Exit Mosel
praktiziert hat. Gegen Morgen mussten wir einen Arzt rufen. Sie scheint hochgradig medikamentenabhängig zu sein.«
»Was sagt ihr Mann?«, fragte Sattler.
»Konrad Holbach will vor dem Eintreffen seines Anwalts keinerlei Aussagen machen.« Gabi schenkte eine weitere Tasse Kaffee ein und reichte sie an Meyer weiter. »Und bis der hier ist, das kann noch dauern.«
Draußen war ein helles Knattern zu hören. Sattler schaute aus dem Fenster. »Ich bin dann mal weg.«
Gabi trat ebenfalls ans Fenster. »Rat’ mal, wer gerade mit der Vespa in den Hof gefahren ist und unseren Glückspilz Sattler abholt.«
*
Es wurde zehn Uhr, bis die Vernehmung von Konrad Holbach beginnen konnte. Im Gegensatz zu Meyer, Gabi und Walde, die übernächtigt wirkten und deren Kleidung noch Spuren des nächtlichen Einsatzes im Moselvorland aufwies, wirkten Polizeipräsident Stiermann und Anwalt Niko Haupenberg gepflegt und schick, wie aus dem Ei gepellt.
Haupenberg schien sich gleich zu Beginn zu einer Erklärung genötigt. »Zum Tauchen bevorzuge ich wärmere Regionen, aber es ist für mich Ehrensache, den Club in juristischen Fragen zu beraten.«
Der Dünkel im Ton des Anwalts amüsierte Walde für gewöhnlich, aber heute nervte er ihn.
»Aber kommen wir zur Sache«, fuhr Niko Haupenberg mit erhobener Stimme fort. »Was haben Sie meinem Mandanten vorzuwerfen?«
»Beihilfe zum Mord«, sagte Walde. »Lydia Holbach hat die Tat bereits gestanden. Um einen vermeintlich kleinen Fehler ihres Mannes zu vertuschen, wurde ein weiterer gemacht«, sagte Walde, »und das Ganze hat sich letztlich von einem Rufmord zu einem Mord ausgewachsen.«
»Wir bedauern sehr, was sich ereignet hat und hoffen, dass es Ihrem Kollegen bald wieder besser geht.« Haupenberg rückte die Manschetten seines Hemdes zurecht. »Herr Holbach wird vorerst von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch machen. Ich muss darauf bestehen, meinen Mandanten mitzunehmen.«
Waldes Stimme blieb gelassen. »Aus meiner Sicht ist Beihilfe zum Mord durchaus ein Grund, Herrn Holbach dem Haftrichter vorzuführen.«
»Sollten Sie entsprechende stichhaltige Beweise haben, bleibt Ihnen das unbenommen«, bemerkte der Anwalt spitz.
»Sie können versichert sein, dass die Ermittlungen weiterlaufen«, sah sich Polizeipräsident Stiermann zu sagen genötigt und erntete ein Schulterzucken der Gegenseite.
Gabi und Walde verließen als Letzte den Raum.
»Ich kann es nicht fassen, dass wir den Kerl laufen lassen müssen. Da ist noch nicht das letzte Wort gesprochen«, regte sich Gabi auf. »Aber nun freue ich mich nur noch auf eins: mein Bett.«
»Das muss bei mir noch warten«, sagte Walde. »An einem Sonntag tagsüber in unserer Wohnung schlafen zu wollen, ist absolut illusorisch.«
»Ich würde dir ja Asyl gewähren«, Gabi schaute auf die Uhr, »aber ich habe noch was zu erledigen. Weißt du zufällig eine Apotheke, die heute geöffnet hat?«
»Was fehlt dir denn, wenn ich fragen darf?«
»Nichts«, antwortete sie.
»Und was willst du dann in der Apotheke?«
»Was wissen.«
Walde war plötzlich wieder hellwach. »Warum dir morgens manchmal schlecht ist?«
Sie lächelte ihn an und wiegte den Kopf.
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