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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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auf die Internationale Schule gegangen bin und nicht mit einem afrikanischen Akzent Englisch spreche. Und weil ich Jeans trage, Zigaretten rauche und meine Meinung sage. Also, ich bin genau … wie du.«
    »Jetzt hör aber auf«, erwidere ich.
    Shakila lacht: »Du weißt schon, weiß. Du bist weiß. Die Weißen … wir lachen die Weißen an, weil sie etwas haben, was wir gern hätten, und wir hoffen, dass es hilft, wenn wir lächeln, aber …«
    »Tja, es hilft nicht wirklich.« Ich drücke meine Zigarette mit der Schuhspitze auf dem Asphalt aus. »Am Hafen gibt’s bestimmt ein Taxi.«
    Wir schlendern los. Der Geruch von fauligem Tang und den Fischabfällen vom Markt auf dem Kai. Sie muss von meiner Abtreibung wissen, es würde mich überraschen, wenn nicht. Es gibt ein Taxi. Der Fahrer ruft uns. Die Türklinke ist durch die feuchte Luft mit einer fettigen Salzablagerung verschmiert.
    »Fahr«, fordert Shakila den Fahrer auf.
    »Wohin?«
    »Msasani«, sagt sie. Offene Fenster, der Duft nach Teer, die frische Luft schlägt gegen den Körper.
    »Willst du nach Hause?«, frage ich.
    »Nein, zum Strand.«
    »Okay.«
    Sie bittet den Fahrer, am Oysterbay Hotel zu halten. Wir bezahlen, steigen aus, gehen zum Strand. Die Msasani-Halbinsel ist eine große Korallenformation. Wir laufen auf von Sand bedeckten Korallen.
    »Und was machen wir jetzt, Shakila?« Sie knöpft sich ihre Bluse auf und lässt sie in den Sand fallen. Ich ziehe mein langärmliges T-Shirt über den Kopf, so dass die Brüste frische Luft bekommen. Wir streifen die Schuhe ab, ziehen unsere Jeans aus. Shakila öffnet ihren Büstenhalter. Ich ziehe mein Höschen aus, laufe ins Wasser. Wir schwimmen.
    »Herrlich ist das«, sage ich.
    »Ja.« Es fängt an aufzufrischen. Das Mondlicht ist noch kräftig genug, dass wir sehen können, ob am Strand jemand kommt. Hier ist es vollkommen menschenleer. Der Strand steigt vom Meer aus an, so dass man die Straße vom Wasser aus nicht sehen kann. Die Kronen der Palmen werden schwach erleuchtet, wenn ein Auto vorbeifährt. Shakila geht aus dem Wasser, schwarz zeichnet sie sich auf dem blassen Sandstrand ab. Ich folge ihr. Wir ziehen uns mit dem Rücken zueinander Höschen und Bluse an. Dann holt sie etwas aus ihrer Tasche und dreht sich mit einer halb vollen Flaschen Konyagi in der Hand zu mir um, schraubt den Verschluss ab, nimmt einen Schluck, reicht sie mir. Ich trinke, während ich uns Zigaretten anzünde.
    »Gehst du nach England?«
    »Ich will nicht, aber ich weiß nicht, wie ich es vermeiden kann. Was ist mit dir. Ein Stipendium?«
    »Noch ist nichts entschieden … aber mein Vater setzt alle Hebel in Bewegung.«
    Ich setze mich auf meine Jeans, damit ich nicht überall voller Sand bin; der Wind frischt weiter auf und trocknet uns.
    »Fuck! Wieso muss das alles so … schwierig sein?«
    »Ich weiß es nicht«, sagt Shakila. Der Strand ist nachts schön. Die Palmenblätter rascheln trocken im Wind. Ich erinnere mich an den Biologieunterricht: Eine Palme ist eine Grassorte, die Kokosnüsse sind die Samen.
    »Kommst du oft hierher?«
    »Zum Schwimmen? Ja. Normalerweise gehen wir schwimmen, wenn wir in der Stadt sind. Aber diese blöde Kuh hat es wirklich auf mich abgesehen.«
    »Wieso eigentlich?«
    »Ihr Vater ist auch Arzt, allerdings unterrichtet er an der Universität für ein mieses Gehalt, während mein Vater reich ist. Und das ist dann meine Schuld.«
    »Irre«, sage ich. Wir sitzen eine Weile, ohne ein Wort zu sagen.
    Sturm
    »Au!«, ruft Shakila und reibt sich die Schenkel, durch den Wind stechen die Sandkörner regelrecht. Wir stehen auf, ziehen unsere Hosen an, gehen zur Straße. Zwei Autos kommen mit hoher Geschwindigkeit aus Richtung Süden. Aziz’ Peugeot und ein Jeep: Die Fleischköppe aus den USA haben ein Boot im Yachtklub, auf das sie Mädchen einladen, wenn sie der Ansicht sind, dass sie ihre Höschen ausziehen werden. Aziz bremst so scharf, als er uns im Scheinwerferlicht sieht, dass die Bremsen des Wagens hinter ihm nicht rechtzeitig greifen und das Auto nach rechts ausbricht, um an Aziz’ Wagen vorbeizukommen. Doch auf dem Asphalt liegt eine feine Sandschicht und der Jeep gerät ins Rutschen – wir springen zurück. Der Jeep kommt von der Fahrbahn ab und prallt gegen eine Palme. Aus der verbeulten Kühlerhaube schlagen Flammen. Ich packe Shakila und zerre sie zurück, als auf der Fahrerseite die Tür aufspringt. Der Fahrer fällt in den Sand und kriecht von dem Auto fort; er ist es – meine

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