Exil
ich möchte, dass er es noch einmal macht. Er ist mindestens fünfunddreißig; er könnte mein Vater sein – fast. Als ich ihn zum ersten Mal traf, hielt ich Stefano für einen Gott, diese kleine Pissnelke. Victor nimmt die zweite Zigarette aus dem Aschenbecher, als wäre es vollkommen normal, und unterhält sich mit Alison. Der Klang seiner Stimme wirkt gleichzeitig beruhigend und erregend. Gern würde ich die Augen schließen und einfach nur zuhören. Ich fühle mich schwach. Idiotisch. Alison steht auf, um zur Toilette zu gehen. Zwei schwarze Mädchen an der Bar beobachten Victor und mich, sie sind auf der Jagd nach einem weißen Fisch. Ich zeige mit der Hand auf sie und sehe Victor dabei an.
»Welche von den beiden ist deine?« Er folgt meinem Blick, dann sieht er wieder mich an.
»Keine. Ich mag nur dünne weiße Mädchen mit einem hübschen Busch.«
»Diese Mary war nicht besonders dünn.«
»Das ist ja das Problem«, sagt er. Ich werde rot und will ihn fragen, wo sie ist. Und wann wir uns sehen. Doch Alison kommt zurück.
»Wir müssen los«, sagt sie, und schon, als wir zum Parkplatz gehen, vermisse ich ihn; ich werde panisch, weil … wann werde ich ihn wiedersehen? Ich würde gern weinen, ich möchte, dass er mich umarmt, nur ein bisschen. Was passiert jetzt? Victor begleitet uns nach draußen. Wir verabschieden uns, steigen ins Auto, fahren. Wie komme ich heute Abend hier raus? Und ist diese Mary wirklich aus dem Spiel?
»Hatte er nicht eine Freundin?«, frage ich Alison.
»Doch. Mary. Sie ist in England, um ihr Kind zur Welt zu bringen.« Ein Kälteschauer durchfährt mich.
»Ihr Kind?«
»Ja, sie kommt ungefähr einen Monat nach mir nieder.« Alisons Stimme klingt gereizt. Aber ich war vor vier Monaten in Kigamboni, und ich hatte zwei Tage Sex mit Victor, ständig. Ich hatte seinen Schwanz im Mund. Und Mary war damals bereits … im dritten Monat. Natürlich hat er es gewusst. Ich starre auf die Fahrbahn, während Alison fortfährt: »Und mir graut schon davor, dass sie hierher kommt und wir als zwei frisch gebackene Mütter zusammen spazieren gehen sollen. Diese Mary ist wirklich eine Pub-Hure. In ihrem Schädel findet sich nicht ein einziger eigenständiger Gedanke.«
Ich zwinge mich zum Reden, damit Alison nicht merkt, dass mit mir etwas nicht in Ordnung ist. Damit sie mir nicht den Kopf zuwendet und sieht, dass meine Züge entgleist sind.
»Kann sie ihr Kind nicht hier zur Welt bringen? So wie du?«
»Sie will nicht in einem Negerkrankenhaus gebären«, faucht Alison.
»Engländer.«
Türschwelle
Das Taxi fährt auf der dunklen Straße in Richtung Norden, der Wind kommt vom Hafen und riecht nach Salz und Tang. Alles ist dunkel, kein Strom. Erst am Africana ist Licht. Sie müssen ihren eigenen Generator haben. Es ist nahezu menschenleer. Victor schwimmt Bahnen im Pool. Ich stelle mich an den Rand, bis er mich sieht.
»Samantha! Du bist gekommen?«
»Du …«, mir versagt die Stimme, als er sich elegant mit den Armen auf den Rand schwingt, direkt neben mich. Tropfend steht er auf.
»Komm«, sagt er und hebt mich hoch; ich sehe, dass die Kellner hinter der verlassenen Bar uns beobachten. Victor geht los, trägt mich wie eine Braut über die Schwelle seines Bungalows. »Ich habe dich vermisst, Samantha. Es gibt keine anderen Mädchen, die mich glücklich machen können.«
»Aber …«, stammele ich, als er mich in der Dunkelheit aufs Bett legt. Er beugt sich herab und küsst mich.
»Kein Aber«, sagt er und knöpft meine Bluse auf – meine Brustwarzen summen.
»Mary«, bringe ich heraus. Ich hatte damit gerechnet, dass er bei dem Namen zusammenzucken würde, aber er reagiert kaum, öffnet den letzten Knopf, streichelt meine Brüste, drückt eine Brustwarze vorsichtig zwischen seinen starken Fingern und küsst sie. Er spricht langsam und ruhig, als er meine Shorts öffnet: »Ich gehe nicht davon aus, dass sie zurückkommt. Es war ein Fehler, dass ich sie geschwängert habe. Ich bin nicht einmal sicher, dass es mein Kind ist. Und sie weiß genau, dass es vorbei ist.«
Er zieht mir die Shorts und mein Höschen gleichzeitig aus und vergräbt sein Gesicht zwischen meinen Schenkeln. Wir lieben uns.
Razzia
Durch den Lärm, den Victor veranstaltet, wache ich früh auf. Er packt. Ich sehe mich im Zimmer um. Es stehen Waffen herum, ein Gewehr und zwei Maschinengewehre. Die Holzkiste ist verschwunden.
»Ich muss los, ein Job«, sagt er. Ich steige aus dem Bett und umarme ihn von hinten,
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