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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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noch bevor erstes Licht auf das experimentelle Fernsucher-Teleskop fallen konnte, das ihren Namen trug. Schlechter hätte das Timing gar nicht sein können! Natürlich war der Junge mit ziemlicher Sicherheit wohlauf. Normalerweise baute er seine Spielzeuge gut, das hatte er von seinem Vater – eine Art überaus verantwortliche Verantwortungslosigkeit.
    Andererseits … Was für eine Mutter wäre sie gewesen, wenn sie nicht alles hätte stehen und liegen lassen, um sich auf den Weg in die Karibik zu machen? Darüber hinaus hatte sie Freunde und Bekannte um Hilfe gebe ten, jede Jacht und jedes private Flugzeug in der betreffenden Region kontaktiert und um Hilfe bei der Suche gebeten. Die letzten Telemetrie-Daten hatten trotz geänderter Flugbahn und unbekannter Landekoordinaten darauf hingedeutet, dass Hitzeschild und Bremsfallschirm intakt waren. Vermutlich schaukelte Hacker in seiner kleinen Kapsel auf den Wellen, knabberte Notrationen und verfluchte die langsamen Retter. Heutzutage war es eben nicht einfach, gute Hilfe zu bekommen.
    Lacey verscheuchte die herzzerreißenden Gedanken an die andere, unaussprechliche Möglichkeit und klammerte sich mit grimmiger Entschlossenheit an das Gespräch mit einem künstlichen Wesen, das – rein theoretisch – ihr gehörte.
    »Dass die Satelliten von NASA und Hemisphärensicherheit gerade in dem Moment neue Einsatzorder erhielten, als wir ihre Hilfe hätten gebrauchen können … Findest du nicht auch, dass daran was faul ist?«
    »Meinen Sie ›faul‹ im Sinne von ›verdächtig‹? In Bezug auf einen hypothetischen Grund dafür, uns Hilfe zu verweigern? Die Krypto auf Toplevel-Regierungsniveau kann ich nicht knacken, aber die Art des verschlüsselten Datenverkehrs deutet auf echte Sorge hin. Etwas Unerwartetes scheint geschehen zu sein, ein Ereignis, das die Aufmerksamkeit der höchsten Stellen geweckt hat. Nichts lässt eine Krise vermuten, die das Militär, Reffer oder das Gesundheitswesen betrifft. Der allgemeine Tenor geht offenbar in Richtung von sehr geheimer … Neugier.«
    Der KI-Assistent schüttelte den simulierten Kopf. »Ich sehe keine Verbindung zu Ihrer Situation, abgesehen von unglücklicher zeitlicher Übereinstimmung.«
    Lacey schnaufte auf eine wenig elegante Art und Weise.
    »Eine unglückliche zeitliche Übereinstimmung? Bei mehr als einer dieser verdammten Sportraketen kam es zu einer Fehlfunktion! Der rotznäsige Lümmel von Leonora Smits … er wird ebenfalls vermisst.«
    Die KI stand einfach nur da – so sah es jedenfalls aus – und wartete geduldig darauf, dass Lacey ihr Argument vortrug.
    »Dies könnte also mehr sein als nur ein Unfall! Ich möchte herausfinden, ob die Klade Sabotage vermutet. Oder vielleicht einen Angriff von Öko-Spinnern. Oder den Söhnen von Smith.«
    »Ein verständlicher Verdacht. Und wie ich Ihnen schon sagte, Madam: Ich kann durch die normalen Kanäle eine Anfrage beim Direktorat des Ersten Stands in Valduz posten …«
    »Gut. Aber versuch es auch auf die andere Weise. Ich bestehe darauf.«
    Diesmal sagte sie es mit solcher Endgültigkeit, dass das Hologramm einfach nur nickte.
    »Oh, und lass uns feststellen, was wir beim Siebten Stand herausfinden können. Die großen Transportfirmen haben überall in der Karibik Zeps, Frachtschiffe und Meeresfarmen. Vielleicht lassen sie sich bei der Suche einsetzen.«
    »Das könnte problematisch werden, Madam. Nach den Vorschriften des Big Deal dürfen sich Menschen, die eine gewisse Schwelle an persönlichem Reichtum überschreiten, weder in den Korporationsstand einmischen noch ungebührlichen Einfluss nehmen auf das Management von Unternehmen mit beschränkter Haftung.«
    »Wer will sich einmischen? Ich bitte nur um einen Gefallen, um den unter diesen Umständen jeder Aktionär bitten könnte. Seit wann bedeutet Reichtum, dass man zu einem Bürger zweiter Klasse wird?«
    Lacey biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. Oh, das waren noch Zeiten gewesen – und sie lagen gar nicht so lange zurück –, als in den Vorstandsetagen und Sitzungszimmern des Aufsichtsrates vor allem das Geld zählte, als man nicht versuchen musste, auf komplizierte Art und Weise Druck auszuüben. Sie atmete tief durch und sprach mit fester Stimme. »Du weißt, worauf es ankommt. Wende dich an die Aktionärkoope rativen und Public-Relations-Abteilungen. Sei nett zur Seehandelsgilde. Benutz deinen klugen KI-Kopf. Bring die Schlaumeier in meiner Rechtsabteilung auf Trab und finde einen Weg, die

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