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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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raumfahrenden Menschen entdeckt zu werden, aber andere könnten durch Zufall auf die Erde gestürzt sein, wie dieses Exemplar. Oder auch mit Absicht. Die meisten sind vermutlich zerschellt oder liegen irgendwo am Meeresgrund. Aber wie bei einer Pflanze, die Tausende von Samen produziert: Es ist nur ein Same notwendig, um Wurzeln zu schlagen …«
    »Wenn es so viele waren …«, gab Yang Shenxiu zu bedenken. »Müssten dann nicht einige der vom Himmel gefallenen Steine von Geologen, Edelsteinsuchern und pflügenden Bauern gefunden worden sein? Selbst zerbrochen oder verbrannt … Sie wären bestimmt aufgefallen!«
    Anna zuckte die Schultern. »Wir wissen nicht, was mit diesen Objekten geschieht, wenn sie zerbrechen. Vielleicht zersetzen sie sich schnell und sehen dann wie gewöhnliche Steine aus. Sie könnten sich auch in Sand oder Staub verwandeln oder verdampfen!
    Wie dem auch sei: Angenommen, gelegentlich fand man einige von ihnen und erkannte sie als etwas Besonderes. Wir wissen, wie seltene, kostbare Dinge in fast jeder vergangenen Kultur behandelt wurden. Als Geschenke präsentierte man sie Königen und Priestern, die sie dann an dunklen Orten horteten! Vielleicht holten sie sie dann und wann hervor, um sie bei geheimnisvollen Ritualen zu verwenden oder um die einfachen Leute zu beeindrucken. Aber anschließend wurden sie immer wieder verstaut … bis Angreifer die Stadt plünderten und die Verstecke in Vergessenheit gerieten. Oder man begrub die Objekte zusammen mit den Königen, was aufs Gleiche hinausläuft. So oder so, die Wahrheit löste sich auf. Legenden nahmen ihren Platz ein – und davon gibt es genug!«
    Anna wandte sich an Bin. »Ist nicht genau das passiert, als Lee Fang Lu den Weltstein in die Hände bekam? Er verfiel in die gleiche Denkweise, umklammerte das Geheimnis – das seltsamste Etwas in seinem Leben – und nahm es mit sich ins Grab.«
    Der Gelehrte Yang Shenxiu nickte nachdenklich. »Es heißt, dass sowohl der Erste Kaiser Chin als auch Dschingis Khan mit Schätzen zur letzten Ruhe gebettet wurden, die …«
    Dr. Nguyen unterbrach ihn, indem er die Hand hob. Er hatte still dagestanden und ins Leere gesehen, oder etwas betrachtet, das sich ihm an der Innenseite seiner Brille zeigte. Der schwarzhaarige Mogul sprach mit einer Stimme, in der Bin sowohl Überraschung als auch Resignation hörte.
    »Mir scheint, die Ereignisse holen unsere Überlegungen ein. Meine Quel len teilen mir mit, dass weitere Berichte eintreffen …«
    Er nahm die Brille ab und sah Bin direkt an.
    »Mein junger Genosse Xiang Bin, es deutet einiges darauf hin, dass du recht haben könntest.«

Scanalyse
    Nennt mich Hagar.
    Zu meinem eigenen Schutz verwende ich verschlüsselte Kanäle, um mit euch allen zu kommunizieren, obwohl dieser (*) pseudonyme Reputationscode darauf hinweisen sollte, dass ich eine zuverlässige Person und unvoreingenommene Zeugin bin. Ich habe an Kursen über visuellen Skeptizismus und objektive Wahrheit an der Frauenuniversität von Abu Dhabi teilgenommen. Natürlich sehe ich keinen Konflikt zwischen dieser Sache und darin, eine gute Muslima zu sein.
    Was mich zu meinem Bericht bringt. Heute Morgen habe ich auf dem heiligen Platz von Mekka gestanden, voller Dankbarkeit für die Entsendung des Zweiten Kalifen, der mit kluger Großzügigkeit und gegen erbitterten Widerstand Pilgerinnen größere Gleichberechtigung bei der muslimischen Pflicht zum Haddsch gewährte.
    Diese Gnade ist jetzt umso mehr willkommen, da ich das Leben einer Ausgestoßenen führe, wie es zu meinem angenommenen Namen passt. (Zweifellos wird jemand dieses Pseudonym mit einem gewissen Flüchtling in Verbindung bringen, der nicht von einer Nation oder dem Gesetz verfolgt wird, aber dennoch von großen Mächten. Wie die ursprüngliche Hagar bin ich nicht ohne Helfer und Beschützer, seien sie gesegnet. Außerdem werde ich längst weg sein, wenn dieses zeitlich verzögerte Posting die Öffentlichkeit erreicht wie ein schwerer Stein, der ins dunkle Wasser des Weltnetzes fällt.)
    Natürlich gibt es inzwischen andere Berichte oder Gerüchte, die die Ereignisse vor einigen Stunden bei der Heiligen Kaaba beschreiben, kurz vor Morgengrauen. Ich werde trotzdem schildern, was ich mit eigenen Augen gesehen habe.
    Ich hatte gerade mit meiner dritten Tawaf -Runde im Innenhof der Großen Moschee begonnen und betete wie einst Hagar um Hilfe in meinem Exil, als ein heißer Wüstenwind aus dem Osten kam und über die Dächer des Bi’r Zamzam

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