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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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seinen ersten Eindruck revidierte. Bei den am Tisch sitzenden Personen schien es kein festgelegtes Muster zu geben, keine symbolischen Hoheitsrechte. Es kam auch zu keinem Ritual. Er hörte nur leises Murmeln, mehr nicht.
    Eine Person, der Eigentümer dieser Villa, die eigentlich ein riesiger Palast war, hob die Stimme ein wenig, um auf eine Frage zu antworten. In Ruperts Stimme erklang so etwas wie unzufriedene Sorge, als er gestikulierte und zum Tisch deutete. Hamish spitzte die Ohren, und es gelang ihm, den einen oder anderen Brocken aufzufangen.
    »… seit dreihundert Jahren in meiner Familie …«
    Und dann:
    »… plötzlich begonnen, gestern Abend …«
    Und schließlich:
    »… vorher nie so etwas getan!«
    Hamish begriff plötzlich, dass Glaucus-Worthington über das Objekt sprach, das vor ihnen allen lag, in der Mitte der Versammlung. Was er bisher für eine schlichte, eher schwach leuchtende Tischlampe gehalten hatte, stellte sich jetzt als etwas ganz anderes heraus. Ein rundlicher Glasklumpen lag dort, etwa so groß wie der Kopf eines Menschen, und auch so geformt, erkannte Hamish mit einem kurzen Frösteln. Das Objekt schien von innen heraus zu glühen.
    Die KIntaktlinse auf dem linken Auge reagierte auf sein Interesse, wurde aktiv und holte den Gegenstand mit einem Zoom heran. Bild-Dissonanzen zwischen den beiden Augen bescherten Hamish Übelkeit, bis er das rechte Auge schloss. Selbst als er das Objekt nur mit dem linken sah … Es dauerte eine Weile, das Durcheinander aus Glitzern, Spiegelungen und Lichtbrechungen zu sortieren.
    Es ist ein Kristallkopf. Eins dieser seltsamen Relikte, bei denen die Leute mystische Anwandlungen bekommen, in noch dümmeren Filmen als meinen. Obwohl sich die meisten von ihnen als moderne Fälschungen erwiesen.
    Aber »die meisten« bedeutete natürlich nicht »alle«. Archäologen räumten ein, dass einige von ihnen tatsächlich sehr alt waren. Allerdings sprachen sie von Kunstwerken: natürliche Quarzbrocken, von geschickten Händen behauen und geschliffen, ohne irgendwelche mystischen Eigenschaften. Doch einige dieser sonderbaren Skulpturen waren nie in aller Öffentlichkeit unter sucht worden, was einen guten Nährboden für die wildesten Geschich ten schuf.
    Wenn ich mich richtig erinnere, befand sich einer dieser Kristallköpfe in der Schweiz in privatem Besitz.
    Hamish hatte nie versucht, mehr herauszufinden. Alte okkulte Artefakte waren für ihn nie von großem Interesse gewesen. Ganz im Gegenteil zu gefährlichen wissenschaftlichen Entdeckungen und Dingen-über-die-der-Mensch-nie-Bescheid-wissen-sollte. Dennoch, es war immer etwas Verlockendes an den Arbeiten von Autoren und Cineasten wie Joanne Sawyer und Ari Stone-Bear gewesen, die Geschichten über geheimnisvolle Objekte aus ferner Vergangenheit erzählten.
    Jemand – Tenskwatawa – streckte die Hand aus und berührte den durchsichtigen Schädel mit der Fingerspitze. Dann drehte er den Kopf langsam, bis das starre Grinsen und die leeren Augenhöhlen fast genau auf Hamish zeigten, ein kristallenes Gesicht, das so etwas wie vergnügten Spott zum Ausdruck zu bringen schien …
    Und plötzlich blitzte es. Jähe Helligkeit gleißte Hamish entgegen, stach direkt durch die KIntaktlinse auf dem linken Auge und bescherte ihm einen Wirrwarr aus sich überlappenden Bildern.
    Ein Planet mit dunklen Kontinenten und schmalen Meeren, in verschwom menen Braun- und körnigen Grautönen dargestellt, mit Ausnahme eines ein zelnen, welligen Bandes, das klare Farben zeigte, von einer azurblauen Küste bis zu schneebedeckten violetten Bergen …
    Eine ungeordnete, wie aus vielen einzelnen Teilen zusammengesetzte Stadtlandschaft , die Lehmhütten mit Wolkenkratzern, Pfahlhäusern, glänzenden Kuppeln und Strohdächern vereinte …
    Ein knittriges Mosaik aus Gesichtern, mit Schnäbeln, Rachen und kanne lierten Stielen und Stängeln, die sich unnatürlich weit drehten und mit deli röser Dringlichkeit schnauften, krächzten und riefen.
    Nur zwei oder drei Sekunden vergingen, und dann verschwanden die Bil der wieder. Vom Schock benommen suchte Hamish Zuflucht bei Logik. Bei wissenschaftlicher Spekulation.
    Das Durcheinander aus undeutlichen Bildern, die sich unkontrolliert überlappten … Es könnten Reste von holografischen Erinnerungen sein. Im Gegensatz zum Havanna-Artefakt bietet dieses Objekt nur einige Fragmente an, die nach den Beschädigungen übrig geblieben sind.
    Und die Beschädigungen gingen vielleicht auf die

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