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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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auf die Bank vor dem Kijana. Hier darf man rauchen, wenn man die Erlaubnis hat.
    »Wieso hast du das auf dem Arm?«, will Salomon wissen.
    »Weil ich es hübsch finde.«
    » Exodus ist kein Schmuck, wir Rastafari nehmen das sehr ernst.«
    »Mann, halt die Klappe von dieser Scheiße«, mischt Jarno sich ein. Salomon dreht sich zu ihm um und sieht ihn an.
    »Glaubst du, deine bleichen dreads machen dich zu einem Rastafari?«
    »Willst du mir die dreadlocks verbieten?«, fragt Jarno zurück, schüttelt seine kleine Löwenmähne und durchbohrt Salomon mit seinem pissgelben Blick.
    »Nein. Aber es sieht total krank aus.«
    »Ich bin farbenblind«, erklärt Jarno. »Und du?«
    »Ich bin Rasta.«
    »Und ich also nicht?«
    »Auf die falsche Art. Richtige Rasta essen kein Fleisch und trinken keinen Alkohol.«
    »Du isst doch Huhn?«
    »Fisch und Huhn, ja. Aber keine Säugetiere. Jah hat sie wie die Menschen geschaffen.«
    »War Haile Selassie göttlich, der Löwe von Judäa?«, fragt Jarno.
    »Afrika wurde von den weißen Fremden übernommen«, erwidert Salomon. »Nur Haile Selassie konnte seinen Thron bewahren, als die bleichen Heuschrecken des Kolonialismus über Afrika herfielen.«
    »Und auf dem Land ließ er sein Volk wie die Fliegen sterben«, widerspricht Jarno. »Das hat mit Rasta nichts zu tun.«
    »Bist du Äthiopier?«
    »Nein.«
    »Dann hör auf, mir zu erzählen, wer wir sind.«
    »Alle basteln sich ihren Gott, wie sie ihn brauchen«, sagt Jarno, spuckt auf den Boden, steht auf und geht.
    Mick
    Das Telefon im Aufenthaltsraum klingelt. Mutter ist am Apparat: »Mick holt dich zu Beginn der Sommerferien ab und fährt dich nach Tanga.«
    »Mick?« Er geht doch auf eine Technische Hochschule in Deutschland. »Wieso ist er zurück?«
    »Es ist wie bei Alison«, seufzt Mutter. »Er sagt, die hätten ihm nichts beibringen können.«
    »Und was macht er jetzt?«
    »Er fährt für die Lodge amerikanische Touristen auf die Luxussafaris im Ngorongoro und in die Serengeti.«
    Mick ist der einzige Junge mit dem … ich es getan habe. Ja, denn Christian zählt nicht, das hat ja nicht richtig geklappt.
    »Alison hat mit ihm die Reparatur der Außenbordmotoren vereinbart«, erzählt Mutter. Alle Motoren unserer Boote sind kaputt. Wir brauchen sie, damit die Gäste fischen, tauchen oder Wasserski fahren können. Wenn überhaupt Gäste kommen; Tanga liegt ein Stück abseits der nördlichen Touristenroute.
    »Ist Alison zu Hause?«
    »Nein, sie ist noch in Dar, aber sie kommt sicher bald heim.«
    »Okay«, sage ich, erleichtert. Ich werde nicht von den Alten abgeholt, ich muss nicht den Bus nehmen. Ich werde wie ein richtiger Mensch mit Mick fahren. Und er wird in den Ferien da sein.
    Ich suche Christian, aber vergeblich. Stattdessen stoße ich auf Panos.
    »Wo ist Christian?«
    »Ist dir das nicht egal?«
    »Was meinst du? Ist er sauer auf mich?
    »Nein, wahrscheinlich gefällst du ihm viel zu sehr.«
    »Aber wo ist er?«
    »Nach Dänemark geflogen«, sagt Panos.
    »Kommt er zurück?«
    »Davon gehe ich aus.«
    Am nächsten Tag versammeln sich alle Internatsschüler direkt nach dem Mittagessen mit ihrem Gepäck auf dem Parkplatz.
    »Schöne Ferien, Samantha!«, ruft Truddi, als sie in den Land Rover ihrer Eltern hüpft.
    »Fahr zur Hölle«, zische ich zwischen den Zähnen, lächele und nicke ihr zu. Ferien, endlich. Einige steigen in den Schulbus, der sie zum Kilimandscharo Flughafen in der Ebene zwischen Arusha und Moshi bringt. Sie werden mit ATC nach Daressalaam fliegen: Air Tanzania Cooperation oder besser Air Total Confusion. Ich hoffe, der Flieger hat Totalschaden – hoch oben in der Luft. Komm schon, Mick.
    Beach Buggy
    Noch bevor ich ihn sehe, höre ich, dass er den Beach Buggy fährt. Genial. Der Bus hat den Motor angelassen, und dann kommt der kleine gelbe Wagen auf den Parkplatz geschossen: ganz offen, große Auspuffrohre, vorn ein Satz zusätzlicher Nebelleuchten. Der Motor vibriert und rumpelt, er sitzt deutlich sichtbar zwischen den Hinterreifen.
    »Samantha!«, ruft Mick. »Spring auf!« Er hat zugenommen, ist aber immer noch schlank. Seppo kommt und will etwas über den Wagen wissen. Mick stellt den Motor nicht ab, sondern bietet mir eine Zigarette an. Ich habe bereits meine Sonnenbrille aufgesetzt. Ich liebe es. Mick gibt mir Feuer mit seinem Benzinfeuerzeug.
    »Wankelmotor, tausendfünfhundert Kubik, Fiberglas-Karosserie«, erklärt er und lässt direkt vor der Front des Busses die Hinterräder durchdrehen. Wir

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