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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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helfen, Schatz«, sagt sie. Ihr Kater vom Vorabend ist beinahe verschwunden, aber sie sieht grässlich aus, verbraucht.
    »Meine Mutter würde sich jedenfalls über Besuch sehr freuen«, erklärt Mick. Schließlich gelingt es uns, sie zu überzeugen. Sie fährt nach Arusha, um Micks Mutter auf der Lodge zu besuchen.
    Wir haben das Hotel für uns. Ich arbeite mit Mick von morgens bis zum späten Nachmittag. Alison ist damit beschäftigt, Pläne zu schmieden, wie sie das Hotel zum Laufen bringt. Ständig telefoniert sie, um Absprachen mit Touristenorganisationen in Arusha zu treffen – unter anderem mit Jerome, Micks Stiefvater. Sie schafft neue Matratzen und Moskitonetze an und bringt die Maler auf Trab.
    Alison ist die Geschäftsführerin und will abends die Küche leiten, um den Hotelgästen einen Restaurantbetrieb anzubieten. Sie braucht eine verlässliche Oberkellnerin, die die Kellnerinnen unter Kontrolle hat, damit die Gäste anständig bedient werden.
    Die Bewerberinnen müssen den Tisch decken und Alison bedienen. Ich stehe daneben und sehe zu, als eine Frau aus dem Dorf in ihrem Kirchenkleid das Besteck an die völlig falschen Stellen legt und aus reiner Nervosität die Gläser umwirft. Sie wird fortgeschickt. Die Nächste ist eine große hübsche Frau, Ende zwanzig, Halima heißt sie. Alles wird korrekt auf dem Tisch platziert, sie weiß, was sie tut. Alison nimmt sie mit auf die Toilette des Restaurants, auf der die Brille fehlt.
    »Sag mir, was hier nicht in Ordnung ist?«, will sie von Halima wissen. Eine gewöhnliche Frau würde nur sehen, dass Wasser aus dem Hahn des Waschbeckens kommt und eine Dose unter dem Wasserhahn neben der Toilettenschüssel steht, damit man sich hinterher den Hintern waschen kann. Alles in Ordnung, was will man mehr? Klopapier, Seife und ein Handtuch erwartet man auf einer tansanischen Toilette nicht. Wenn ein europäischer Tourist aber eine Toilette ohne Seife am Waschbecken sieht, fragt er sich unbewusst sofort, wie wohl die hygienischen Verhältnisse in der Küche sein mögen. Aber die Angestellten hier sind in Dorfhütten mit gestampftem Lehmboden aufgewachsen, ihnen fällt es nicht auf.
    Halima schaut sich um.
    »Die Brille fehlt, es steht Wasser auf dem Boden, es fehlt an Klopapier, Seife und Handtüchern. Außerdem muss hier mal ordentlich sauber gemacht werden, auch die Wände und die Decke. Vielleicht sollten Sie es streichen lassen.«
    »Du bist eingestellt«, erklärt Alison.
    Ich verstehe nicht, warum es so wichtig ist, das Hotel zum Laufen zu bringen, bevor Vater es verkauft. Es ging ihm bei dem Hotel doch nie um Geld. Es ist bloß ein Vorwand, damit er in Tansania wohnen kann. Ich frage Alison.
    »Seine übrigen Geschäfte laufen schlecht«, sagt sie. »Er muss einen guten Preis für das Hotel erzielen. Deshalb soll es funktionieren.«
    »Könntest du es nicht übernehmen und führen?«
    »Nein. Ich will zu Frans nach Dar.«
    »Frans, Frans, Frans«, äffe ich sie nach.
    »Ich vermisse ihn.«
    »Du hast ihn doch gerade erst kennengelernt.«
    Sie lächelt bloß.
    Mangofliegen
    In der Freizeit gehen wir schwimmen; wir segeln, essen, trinken oder fahren im Beach Buggy herum. Nachts schlafe ich wie ein Stein, und morgens wache ich früh auf und gehe schwimmen. Als ich zur Böschung komme, höre ich Alison im Haus schreien. Ich laufe zurück.
    »Raus, mach, dass du weg kommst, verschwinde.« Das Hausmädchen steht verschreckt an der Küchentür. Alison greift nach einem Messer auf dem Küchentisch und geht auf sie zu. Das Hausmädchen reißt die Tür auf und rennt fort.
    »Und?«, frage ich. Alison dreht sich um. Gewitterwolken. Sie hebt ihren Kanga, damit ich ihren nackten Hintern sehen kann, die Beulen auf der Haut – Larven.
    »Tsk«, schnalze ich. Die Mangofliegen legen ihre Eier in die nasse Wäsche, wenn sie draußen zum Trocknen aufgehängt wird. Wenn die Wäsche nicht ordentlich gebügelt wird, überleben die Eier und werden ausgebrütet. Die Larven bohren sich unter die Haut und wachsen. Man muss sie aus den Hautbeulen quetschen. Sie haben die Farbe von Milben.
    »Du musst es machen«, sagt Alison.
    »Igitt, nein.«
    »Aber ich komm da nicht dran.«
    »Kannst du nicht einfach warten, bis die Haut von allein aufplatzt und sie herauskrabbeln?«
    »Samantha …« Sie schlägt beide Hände vors Gesicht und schluchzt.
    »Ganz ruhig«, sage ich und gehe zu ihr.
    »Aber …«, sie hat die Hände noch immer vor ihrem Gesicht, »wenn Frans jetzt kommt und ich … habe

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