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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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als der arme kleine Peng Xiang Bin. Aber er sieht genauso müde und besorgt aus, wie ich mich fühle.
    Während sein Blick auf Livingstone ruhte, fühlte Bin eine Verbindung wie mit einem anderen Auserwählten . Hüter und Wächter eines furchterregenden Orakels aus dem All. Selbst wenn sie auf gegenüberliegenden Seiten eines alten Kampfes standen.
    Paul Menelaua antwortete Yang Shenxiu, indem er in allen Einzelheiten die physischen Unterschiede beschrieb. Das Havanna-Artefakt war größer und länger, am einen Ende etwas rundlicher. Und natürlich wies es weniger Schäden auf. Immerhin hatte es keine feurige Reise durch die Erdatmosphäre hinter sich, war nicht gegen einen Gletscher geprallt oder über Jahr hunderte hinweg von neugierigen, ehrfürchtigen oder erschrockenen Stammes angehörigen befingert worden. Es hatte auch nicht ein paar Tausend Jahre unter Schutt begraben gelegen und anschließend noch ein paar Jahre in schmutzigem Wasser unter einem überfluteten Strandhaus verbracht.
    Bin stellte fest, dass er dazu neigte, »seinen« Weltstein in Schutz zu nehmen.
    Ich würde gern wissen, ob das Havanna-Artefakt so viel überstehen könnte und dann noch immer in der Lage wäre, geheimnisvolle Geschichten zu erzählen.
    Das war natürlich die wichtigste gemeinsame Eigenschaft der beiden rätselhaften Objekte.
    »… ja, es gibt offensichtliche physische Unterschiede, doch es ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass die gleiche Technik verwendet wird. Mit einem großen, vielleicht unbegrenzten holografischen Speichervolumen. Mit akustischer Transduktion am breiteren Ende … Aber der größte Teil der Kommunikation erfolgt mithilfe von Bildern und Symbolmanipulation. Hinzu kommen taktile Eigenschaften der Oberfläche. Und allem Anschein nach gibt es keine beweglichen Teile.«
    »Ja, das sind die Gemeinsamkeiten«, warf Anna Arroyo ein. »Aber das Havanna-Artefakt projiziert in einem breiteren Spektrum. Und es präsentiert eine große Gemeinschaft simulierter fremder Wesen, während unser Stein nur ein einzelnes Wesen zeigt.«
    Dr. Nguyen nickte, was seine elegant geknüpften Zöpfe in Bewegung brachte. »Vielleicht hat eine Zivilisation ganze Schwärme solcher Objekte ausgeschickt. Anschließend wurde die entsprechende Technik möglicherweise von anderen Spezies kopiert …«
    »Die daraufhin beschlossen, eigene Artefakte auf die Reise zu schicken, mit der Darstellung von Repräsentanten ihrer wachsenden Zivilisation«, sagte Anna. »Bis schließlich eins der Völker beschloss, mit der Tradition zu brechen und eine von den anderen abweichende Meinung zu übermitteln.«
    Bin nutzte die gute Gelegenheit, als sich das Gespräch von technischen Angelegenheiten abwandte und zu der Geschichte zurückkehrte, die dieser Weltstein erzählte.
    »Ist nicht … ist nicht klar, wer kam als zweiter? Kurier warnt uns vor Lügnern , auf die wir nicht hören sollen. Mir scheint … Ich meine, ist nicht klar, dass er spricht von den Geschöpfen, die im Havanna-Artefakt wohnen?«
    Natürlich waren sie amüsiert von seinem holprigen Versuch, einen vornehmer klingenden Peking-Dialekt zu sprechen, mit klassischer Grammatik. Aber er wusste auch, dass es mehrere Arten von Belustigung gab. Anna und Paul mochten verächtlich reagieren, doch ihm ging es vor allem um das nachsichtige Lächeln von Dr. Nguyen. Offenbar wusste er Bins ernsthafte Versuche zu schätzen.
    »Ja, Xiang Bin. Wir können – derzeit – annehmen, dass unser Weltstein das Havanna-Artefakt meint, oder ähnliche Objekte, wenn er vor Feinden und Lügnern warnt. Die Frage lautet: Warum sollte er uns warnen?«
    »Es werden alle gewarnt!«, sagte Yang Shenxiu. »Ihr habt ja gesehen, für welchen Wirbel das andere Artefakt auf der ganzen Welt gesorgt hat mit der Geschichte von Botschaftern in seinem Innern. Es bleibt alles frustrierend unspezifisch, aber der Grundtenor ist freundlich und optimistisch – die Menschheit wird eingeladen, sich einer gutmütigen interstellaren Gemeinschaft anzuschließen. In dieser Ära von Nihilismus und Verzweiflung sind die Menschen nur zu gern bereit, so etwas zu glauben und den Außerirdischen zu vertrauen.«
    »Und ist das notwendigerweise eine üble Sache?«, fragte Anna Arroyo.
    »Das könnte es sein – es hängt von der Lüge ab«, gab Paul zu bedenken. Er und Anna sahen sich fast grimmig an.
    Eine weitere Stimme erklang.
    »Was ist mit den anderen?«
    Menelaua starrte Bin an und schien nichts davon zu halten, dass er sich

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