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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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nie wieder frierst.«
    Auf dem Rückweg nach Dallas machten wir auf dem Rücksitz Liebe auf all den Quilts.
    Wir breiteten sie auf dem Bett aus, als wir ins Hyatt kamen, und sie verhalfen dem Zimmer zu echter Eleganz. Dann gingen wir schwimmen, aßen im Zimmer zu Abend, und anschließend las ich ihr vor, während sie neben mir auf dem Bett lag.
    Sie war eine fabelhafte Zuhörerm. Ich hatte mir immer ein Madchen gewünscht, dem ich vorlesen konnte, und ich sagte es ihr.
    Es war Mitternacht. Wir zogen uns wieder an und fuhren im Fahrstuhl bis unter die Kuppel, wo wir tanzten, bis die Band zu spielen aufhörte.
    »Lass uns ein bißchen rumfahren«, sagte sie, »die Landhäuser von Furtle Creek und Highland Park im Mondschein anschauen, ja?«
    »Gern, aber unter der Bedingung, daß wir Rip Van Winkle aufwecken und ihn fahren lassen, damit ich mit dir auf dem Rücksitz kuscheln kann.«
    Ich hatte das Gefühl, schon seit vielen Jahren mit ihr zusammen zu sein. Ich hätte mir nichts Besseres wünschen können als das, was in jedem Augenblick geschah.
    Wir verbrachten vier solche Nächte in Dallas.
    Wir aßen Hähnchen vorm Fernseher, während wir uns die Basketball-Spiele anschauten; wir wechselten uns beim Vorlesen ab. Wir gingen schwimmen.
    Abends gingen wir zum Essen in die großen, glitzernden Restaurants von Dallas, in die Discos und Nachtclubs, und manchmal machten wir lange Fahrten durch das saubere Land und versuchten, alte, weiße Farmhäuser oder alte, zugewucherte höfe mit den Gräbern von toten Südstaatlern zu finden.
    Wir schlenderten bei Sonnenuntergang, wenn die Zykaden in den Bäumen zirpten, durch altmodische Straßen kleiner Städte, und wir saßen auf Bänken am Marktplatz und beobachteten gedankenverloren, wie der Himmel langsam seine Farben und sein Licht verlor.
    Wir schauten morgens um zwei alte Filme im Fernsehen an, kuschelten uns unter den Quilts aneinander und machten die ganze Zeit Liebe.
    Wir redeten von den schlimmsten Sachen, die uns widerfahren waren, Eltem, Schule und dergleichen, und wir sprachen von den Dingen, die uns schon erschienen: Malerei, Bildhauerei, Musik.
    Aber nach und nach begannen unsere Gespräche sich von uns wegzubewegen, an anderen Themen hängenzubleiben. Vielleicht hatte sie Angst. Vielleicht wollte ich nichts mehr sagen, ehe sie nicht etwas Bestimmtes gesagt hatte, das ich hören wollte. Ich weiß es nicht. Wir redeten noch immer viel, aber über alles andere.
    Wir stritten uns über Mozart und Bach, Tolstoi und Dostojewski, darüber, ob Fotografie eine Kunst war - sie sagte, ja, ich, nein Hemingway und Faulkner. Wir hatten eine heftige Auseinandersetzung wegen Diane Albus und über Wagner. Wir waren uns einig über das Genie von Carson McCullers, Fellini und Antonioni, Tennessee Williams und Jean Renoir.
    Es herrschte eine fabelhafte Spannung zwischen uns, eine magische Spannung. So als könnte jeden Augenblick etwas geschehen. Etwas außerordentlich Bedeutsames, gut oder schlecht. Wer würde die Waage aus dem Gleichgewicht bringen? Wenn wir wieder über uns reden würden, würde es einen Schritt weitergehen müssen, und diesen Schritt konnten wir nicht tun.
    Doch Stunde um Stunde war es bemerkenswert wunderbar, bemerkenswert gut, einfach rundum in Ordnung.
    Am fünften Tag nachmittags erklärte der Fahrer, daß er nach Hause müsse. Er sei zufrieden mit der Bezahlung, und das Reisen und das Essen seien ausgezeichnet, aber sein Bruder würde in der Redemptorist Church in New Orleans heiraten und er müsse zurück.
    Wir wußten, daß wir ihn einfach hätten fahren lassen und einen anderen Wagen hätten mieten können.
    Wir fuhren aus einem anderen Grund zurück.
    Sie saß schweigend beim Abendessen und sah tragisch aus, das heißt, sie sah hinreißend, entzückend, herzzerreißend, beängstigend und umwerfend traurig aus. »Wir fahren zurück, nicht wahr?« sagte ich.
    Sie nickte. Ihre Hand zitterte. Wir fanden eine kleine Bar an der Cedar Springs Avenue mit Juke-Box, und wir konnten ganz allein tanzen. Aber sie war zu verkrampft, zu unglücklich. Vor zehn Uhr gingen wir ins Hotel zurück.
    Um vier in der Früh, als die Sonne bereits auf die gläserne Stadt schien, waren wir beide hellwach. Wir zogen wieder unsere Abendgarderobe an und verließen das Hotel. Sie sagte dem Fahrer, er solle sich auf den Rücksitz setzen, denn sie wolle fahren.
    »So kannst du mir vorlesen, wenn du Lust hast«, sagte sie zu mir.
    Das hielt ich für eine blendende Idee, denn wir hatten

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