Exil
Schweißperlen auf seinem nackten Oberkörper gebildet, und das Handwerksgerät liegt in einem Eimer Wasser, damit er sich nicht die Finger verbrennt, wenn er danach greift.
Ein paar Abende später taucht ein Taxi am Tor auf. Juma kommt an die Tür.
» Mzee hat ein Taxi nach dir geschickt. Deine Schwester bekommt ihr Kind.« Ich springe ins Auto, fahre hin. Es hat angefangen. Vater sitzt wortlos da und trinkt Kaffee, starrt seltsam vor sich hin, wendet aber den Blick ab, wenn ich versuche, ihm in die Augen zu sehen. Dann kommt das Kind. Ein Junge. Vater schreit auf, Frans hat Tränen in den Augen. Shakilas Vater tritt mit Schweiß auf der Stirn aus dem Schlafzimmer. Ich lächele. Gehe hinein und schaue es mir an – ein rosa Klumpen, der sich bewegt. Mein Gesicht bleibt reglos. Alle sind glücklich. Ich gehe in den Garten. Rauche und spucke. Das hätte ich sein können.
Am nächsten Tag zwinge ich mich, ein Taxi zu nehmen und ein Geschenk abzuliefern. Ich schaue mir das Kind an, gebe alberne Töne von mir. Vater kitzelt den Kleinen unterm Kinn und trägt ihn stolz durchs Wohnzimmer. Alison setzt sich neben mich.
»Er benimmt sich der neuen Generation gegenüber wie ein Mensch«, bemerke ich.
»Ja, eine hat er übersprungen.«
»Ach, hört schon auf«, brummt Vater.
»Das ist doch eigenartig«, sage ich.
»Mädchen. Es mag sein, dass ich nicht immer der beste Vater war, den man haben kann. Wenn ihr gute Eltern sein wollt, dann wollt ihr sicher anders sein als ich. Aber ich bin euer Vater und … ich liebe euch. Und ich liebe diesen kleinen Burschen hier.«
Er prustet dem Baby auf den nackten Bauch, es fängt an zu schreien, und Alison steht auf, um es Vater abzunehmen. Es ist albern und nicht zum Aushalten. Was ist mit ihm? Ein alter Trottel.
»Hast du mit Mutter gesprochen?«, erkundige ich mich bei Alison.
»Ja«, seufzt sie. »Sie hat kein Geld für ein Ticket.«
»Kann Frans ihr keins besorgen?«
»Nur für seine engsten Familienangehörigen, sonst bekommt er Probleme.«
»Aber du schenkst ihr doch ein Ticket, Vater. Oder?«
»Sie bekommt sowieso keinen Urlaub«, erwidert er.
»Also nicht?«
»Er hat kein Geld«, wirft Alison ein.
»Ich habe Schulden«, erklärt Vater. Bei Victor, denke ich. Vielleicht wird mein Ticket nach England mit Victors Geld bezahlt. Denn zu Frans’ engsten Familienangehörigen gehören offenbar weder Mutter noch ich, obwohl er mit Alison verheiratet ist. Ich behaupte, ich hätte eine Verabredung, und gehe.
Mitbewohner
Zwei Tage später kommen Alison und Frans auf dem Weg in den Yachtklub mit dem Baby vorbei.
»Wieso willst du nicht mit?«, will Alison wissen.
»Nein, ich habe heute einfach keine Lust.« Sie fahren wieder. Ich gehe an den Barschrank und greife zur Gin-Flasche. So. Und Zigaretten. Setze mich auf die Veranda. Scheiße.
Ein Land Rover bremst auf der gegenüberliegenden Seite der Straße. Vater? Jemand hupt. Juma ruft: »Shikamoo Mzee!« Es ist Vater.
Ich erhebe mich, gehe in die Küche und schütte Eiswürfel in eine Kanne, damit ich ihm Wasser anbieten kann. Ich will mich nicht streiten. Die Tür geht auf.
»Samantha!« Ich trete in den Flur. Vater und Victor stehen im Wohnzimmer, Victor mit ein paar Taschen. Was?
»Hey, Samantha!«, begrüßt er mich.
»Hey!«, grüße ich zurück.
»Victor muss eine Weile hier wohnen«, erklärt Vater. »Er muss sich ein wenig bedeckt halten, bis wir ein paar Fäden entwirrt haben.«
»Aha.«
»Ja, im Africana gibt es zu viele Augen und Ohren«, fügt Victor hinzu.
»Du kannst natürlich zu Alison ziehen, wenn du willst«, sagt Vater, »obwohl das im Moment sicher nicht so gut wäre.«
»Nein, nein, das ist schon okay.«
»Dann kann Victor auch ein bisschen auf dich aufpassen, damit du nicht völlig vor die Hunde gehst.« Den Köder schlucke ich nicht.
»Und was ist mit dem Motorrad?«
»Ich hole nachher meins, das kannst du gern benutzen«, mischt Victor sich ein. Vater lächelt, zufrieden mit dem Arrangement und meiner Reaktion, alles ist gut. Begreift dieser Mann denn gar nichts? Vermutlich ist es ihm egal, dass ich ein Verhältnis mit Victor habe. Warum sollte es ihm auch nicht egal sein? Ich bin ihm doch egal. Victor holt weitere Taschen aus dem Wagen. Vater legt den Arm um meine Schulter.
»Du kannst gern mit ihm herumziehen und mit ihm flirten. Aber denk dran, dass er in England eine Frau hat, die hochschwanger ist.«
»Ich bin keine Idiotin.«
»Es tut mir leid, Samantha, aber ich schulde dem
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