Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Exit Mosel

Exit Mosel

Titel: Exit Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
überklebt. Hier fand wohl irgendwo eine Party mit zwei Hundertjährigen oder vier Leuten statt, die fünfzig wurden. Während er weitere mathematische Varianten ersann, hielt er nach Hausnummern Ausschau. Endlich brannte mal eine Außenbeleuchtung, und er konnte an der Nummer erkennen, dass es nur noch wenige Häuser bis zu den Holbachs waren.
    Als Grabbe neben dem japanischen Kleinwagen einparkte, schaltete sich eine an einen Bewegungsmelder gekoppelte Lampe ein. Grabbe hatte zu Hause anrufen und es auch noch einmal auf Waldes Handy versuchen wollen, aber nun ging er direkt zu dem von dicken Buchskugeln gesäumten Eingangsbereich. Es gab nur eine Klingel, unter der eine getöpferte Scheibe hing, auf der die Namen Lydia und Konrad Holbach zu lesen waren.
    Frau Holbach öffnete ihm. Sie trug eine Fleeceweste über einem Hausanzug aus frotteeähnlichem Stoff. Ihre Haare schienen nass zu sein.
    »Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern können?« Grabbe ärgerte sich über seine eigene Umständlichkeit. »Mein Name ist Grabbe von der Kriminalpolizei .«
    »Ja?« Die Frau stand formatfüllend in der Tür. »Ich hätte noch eine Frage.« »Mein Mann ist nicht da.« »Ich möchte auch mit Ihnen sprechen.« »Mit mir?« Bei diesen Worten trat sie zurück und ließ Grabbe eintreten.
    *
    Walde hielt weiter den Arm in die Höhe, während er sich im Innenhof umsah. Der Mann, der schließlich auf ihn zusteuerte, wirkte viel kleiner, als Walde von den Zeitungsfotos her erwartet hatte.
    »Herr Holbach?«
    »Das ist Herr Holbach«, Walde wies auf den Glaukosdarsteller, der grüßend eine Hand hob. »Mein Name ist Bock von der Trierer Polizei.«
    »Wie das Tier?« Der Mann lächelte.
    »Genau!«, antwortete Walde.
    »Und die süße Kleine?«
    »Das ist meine Tochter.«
    Er hielt ihr sein Glas hin. »Prost.«
    »Prost!« Annika stieß so heftig mit ihrer Tasse an, dass Bier aus dem Glas schwappte.
    »Hey! Nicht so stürmisch!« Hoek hielt sein Getränk in die Höhe und schien im Licht der Scheinwerfer zu prüfen, ob das Glas gesprungen war. Dann nahm er einen großen Schluck. »Wäre schade gewesen um das gute Bier. Da freue ich mich immer besonders drauf, wenn ich nach Deutschland komme.«
    »Sie sprechen sehr gut deutsch«, sagte Walde.
    »Ich bin ein paar Jahre in Aachen zur Schule gegangen, meine Mutter ist Deutsche. Wir haben in Vaals gewohnt, mein Vater war da beim Zoll, bevor er nach Rotterdam versetzt wurde. Da bin ich dann auch zu der Reddings Brigade gekommen.«
    »So was wie bei uns die DLRG«, erklärte Konrad Holbach.
    »Wir sind dann später nach Eindhoven gezogen, aber ich war in den Sommerferien immer am Meer, habe auf den Strand aufgepasst, heute nennt man so was Bay watch.« Als er wieder sein Glas ansetzen wollte, rempelte ihn jemand an, der zum Stand drängte. Hoek lief etwas Bier über das Kinn. Er wischte es mit dem Ärmel seiner Jacke weg und wedelte mit den Fingerspitzen weitere Tropfen von seinem Revers.
    »Haben Sie damals auch jemanden gerettet?«, fragte Walde.
    »Bei der Redding nicht, aber später habe ich als Koch gearbeitet in einem Strandcafé bei Domburg. Da ist ein Junge beim Angeln vom Steg gerutscht. Eine Welle hat ihn mitgerissen. Nicht weit, aber weit genug, um Hilfe zu brauchen.« Diesmal schaute Hoek sich um, bevor er sein Glas austrank.
    »Und?«, fragte Walde.
    »Aus der Sache wurde keine große Geschichte gemacht.« Er zögerte. »Nicht so wie hier.« Er deutete hinaus auf das dunkle Wasser des Flusses. »Die vom Dagblad und vom Telegraaf haben da irgendwie Wind von gekriegt. Dann kamen andere Zeitungen, das Radio und das Lokalfernsehen … wenn ich nicht die Tour nach Spanien gehabt hätte, wäre ich womöglich noch im landesweiten Fernsehen gelandet. Total verrückt. Ein Holländer rettet einen holländischen Jungen, niemand interessiert es. Der gleiche Kerl rettet zwanzig Jahre später eine schöne, junge deutsche Frau und er wird zum Helden erklärt.« Hoek tippte sich an die Stirn.
    *
    Das Knacken, das Grabbe schon in der Diele gehört hatte, kam von einem Kaminofen, in dem kleine Scheite knisterten. Lydia Holbach wies auf einen Sessel und legte größere Holzstücke nach, während Grabbe in dem schon recht warmen Raum seine Jacke auszog und über die Lehne eines zweiten Sessels hängte.
    Auf dem Sofa war eine Decke zurückgeschlagen, unter der es sich Frau Holbach vorhin wohl bequem gemacht hatte. Auf dem Tisch stand eine Tasse neben einer bauchigen Teekanne.
    »Das wird mir

Weitere Kostenlose Bücher