker können Sie lebendig auffressen, Boardman, mich soll es nicht kümmern. Würde es Ihnen nicht gefallen, Sklave zu sein? Irgendwo unter Ihrem Schädel würden immer noch Sie da sein und nach Befreiung schreien, während die Radiobotschaften Ihnen sagten, welchen Arm Sie heben und welches Bein Sie vorsetzen sollten. Ich wünschte, es wäre mir noch vergönnt, das zu sehen. Aber da Sie schon hier sind, mich mit Gewalt zu holen, bleibt mir nichts als die Energiefalle. Wollen Sie mir nicht eine gute Reise wünschen? Kommen Sie, geben Sie mir die Hand! Lassen Sie sich noch mal eine gute Dosis von mir verabreichen. Dann werde ich aufhören, andere durch meine Gegenwart zu beleidigen.«
Müller hob einladend die Hand und bleckte seine Zähne in einem unmenschlichen Lächeln. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht.
»Kommen Sie wenigstens mit mir in Zone F hinaus«, sagte Boardman. »Wir setzen uns zusammen und diskutieren diese Sache in Ruhe bei einem guten Tropfen. Ja?«
Müller lachte rau. »Seite an Seite?«, höhnte er. »Ein netter kleiner Trick aus Ihrer Kiste, Boardman, aber Sie haben eins vergessen: Sie würden Ihren guten Tropfen erbrechen. Sie könnten es nicht ertragen.«
»Ich bin bereit zu reden.«
»Das glaube ich! Aber am Ende würde es doch nach Ihrem Plan gehen, notfalls mit Gewalt, nicht wahr? Eine Diskussion, deren Ergebnis vorher feststeht, ist überflüssig. Nein, ich habe gesagt, was zu sagen war. Genug davon.«
Müller wandte sich um und entfernte sich langsam in nordwestlicher Richtung, eine hagere, sehnige Gestalt, deren schleppende Bewegungen bittere Hoffnungslosigkeit spiegelten. Boardman sah ihm nach. Ottavio und Walter standen links von ihm, Reynolds und Greenfield zu seiner Rechten. Rawlins stand allein abseits.
Boardman fühlte seinen Rücken prickeln. Eine tiefe Erregung, wie er sie nicht gekannt hatte, seit er ein junger Mann gewesen war, wallte in ihm auf. Er wartete, bis Müller acht oder neun Schritte getan hatte, dann gab er seinen Leuten ein Zeichen.
Greenfield und Reynolds sprangen los.
Mit leichtfüßigen, katzenhaften Sätzen jagten sie Müller nach und packten seine Arme, bevor er wusste, wie ihm geschah. Boardman sah die Verfärbung ihrer Gesichter, als sie Müllers volle Ausstrahlung empfingen, doch sie ließen nicht locker. Müller kämpfte, stieß um sich, versuchte sich loszureißen und auszubrechen. Walter und Ottavio waren nun auch über ihm. Im zunehmenden Zwielicht taumelten die Ringenden im Handgemenge hin und her, eine seltsame Laokoongruppe: während zwei Männer Müllers Arme und Oberkörper umschlangen, versuchten die beiden anderen seine zappelnden und stoßenden Beine festzuhalten und vom Boden zu heben. Eine Betäubungswaffe hätte es leichter gemacht, dachte Boardman. Aber Betäubungswaffen waren manchmal riskant, weil sie bei Menschen zu Herzversagen führen konnten, und Müller war kein junger Mann mehr.
Einen Moment später war der ungleiche Kampf entschieden, und Müller lag auf dem Rücken. Seine vier Gegner kauerten auf seinen Armen und Beinen und hielten ihn nieder.
»Gut so«, sagte Boardman. »Entwaffnet ihn.«
Sie durchsuchten ihn. Greenfield zog die kleine schwarze Kugel mit dem Fenster aus einer Tasche. »Das ist alles, was er bei sich hat«, sagte er.
»Vergewissern Sie sich genau, Greenfield, dann lassen Sie Müller aufstehen. Ottavio und Reynolds halten ihn bei den Armen.«
Die erneute Durchsuchung förderte keine versteckten Waffen zutage. Sie mussten Müller aufheben und auf die Beine stellen. Er hielt sich bewegungslos, das Gesicht starr, die Augen steinern. Es waren die Haltung und der Ausdruck eines Mannes, der vor dem Block des Scharfrichters steht.
»Es tut mir leid, Müller«, sagte Boardman. »Sie ließen uns keine andere Wahl.«
Müllers Gesicht war dunkel vor Hass. Aber er sagte nichts, noch bewegte er sich.
Boardman winkte seinen Leuten. »Lasst ihn los. Tretet fünf Schritte zurück und fasst ihn nicht an, es sei denn, er versucht auszubrechen.«
Als Müller weiterhin schwieg, fuhr Boardman zu ihm gewandt fort: »Wenn wir müssen, werden wir Sie in Schaumstoff verpacken und aus dem Labyrinth zum Schiff tragen, Müller. Und auch danach werden Sie in Ihrem Schaumstoffkokon bleiben, selbst wenn Sie den Fremden begegnen. Sie werten absolut hilflos sein. Ich würde Ihnen das ungern antun, Müller. Die andere Möglichkeit ist willige Zusammenarbeit. Gehen Sie
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