Exit to Eden
verdammt schön und zum Vögeln einladend aus, daß ich es nicht aushielt. Blieb nichts anderes übrig, als zu tanzen.
Das Rodeo in der kleinen Arena war echt, nichts Halbgares. Ich liebe den Geruch und den Lärm der stampfenden Tiere. Sie bedeckte sich das Gesicht ein paarmal, als die Typen beinahe unter die Hufe gerieten, dann schlenderten wir in das Restaurant, um ein paar Hamburger und Fritten zu essen, und gegen elf fand ich heraus, daß sie Pool-Billard spielen konnte.
»Warum hast du mir das nicht früher gesagt?« fragte ich. Es war an der Zeit für ein paar echte Spiele. Und um Mitternacht hatte sie drei Milliarden Dollar von mir gewonnen. Ich schrieb ihr einen Scheck.
Meine Füße brannten. Aber ich schwelgte noch immer in dem goldgelben Licht, der dröhnenden Musik, der tiefen, süßen, sentimentalen Baritonstimme Linda Ronstadts, die von »Faithless Love« sang. Einen letzten Tanz.
»S&M-Stiefcl«, sagte ich schließlich. »Warum fängst du mich nicht mit dem Lasso und schleppst mich zum Auto, damit ich nicht laufen muß?«
»Das ist kein Scherz«, sagte sie. »Rat mal, wer auch auf Socken hier rausgehen wird? Komm, Cowboy, Zeit für das sprichwörtliche Tummeln im Stroh.«
Kurz nach acht, als ich im Schwimmbad ein paar Bahnen schwamm und unter viel Geblubber »Faithless Love« sang, kam sie, wieder in Jeans und Stiefeln gekleidet, heraus und sagte, wir sollten sofort nach Canton aufbrechen. Es war allerdings nicht Canton in China, sondern »Cant'n«.
»Immer mit der Ruhe, wo das auch sein mag«, sagte ich, während ich aus dem Wasser stieg. »Aber vorher eine Notration Rührei und Miller-Bier, okay?«
Außerdem wollte ich ihre Wranglers mit der Schere aufschneiden und mit ihr vögeln, ehe wir losfuhren. Wir einigten uns auf einen Kompromiß.
(Wir hatten nämlich keine Schere.)
Canton ist eine Stadl, eine Stunde südlich von Dallas, wo seit hundert Jahren jeden ersten Montag im Monat ein gigantischer Flohmarkt abgehalten wird, der Leute aus allen Teilen der Staaten anlockt. Gegen zehn Uhr rollten wir in der Limousine südwärts, der Fahrer wieder auf dem Rücksitz, Lisa am Steuer wie tags zuvor.
»Ich will nach Quilts schauen«, sagte sie, »den letzten echten Originalen aus den dreißiger und vierziger Jahren, die in Kansas, Texas und Oklahoma entstanden sind, wo die Frauen noch wußten, wie man sie macht.«
Es waren über fünfunddreißig Grad, als wir aus dem Auto stiegen.
Von elf bis eins schlurften wir über die staubigen Wege des rie-sigen Marktes an Tausenden von Buden und Tischen voller ram-ponierter Möbelstücke, Prärie-Antiquitäten, Puppen, Gemälde, Teppiche, Plunder vorbei. Quilts fanden wir kiloweise. Ich weiß es, weil ich sie in einem grünen Plastiksack auf der Schulter schleppte.
»Was würdest du ohne mich machen?« fragte ich.
»Tja, das weiß ich nicht«, sagte sie. »Halt mal still, Elliott, damit ich dir den Schweiß von der Stirn wischen kann.«
Aber in der Zwischenzeit hatte ich mich auch sozusagen in Quilts verliebt und die alten Muster kennengelernt – Dresdner Teller, Ehering, Blumenkorb, Sterntaler, Briefmarke. Mir gefielen die Farben, die Art, wie diese alten Dinger sich anfühlten, der sau-bere Baumwollgeruch und die Freundlichkeit der Verkäufer, die Lisa immer auf den Preis runterhandelte, den sie zahlen wollte.
Wir aßen Hot Dogs und dösten ein Weilchen im Schatten eines Baumes. Wir waren verstaubt und verklebt und betrachteten die vorüberziehenden Familien - die tonnenförmigen Männer in kurzärmeligen Hemden, die Frauen in Shorts und ärmellosen Oberteilen, die kleinen Kinder.
»Gefällt's dir hier?«
»Unheimlich gut«, sagte ich. »Es ist wie in einem fremden Land. Hier würde uns nie jemand finden.«
»Ja. Bonnie und Clyde«, sagte sie. »Wenn die hier wüßten, wer wir wirklich sind, würden sie uns umbringen.«
»Kann sein«, sagte ich. »Aber ich könnte mit ihnen umgehen, wenn sie grob würden.« Ich stand auf, besorgte zwei neue Dosen Bier und setzte mich wieder neben sie. »Wozu brauchst du eigentlich alle diese Quilts?« fragte ich.
Einen Moment lang sah sie seltsam aus, so als hätte sie ein Gespenst gesehen oder so was. Dann sagte sie: »Um mich warm zu halten.«
»Das ist aber gar nicht nett, so was zu sagen, Bonnie. Kann der alte Clyde neben dir dich nicht warm halten?«
Sie schenkte mir eines ihrer seltenen Lächeln, einfach hinreißend.
»Wenn du dich an mich hältst, Bonnie«, sagte ich, »dann schwöre ich dir, daß du
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