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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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eine Beule am Hintern. Das ist so eklig.« Ich nehme sie in die Arme.
    »Ist ja gut. Ich mach es.« Ich klatsche ihr auf den Hintern.
    »Aua!«
    »Glaubst du, er kommt her?«
    »Das hoffe ich. Ich vermisse ihn.«
    »Um Gottes willen«, erwidere ich und ziehe sie ins Schlafzimmer der Alten. Setze mich breitbeinig auf ihren Rücken und fange an, die Larven aus dem Arsch zu drücken; sie stöhnt.
    »Soll ich nicht eine drin lassen? Dann kann sie sich herausbohren, während ihr vögelt, zum Herrgott emporfliegen und um schönes Wetter bitten.«
    »Du bist doch krank, Samantha!«, stöhnt sie ins Kissen.
    »Okay. War nur ’ne Idee.«
    Erziehung
    Frans vermisst Alison offenbar auch. Eines Nachmittags taucht er in einem großen neuen Range Rover vor dem Hotel auf. Er ist die dreihundertfünfzig Kilometer von Daressalaam gefahren – den größten Teil über staubige Lehmpisten –, nur um sie zu sehen. Hübscher Kerl, redet nicht viel. Aber ich kann mich ohnehin nicht lange mit ihm unterhalten, denn Alison schleppt ihn sofort in ihren Bungalow.
    »Was machen die jetzt?«, frage ich Mick.
    »Rammeln wie die Karnickel.« Er montiert eine neue Nylonschnur an den Starter eines Motors.
    Nach einer Weile kommen Alison und Frans zurück. Er bleibt bei Mick, während ich Alison helfen soll, uns etwas zu essen zu machen. In der Küche reiße ich Witze über sie, bis Mick und Frans erscheinen. Sie setzen sich mit einem kalten Bier und Cashewnüssen an den Esstisch und sehen uns bei der Arbeit zu.
    »Flotte Schwestern, was?«, sagt Mick.
    »Ja«, grinst Frans verlegen. Ich drehe mich zu ihm um.
    »Hast du wirklich vor, mit ihr zusammenzuleben?«, frage ich mit einem Nicken in Richtung Alison.
    »Ja, klar«, antwortet er. »Sie ist die Liebe meines Lebens.«
    »Das bildest du dir doch nur ein. Du kennst sie doch gar nicht.«
    »Und du bist nur neidisch«, sagt Mick zu mir.
    »Nicht auf Alison«, erwidere ich und blinzele Frans zu. Alison steht direkt neben mir und schneidet Gemüse; ich will, dass sie sich zu mir umdreht. »Aber vielleicht bin ich neidisch auf Frans, denn meine Schwester ist ein ziemlich guter Fick.«
    Alison wendet sich mir zu, um etwas zu sagen. Doch mein Arm ist schneller. PATSCH ! Die Ohrfeige landet genau auf ihrer Wange; ich brülle: »Mit wem fickst du?«
    »Was soll denn das?«, schreit Frans und springt von seinem Stuhl auf, der hintenüber fällt. Der Knall der Ohrfeige wird trocken von den Wänden zurückgeworfen. Er kommt auf mich zu, bleibt aber stehen, weil er sieht, dass Alison weder ihren Kopf noch die Arme, die Hand mit dem Küchenmesser oder die Füße bewegt. Sie zwinkert zweimal rasch, dann blickt sie mir in die Augen und setzt ein gleichgültiges Gesicht auf, während meine Fingerabdrücke auf ihrer sonnengebräunten Haut weiß aufleuchten. Frans steht starr und ein wenig linkisch im Raum, fassungslos.
    »Du kannst es noch immer«, sagt Mick lächelnd – er hat es schon mal erlebt. Der Moment ist vorbei. Alison lächelt mich an.
    »Warte nur«, sagt sie mit erhobenem Zeigefinger und wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
    »Was … was ist denn hier los?«, stottert Frans.
    »Ihr habt sie doch nicht mehr alle«, meint Mick.
    Alison geht lächelnd auf Frans zu.
    »Bleib ruhig, Schatz, ist eine Familientradition.« Sie fasst ihn um den Nacken und küsst ihn fest auf den Mund. Er sieht beunruhigt aus.
    »Sich gegenseitig zu schlagen?«
    »Zu trainieren, einen Schlag entgegenzunehmen, ohne zu reagieren«, sage ich.
    »Aber warum?« Frans könnte es sicher nicht. Alison erklärt ihm, dass unser Vater immer dann zugeschlagen hat, wenn man es keinesfalls erwartete. Gleichzeitig hat er seine Fragen gestellt oder seine Befehle gegeben. Seine Art der Erziehung.
    »Es ist wichtig, den Schlag zu empfangen, ohne daran zu zerbrechen. Er verachtet Schwäche. Wir haben uns gegenseitig trainiert«, fügt Alison hinzu.
    »Aber das ist doch … Wahnsinn.«
    »Unser Vater macht es ja auch nicht mehr.«
    »Bei dir nicht«, sage ich. »Aber ich bin noch immer ständig in Gefahr, eine ordentliche Ohrfeige zu bekommen.«
    »Und eure Mutter? Hat sie nichts dagegen unternommen?«
    »Sie saß nicht auf dem Fahrersitz«, sagt Alison.
    »Sie überließ die Erziehung dem Biest«, ergänze ich.
    Laborratten
    Nach dem Essen sitzen wir auf der Veranda, trinken Gin Tonic und rauchen uns stoned mit Micks Arusha- bhangi – beste Qualität von den Hängen des Mount Merus.
    »Habt ihr mal überlegt, ob das Ganze nicht

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