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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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ohne Jeremias, Jonas und Johannesse, die den bevorstehenden letzten Tag der Welt ankündigten? Die lange Liste entlockt einem ein Wow …
    …
    … ist es nicht seltsam , dass Millenaristen die Wiederkunft des Herrn jedes Jahr im ersten Jahrhundert christlicher Zeitrechnung erwarteten? Oder dass sich zwanzigtausend »Altgläubige« in Russland bei lebendigem Leib verbrannten, um dem Antichristen zu entkommen? Oder dass das beliebteste Buch um 1 790 auf sehr geschickte Weise jede Zeile aus der Offenbarung mit Napoleon und anderen damaligen Persönlichkeiten in Verbindung brachte, eine Mustersuche, die seit damals jede Generation wiederholt hat? Oder dass während des Amerikanischen Bürgerkriegs beide Seiten den Gegner mit dem Teufel gleichsetzten? Später schrieben Mystiker diese Rolle der Sowjetunion zu, und noch etwas später dem militanten Islam, dann dem aufstrebenden Han-Reich … und jetzt der künstlichen Realität und dem sogenannten Zehnten Stand.
    Kann jemand an der Agilität der menschlichen Fantasie zweifeln?
    Und es ist nicht immer die Religion. Kometen und besondere Planetenkonstellationen schickten Menschen immer wieder in Höhlen oder auf Hügel, so in den Jahren 1 186, 1 524, 1736, 1 794, 1919, 1 960, 1982, 20 1 1, 2012, 2014, 2020 und so weiter. Vom Untergang besessene Schreiberlinge suchen das fröhliche Ende in verstecktem Bibelcode und Kombinationen von 666, 1260 oder 1000. Und temporale Hypochonder glauben sich im vagen Rorschach-Spiegel des Nostradamus selbst zu erkennen.
    …
    Und wow, ist es nicht seltsam, dass … Computer im Jahr 2000 nicht verrücktspielten und keine Flugzeuge vom Himmel fielen? Erinnern Sie sich an das Durcheinander im Jahr 2012 wegen des Maya-Kalenders? Oder als der Komet Bui-Buri Millionen dazu brachte, Gasmasken zu kaufen und Zeitkapseln zu vergraben? Oder als die bunt gemischte Gruppe wahrer Gläubiger in Jerusalem ihren Dritten Tempel baute, einige Ziegen opferte und dann nackt nach Megiddo marschierte? Oder als die Neuen Ägyptischen Rekonstruktionisten nach Mohammeds Geburt die Vollendung eines 1460 Jahre langen Sothischen Zyklus voraussahen? Oder an die monatlichen Paniken von 2027 bis 2036 – abhängig von der Berechnung des zweitausendsten Ostern?
    … oder an andere blinde Alarme, von der grünen Gaia-Epiphania zum Yellowstone-Schrecken und Furchtbartag? Wird uns jemals der große Vorrat an Weltuntergängen ausgehen?
    …
    Und wow, ist es nicht seltsam, dass … Leute, die nichts von dem Physiker Isaac Newton wissen, seine biblische Prophezeiung zitieren, wonach das Ende im Jahr 2060 kommt? (Aber Newton hat nicht daran geglaubt.)
    …
    Und WIENS … dass die Menschheit überlebt hat, obwohl sich so viele die Hände rieben und ihren Untergang erhofften?
    Oder dass einige von uns Wetten anbieten und die Jünger des Unheils auffordern, dem nächsten vorhergesagten Weltuntergang mit Zuversicht, Mut und der Bereitschaft zu begegnen, dem weltlichen Ballast des Geldes zu entsagen? Oh, aber darauf lassen sich die Kleingläubigen nicht ein. Sie sehen dem Ende der Welt erwartungsvoll entgegen, wollen sich aber auf keine Wetten einlassen und halten eisern an ihrem Geld fest.

Himmelslicht 3
    Ein Mikrotaifun, ein kurzes Heulen mit horizontalem Regen, kam vor Sonnenaufgang vom Catalina-Strudel. Stunden später glänzten die Gehwege, als Fußgänger über Unrat hinwegtraten, hauptsächlich Seetang und auch einige glücklose Fische, die in den Trichter gesaugt worden waren. Der übliche Kram. Keine Boote oder Surfer, wie Schwarzseher zu Beginn des Phänomens befürchtet hatten.
    Die Leute behaupten alles für die Quote. Pessimisten übertreiben die Horroreffekte des Klimawandels, ohne eine einzige positive Nebenwirkung zu erwähnen. Tor schnupperte und genoss den frischen, belebenden Wind, der keine Schadstoffe mehr von der Altstadt enthielt.
    Andere spürten es ebenfalls. Tors auf Biosignale justierte VR-Brille hob die geröteten Gesichter der übrigen Fußgänger hervor. Lächelnde Straßenhändler traten aus ihren Boxen und murmelten in einem Dutzend Flüchtlingssprachen, darunter Russisch, Farsi und Polnisch. Als sie sahen, dass Tor nicht verstand – ihr Übersetzungs-Ohrhörer hing lose herab –, griffen sie zu Gesten. Ein korpulenter Ladeninhaber ruderte überschwänglich mit den Armen, wie ein Zauberkünstler, der wie aus dem Nichts große Blumensträuße erscheinen ließ, und versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf sein Werbedisplay mit virtuellen Waren zu

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