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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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vor, von Lichtern geschmückt. Er dachte daran, wie livrierte Bedienstete mit Tabletts voller Köstlichkeiten umhergeschritten waren und die Gäste auf eine Weise zufriedengestellt hatten, die sich Bin kaum vorstellen konnte, obwohl er es manchmal versuchte.
    Natürlich enthielten Sand und Beton noch immer das eine oder andere. Alte Rohre und Leitungen. Farbe und Lösungsmittel stiegen aus verrostenden Dosen im Schlamm bis an die Wasseroberfläche und ließen sie glänzen. Von ihrem Hängemattenheim aus hatten Xiang Bin und Mei Ling beobachtet, wie solche Schlieren im Licht der untergehenden Sonne in allen Regenbogenfarben schimmerten. Damals, als all dies noch neu und aufregend gewesen war.
    Apropos neu …
    Bin hörte auf zu rudern, beugte sich zum improvisierten Periskop vor und sah nach unten. Etwas glitzerte.
    Der Boden hat nachgegeben, begriff er. Unter der Fundamentplatte.
    So weit von der Brandung entfernt war das Meer relativ ruhig. Bin band das Ruder fest und setzte die Tauchermaske auf, nahm dann ein Seil, atmete mehrmals tief durch und sprang ins Wasser, so geschickt, dass es kaum platschte. Er wollte einen Blick aus der Nähe riskieren.
    Es sah nach einer neuen Lücke unter einer Ecke des Hauses aus. Bestimmt hatte sie schon jemand anders vor ihm entdeckt. Außerdem, die Regierungsbeauftragten waren immer sehr gründlich. Konnte sich dort noch etwas befinden, das sie übersehen hatten?
    Er befestigte das Seil an einem Stück Beton und schwamm nahe genug an die Lücke heran, um einen Blick in den Hohlraum zu werfen, wobei er darauf achtete, möglichst wenig Sediment aufzuwirbeln. Dann zog er eine Ikelite-Lampe von seinem Gürtel und schickte einen eng gebündelten Lichtstrahl durch den Spalt. Er konnte nicht allzu viel erkennen, bevor er in Atemnot geriet und auftauchen musste, aber eins stand fast.
    Der Hohlraum enthielt Dinge.
    Sogar ziemlich viele.
    Und für Xiang Bin lohnte praktisch alles dort unten die Mühe, sich durch eine schmale Lücke zu zwängen und in ein altes Kellergewölbe unter einer zerbröckelnden Fundamentplatte zu tauchen.

WIENS
    Wow, ist es nicht seltsam, dass … Experten seit achtzig Jahren vorhersagen, wahre menschenartige künstliche Intelligenz sei nur noch »wenige Jahrzehnte entfernt«?
    Manche Stimmen behaupteten, dass KI aus Zugang zu einer gewaltigen Datenmenge entstehen würde. Solche Datenmengen ergaben sich, einige Monate nachdem das Internet für die Öffentlichkeit zugänglich wurde, doch künstliche Intelligenz ließ sich nicht blicken.
    Andere suchten nach einem Netzwerk mit ebenso vielen Verknüpfungen wie das menschliche Gehirn, und einen gewissen Vorgeschmack darauf bekamen wir vor vielen Jahren, als einige Krimviren – zum Beispiel der Ragnarök-Wurm oder das Tornado-Botnet – genug PCs, Tablets und so weiter infizierten, dass sie einen riesigen »Distributed Computer« bildeten, dessen Kapazität weit über die der größten Supercomputer und auch der Synapsen in unserem Gehirn hinausging!
    Aber von KI noch immer keine Spur.
    Wie viele andere Wege wurden beschritten? Man nehme nur den Versuch, das menschliche Gehirn softwaremäßig nachzubilden. Oder ein entsprechendes Hardware-Modell zu erstellen. Eines zu entwickeln , in einem großen darwinschen Experiment. Oder die Entwicklung zu steuern , Computer und Programme so zu verändern, wie wir es mit Schafen und Hunden getan haben, indem wir nur jenen Fortpflanzung gestatten, die wünschenswerte Eigenschaften aufweisen, zum Beispiel jene, die den Turing-Test bestehen und menschlich erscheinen. Oder wie wäre es mit den Computern in den Straßen, Häusern und virtuellen Ebenen von Tokio, bei deren Selektion Niedlichkeit die wichtigste Rolle spielt?
    Wieder andere Leute machten sich eine Art mystische Zuversicht zu eigen – unterstützt von einigen Mathematikern und Treibhausphysikern – und nahmen an, einige Hundert richtig eingestellte Quantenprozessoren könnten sich mit ihren Äquivalenten in unzähligen Parallelwelten verbinden, woraus dann – zack, einfach so – etwas Wundervolles und Gottartiges entstehen würde.
    Niemand hat damit gerechnet, dass sich künstliche Intelligenz durch Zufall bildete, im Verlauf eines wissenschaftlichen Highschool-Experiments.
    Ich meine, wow, ist es nicht seltsam, dass die sechzehnjährige Marguerita deSilva viel mehr zustande brachte als die besten Laboratorien, mit dem Upload eines perfektes Duplikats von Geist, Persönlichkeit und Instinkt ihrer Hausratte Porfirio in

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