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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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lege meine Wange an seine Schulter und lasse meine Hand über die Haare auf seiner Brust gleiten.
    »Guten Morgen, du Schöne«, sagt er. Ich gehe ins Bad. Die Maschinengewehre und das Gewehr liegen auf dem Bett, als ich fertig bin. Es klopft.
    »Wer ist da?«, ruft Victor laut.
    »Polizei. Aufmachen!«
    »Leg dich da drauf«, sagt Victor leise und zeigt auf die Waffen auf dem Bett. »Du bist wach.« Er wendet sich der Tür zu. »Ich komme schon.«
    Ich bin nackt, und der kantige Stahl fühlt sich an meinen Schenkeln, meinem Hintern und meinem Rücken kalt und hart an. Victor steht neben der Tür, bereit zum Öffnen, während ich mich zurechtlege und die Decke über mich und die Waffen ziehe. Mein Nacken liegt auf dem Kissen am Kopfende, und ich halte die Bettdecke direkt über meine Brüste. Victor öffnet die Tür. Die Polizisten kommen herein und starren mich an, ich bin nackt unter der Decke, und das können sie sich sehr wohl vorstellen. Sie schauen sich um, wollen Victors Papiere sehen. Durchwühlen seine Taschen. Ich sage nichts. Die Polizisten sehen nicht, wie jung ich im Verhältnis zu Victor bin, denn ich bin weiß, und den meisten Afrikanern fällt es schwer, das Alter von Weißen zu schätzen.
    »Gibt es ein Problem?«, fragt Victor.
    »Wir untersuchen etwas«, antwortet einer der Polizisten und sieht sich um, er hat nichts gefunden.
    »Dann lassen Sie uns rausgehen, damit meine Frau sich etwas anziehen kann«, sagt Victor.
    Sie verlassen das Zimmer. Ich stehe auf, arrangiere die Decken so, damit die Waffen nicht zu sehen sind, und ziehe mich an. Vollständig bekleidet zünde ich mir eine Zigarette an, als Victor wieder das Zimmer betritt.
    »Sie kommen eigentlich nur, um geschmiert zu werden«, sagt er.
    »Ist jemand hinter dir her? Wirst du rausgeschmissen?«
    »Nein. Aber es könnte sein, dass jemand sich verplappert hat.«
    »Wer?«
    »Das könnten alle möglichen Leute sein. Du vielleicht?« Er grinst.
    »Nein, ich würde dich am liebsten hier behalten. Und warum?«
    »Vielleicht war es Alison, weil sie dich nicht bei mir sehen will.«
    »Alison weiß nicht, dass wir zusammen sind.«
    »Vielleicht dein Vater?«, überlegt Victor.
    »Warum sollte er dich loswerden wollen?«
    »Weil er mir Geld schuldet«, antwortet Victor. »Oder damit ich mich von seiner Tochter fernhalte.« Wieder lächelt er, während er langsam ans Bett kommt.
    »Er weiß es auch nicht«, sage ich.
    »Bist du sicher?«
    »Ja, sonst hätte er mich verprügelt.«
    »Wirklich?«
    »Ich glaub schon.«
    Gastfreundschaft
    Victor ist unterwegs, möglicherweise mehrere Wochen. Vielleicht hat Mick ihn bei der Polizei angezeigt. Ich denke häufig darüber nach. Mick.
    Meine Schwester hat eine Menge Leute zum Abendessen eingeladen. Ich habe Jack eingeladen.
    »Kommt noch jemand, den ich kenne?«, frage ich Alison. Hauptsächlich, um zu erfahren, ob Vater auftaucht.
    »Ich habe Vater gesagt, er könnte Victor mitbringen.« Victor! Vielleicht ist er bereits zurück.
    »Wieso willst du Victor sehen?« Ich weiß, dass Alison es nicht mag, dass wir von Vaters Geschäften gelebt haben. Victor treibt dasselbe. Und Alison mochte es auch nicht, dass wir als Kinder unseren Vater kaum gesehen haben. Darum hat sie einen sesshaften Mann geheiratet. Sie sieht Frans so oft, wie sie möchte, und so wird es dem Kind auch gehen.
    »Ja, es war blöd, ihn einzuladen«, erwidert Alison wütend. »Aber ich kann nicht einfach nur mit den Frauen von Frans’ Freunden reden, ich meine … die sind einfach nur langweilig.«
    »Was ist mit Mick?«
    »Er konnte nicht.«
    »Wieso nicht?«
    Alison sieht mich an: »Glaubst du, es könnte daran liegen, dass du ihm gegenüber immer so abweisend bist?«
    Ich sage nichts dazu, sondern frage: »Und Vater?«
    »Ich weiß es nicht, Samantha. Ich … du wohnst hier, also musst du damit leben, wer kommt, und wenn du das nicht kannst, dann …« Sie rollt mit den Augen, zuckt die Achseln, dreht sich um und watschelt in die Küche. Die Gastfreundschaft verbraucht sich.
    Stillstand
    »Mein Vater schickt mich nach Hause«, erzählt mir Jack vor dem Haus. Er will nicht mit hereinkommen, obwohl er zum Abendessen eingeladen ist; die Gäste kommen in einer halben Stunde.
    »Aber wieso?«
    »Dieser Marine als Barbecue in der Oysterbay.«
    »Aber das war doch nicht deine Schuld.«
    »Nein, aber ich kenne die Jungs. Nehme Drogen mit ihnen. Hänge mit ihnen herum, trinke. Er hält auch nichts davon, dass ich mit Männern ins Bett

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