Exit to Eden
im Bad oder in der Küche war. Keiner war dort.
Scott, der in seinem gutsitzenden schwarzen Anzug blendend aussah, kam langsam in die Küche - alle seine Bewegungen und Gesten, so schien es, waren dazu angetan, jemandem die Befan genheit zu nehmen - und sagte mir, daß sie gern mit Lisa allein sprechen würden. Er schaute bekümmert drein. Er sah mich an, und ich fragte mich, ob er dachte, was ich dachte, nämlich, daß wir das letzte Mal, als er mich gesehen hatte, Herr und Sklave für ein Publikum von zwanzig Trainer-Novizen in seinem Unterricht gespielt hatten.
Ich wollte in diesem Augenblick lieber nicht daran denken. Aber ich konnte es fühlen, so, als habe eben jemand die Tür eines heißen Backofens aufgemacht. Er gehörte zu jenen Männern, die noch animalischer wirken, wenn sie elegant gekleidet sind.
»Wir müssen einen Moment mit ihr allein sprechen«, sagte er mit leiser, beinahe schnurrender Bruststimme.
»Ja, sicher, natürlich«, sagte ich.
Er legte seine linke Hand in meinen Nacken und drückte leicht; er lächelte, ein Aufblitzen angenehmer, dunkler Augen und weißer Zähne, und ging zurück ins andere Zimmer.
Ich ging hinaus und setzte mich auf die schmiedeeiserne Bank, die am weitesten von den Zimmern entfernt stand.
Aber ich wußte, daß Lisa mich dort, wo ich saß, sehen konnte. In dem kleinen Garten waren gerade mit Anbruch der Nacht die Lampen angegangen, und ich saß im Licht. Ich stellte einen Fuß auf die Bank und zündete eine Zigarette an. Ich wünschte, ich hätte die Flasche Scotch mit nach draußen genommen.
Es war natürlich besser, nichts zu trinken. Ich konnte sie durch die beleuchteten Fenstertüren sehen, vor dem Hintergrund der rosenfarbenen Wände, dem riesigen Himmelbett und den antiken Mahagonistühlen. Die beiden Männer in ihren schwarzen Anzügen gingen auf und ab und redeten gestikulierend auf Lisa ein. Lisa saß im Schaukelstuhl und hörte ihnen zu. Das Lampenlicht tanzte auf ihrem schwarzbraunen Haar.
Hören konnte ich wegen der verdammten Klimaanlage nichts, aber ich sah, daß Lisa immer verstörter wurde. Schließlich sprang sie auf und zeigte mit dem Finger auf Richard, der die Hände hob, als wäre ihr Finger eine geladene Pistole. Das ewige Lächeln um seinen Mund war verschwunden, doch seine Augen waren noch immer zusammengekniffen, als würde er lächeln. Aber tiefliegende Augen wie seine sehen oft so aus.
Sie schrie, und Tränen liefen über ihr Gesicht. Ich sah, daß ihre Halsschlagadern angeschwollen waren. Ihr Gesicht war verzerrt, und sogar ihre Beine in den hochhackigen Schuhen waren steif und zitterten.
Ich hielt es nicht länger aus. Ich stand auf und trat an die Tür. Lisa ging auf und ab, warf ihr langes Haar über die Schultern und redete laut. Aber ich konnte trotzdem nichts verstehen. Mir schien, daß Scott zu Richard gesagt hatte, er solle sich mal zurückhalten, denn Scott übernahm das Gespräch. Lisa beruhigte sich etwas. Scott bewegte sich auf diese katzenhafte, fließende Art, die Handflächen nach oben gerichtet, während er gestikulierte. Sie hörte zu und nickte, und dann schien sie mich durch die Glastür entdeckt zu haben. Wir schauten einander durch die Scheibe an.
Scott drehte sich um und guckte mich an. Ich blieb einfach stehen und wartete, nicht bereit, mich abzuwenden und fortzugehen.
Er trat ans Fenster, bedeutete mir, mich zu gedulden, und schickte sich an, die Vorhänge zuzuziehen.
Ich machte die Tür auf.
»Nein, mein Lieber«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Das geht nicht.« ,
»Wir reden nur, Elliott«, sagte Scott. »Du bist eine Ablenkung da draußen, und es ist unheimlich wichtig, daß wir dieses Gespräch führen.«
Lisa, die sich mit angezogenen Knien wieder in den Schaukelstuhl gesetzt hatte und sich die Nase putzte, schaute auf und sagte leise: »Ist okay, Elliott. Glaub mir. Es ist okay. Geh in die Bar, und hol dir einen Drink. Es ist wirklich in Ordnung.«
»Laßt uns erst noch was klarstellen, ehe ich das tue«, sagte ich. »Ich weiß nicht, was hier gespielt wird, aber niemand wird irgendwen zu irgendwas zwingen ...«
»Elliott, dergleichen tun wir nicht«, sagte Scott. »Wir zwingen niemanden, irgendwas zu tun. Du weißt doch, wer wir sind.« Er sah ein wenig beleidigt und qualvoll ehrlich aus. Seine schwarzen Augen waren ausdrucksstark, und sein Mund formte sich zu einem leichten und irgendwie traurigen Lächeln. »Aber es steht etwas auf dem Spiel, das für uns ungeheuer wichtig ist. Wir
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