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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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also meine große Tochter nehmen?«, sagt Vater.
    »Ja«, antwortet Frans. »Ich hab es bereits getan.«
    »Ach ja? Na dann, okay«, erwidert Vater, wendet sich Mick zu und gibt ihm einen Klaps auf den Rücken.
    »Frans ist okay«, flüstere ich Alison zu.
    »Sicher.«
    »Mick«, sagt Vater. »Dann kann ich dir ja meine jüngste Tochter anbieten.«
    »Oh Mann, hör auf damit«, protestiere ich.
    »Wie laufen die Geschäfte?«, erkundigt sich Alison.
    »Nicht so gut, aber es entwickelt sich was«, erwidert Vater.
    »Ich hole uns etwas zu trinken.« Alison geht ins Haus, Frans folgt ihr.
    »Ich habe Victor getroffen. Vielleicht kommt er in einer Woche vorbei«, sagt Vater zu mir.
    »Victor!«, rufe ich aus. »Wie lange will er bleiben?«
    »Nur ein paar Tage, dann müssen wir los.«
    »Wohin denn?«
    Vater sieht mich an. »Wieso?«
    »Na ja, ich bin … einfach neugierig.« Im Hotel Tanzanite hat Victor meinen Schenkel berührt, als ich aus dem Swimmingpool stieg. Und ich habe ihn geküsst, als er mich in Moshi besuchte. Vielleicht wird … mehr passieren. »Ach, nur weil ich versprochen habe, ihm das Tauchen beizubringen.«
    »Ich glaube kaum, dass dafür Zeit bleibt«, erklärt Vater. Alison bringt Bier und Limonade. Wir essen zusammen zu Mittag, dann wollen Mick und Frans fahren. Mick will nach Dar, um ein paar Ersatzteile zu beschaffen, damit sämtliche Motoren laufen. Außerdem hat er vor, sich nach einem Job zu erkundigen. Frans muss nach Hause, um zu arbeiten. Sie brechen im Konvoi auf; Mick vorn in seinem Buggy und Frans hinter ihm im Range Rover. Als sie gefahren sind, kommt mir das Hotel leer vor. Vater und Alison sitzen über der Buchführung oder diskutieren, was erledigt werden muss. Mutter kommt nach Hause; sie sieht ausgeruht aus und hat mit der Leitung des Hotels nichts mehr zu tun. Alison stellt Vater Halima vor, die sich um den Service kümmert.
    »Diese Halima scheint eine tüchtige Frau zu sein«, meint er.
    »Ja. Um diesen Teil muss ich mir keine Gedanken mehr machen«, sagt Alison. Obwohl Frans abgereist ist, wohnt sie weiterhin in einem der Bungalows. Ich bin zurück ins Wohnhaus gezogen, weil einige Gäste gekommen sind; eine Gruppe alter Schweizer. Ich liege allein in meinem Zimmer und kann die Alten hören, wenn sie spät aus dem Yachtklub von Tanga nach Hause kommen.
    »Wenn du dich nicht benimmst, fahre ich nach Hause«, lamentiert Mutter im Wohnzimmer, sie klingt betrunken.
    »Dann fahr doch!«, erwidert Vater.
    »Du bist schwachsinnig.«
    »Nein, du.« Das ist das Niveau.
    »Du kannst mich nicht so behandeln. Ich habe deine beiden Kinder geboren.«
    »Das ist lange her.«
    »Du bist ein dummes Schwein!«
    »Und du eine blöde alte Kuh.«
    Ich ziehe mir das Kopfkissen über den Kopf. Trotzdem höre ich, wie Mutter in ihr Schlafzimmer geht, um sich in den Schlaf zu heulen. Ich sehe es vor mir, wie Vater betrunken im Wohnzimmer sitzt und mit den Augen zwinkert. Wieso hat er uns eigentlich bekommen? Alison und mich? Was will er mit uns? Schließlich höre ich ihn zu Bett gehen. Ich stehe auf. Nehme meine Decke, mein Kopfkissen und meine Zigaretten, gehe zu Alison und klopfe.
    »Ich bin’s.«
    »Was ist?«, fragt sie schlaftrunken und öffnet die Tür.
    »Die Alten sind wahnsinnig«, sage ich, als sie mich ins Zimmer zieht und die Tür schließt.
    »Streiten sie sich?«
    »Ja, aber sie hat sich jetzt in den Schlaf geheult und er ist besoffen umgefallen.«
    »Worum ging’s?«
    »Um nichts, sie sitzen einfach nur da und beleidigen sich.« Ich habe mir eine Zigarette angezündet und mich auf das leere Bett gelegt. Alison raucht auch; sie bläst Rauchringe, die durch ihr Moskitonetz fliegen und auf der anderen Seite weiterschweben – leicht verwackelt. Es ist hübsch.
    »Mach das noch mal«, bitte ich sie. Sie schaut mich an, prüfend, glaube ich, bevor sie noch einen dicken Rauchring ausstößt.
    »Er nagelt alles, was nicht rechtzeitig auf den Bäumen ist«, sagt sie.
    »Was?«
    »Alle. Die ganzen jungen Kellnerinnen. Wenn sie nicht wollen, werden sie gefeuert. Und wenn er unterwegs ist, wer weiß …«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Doch, es ist die Wahrheit.«
    »Aber …«
    »Aber was?«
    Ja, was? Ich zünde mir noch eine Zigarette an. Blicke ins Moskitonetz.
    »Na ja, im Augenblick hält er sich zurück«, fährt Alison fort. »Ich habe ihm gesagt, wenn ich das Hotel führen soll, dann hat er sich auf keinen Fall einzumischen. Und schon gar nicht beim Personal.«
    »Hast du ihm gesagt, dass

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