Exit to Eden
absurd.
Jean-Paul sprach mit ruhiger Stimme.
»Die ersten Tage werden die schwierigsten für dich sein. Es wird einen Moment geben, wo du erkennst, daß du nicht entkommen kannst, und du wirst in Panik geraten. Aber dein Trost ist folgendes: Du kannst nichts dagegen tun.« Er hielt inne und schaute mich prüfend an. »Wie fühlst du dich jetzt?«
»Ängstlich«, flüsterte ich. »Und aufgeregt.« Aber die Worte verdorrten in meiner Kehle. Ich wollte sagen, egal, was ich empfinde, ich würde um keinen Preis umkehren. Ich sah die hölzerne Pforte und das Pförtnerhaus. Die Limousine glitt auf eine Ziegelgarage mit spitzem Giebeldach zu, die gleiche Tudor - Architektur wie das Landhaus unter den Bäumen direkt vor uns.
Finsternis verschlang uns, als wir in die Garage fuhren, und in einem plötzlichen Anfall von Angst faßte ich nach Jean-Pauls Hand. »Du wirst immer wissen, wie es läuft, nicht wahr?«
»Natürlich. Und jetzt überleg noch mal. Gibt es irgendwas, was du sagen oder fragen möchtest? Weil ich dich ausziehen werde. Du wirst nur nackt zugelassen. Ich muß dir die Kleider wegnehmen. Du darfst niemals versuchen, mit dem Boß oder den Knechten zu reden. Sie würden dich dafür bestrafen.«
»Wirst du mich holen kommen ...?«
»Natürlich, wie verabredet in genau drei Monaten.«
(Ich muß in drei Monaten zum Semesterbeginn in Berkeley sein, unbedingt.)
»Denk an alles, was ich dir gesagt habe, an die Etappen, die du durchlaufen wirst: Wenn du entsetzliche Angst hast, denk daran, wie aufregend das alles ist. Sei in dieser Hinsicht ehrlich mit dir selbst - und denk dran, daß du nichts ändern kannst. Du bist jeglicher Verantwortung enthoben, du kannst dich nicht selbst retten.«
(Rette dich selbst. Rette deine Seele. Mein Vater, der die Bücher auf meinem Bett betrachtet, die neuen Romane die Taschenbuch-Philosophie. »Lisa, du hast noch nie Geschmack gehabt oder Urteilsvermögen, nur eine Neigung zum übelsten Schund, den du im Buchladen finden kannst, aber zum ersten Mal fürchte ich um deine unsterbliche Seele.«)
Ich fühlte meine Brustwarzen glühend heiß unter der Bluse der dünne Zwickel meines Höschens war triefnaß zwischen meinen Schenkeln. Jean-Paul beugte sich herüber und küßte meine Wange. Er strich mein Haar über die Schultern zurück
Mein Haar war damals noch langer als heute, und sehr dick, sehr schwer.
Ich fühlte, wie Jean-Pauls Hand meine Handgelenke faßte und sie mir hinter den Rücken drückte, ich hörte das Schneiden der Schere durch den Stoff meiner Bluse, und der Fetzen fiel auf den dunkelblauen Teppich des Wagens.
Sobald ich nackt war, zerrte er mich aus der Limousine.
»Beug den Kopf«, sagte er, .und schweig.«
Der Zementboden war kühl unter meinen Füßen, und das Licht aus der Tür blendete mich. Er küßte mich wieder. Und als ich den Motor in der geschlossenen Garage aufheulen hörte, wurde mir klar, daß er wegfuhr.
Ein junger Diener in grauer Uniform war inzwischen herausgekommen. Er packte meine Handgelenke und stieß mich zur Tür. Die Härchen auf meinen Armen fühlten sich an wie eine schützende Hülle. Meine Brustwarzen pulsierten, und ich fragte mich, ob dieser Fremde, dieser Mitverschwörer in einer geheimen Sexwelt, die Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen sehen konnte.
»Den überdachten Weg benutzen wir im Winter, sagte er. Die Stimme eines älteren Mannes. Gebildet. Neutral. »Du wirst bis kurz vor das Haus gehen, dann wirst du auf die Knie fallen und so bleiben. Im Haus wirst du immer auf Knien sein.«
Wir gingen den Fußweg hinauf. Ich fühlte seine behandschuhte Hand fest um meine Handgelenke. Licht fiel hell, doch irgendwie wäßrig durch das dicke Milchglas der vergitterten Fenster. Ich sah nichts als eine kahle Mauer vor mir. Grünpflanzen drückten sich gegen das Glas. Ich dachte in plötzlicher Panik, daß die Limousine inzwischen den Highway erreicht haben mußte und daß ich nicht geknebelt worden war. Ich hätte schreien können.
Aber dann hätte er mich geknebelt. Dessen war ich sicher. Man hatte es mir gesagt.
»Laß dich von der Freundlichkeit der Diener nicht täuschen«, sagte der Mann nah an meinem Ohr. »Wenn sie dich in irgendeiner anderen Position als kniend antreffen, wenn sie auch nur die geringste Ungehörigkeit entdecken, dann werden sie es unweigerlich deinem Herrn berichten. Und der Grund dafür ist ganz einfach: Wenn sie einen Fehler an dir finden, wird dein Gebieter dich ihnen übergeben, damit sie dich
Weitere Kostenlose Bücher