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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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bestrafen. Darauf warten sie nur. Ganz besonders auf so ein frisches, junges Mädchen mit so zarter Haut. Eine kleine Novizin. Also noch mal, laß dich nicht von ihren Aufmerksamkeiten täuschen.«
    Wir waren um die Kurve gekommen, und der Weg war nun mit Teppich belegt. Für meine Knie natürlich. Am Ende des langen Ganges sah ich eine Tür. Mein Herz klopfte wild.
    »Du mußt jedermann im Haus absolute Unterwürfigkeit erweisen Niemals den Fehler begehen, es daran mangeln zu lassen. So, und jetzt auf Hände und Knie.«
    Was ist mir von dem, was folgte, in Erinnerung geblieben? Die für schwang weit auf, die große, luxuriöse, moderne Küche, die enormen Kühlschranktüren, die glänzende Edelstahlspüle und die Köchin in gestärktem, weißem Leinen, die Schürze um ihre üppige Taille gebunden, die sich umdrehte, um mich von ihrem Holzschemel aus anzuschauen.
    »Oh, die ist aber süß.« Ein Lächeln kräuselte über ihr rundes Gesicht.
    Dann der Schock beim Anblick der weitläufigen Diele mit Marmortischen und Spiegeln, und stillen Salons mit Spitzengardinen, die die Sonne durch einen Rahmen schwerer Vorhänge filterten. Und ich durchquerte nackt dieses gediegene Reich bis zum Arbeitszimmer des Gebieters, der hinter seinem Schreibtisch saß, das Telefon am Ohr, einen Bleistift in der Hand.
    Ein erster Blick auf den Gebieter, nur für den Bruchteil einer Sekunde, mit gesenktem Kopf. Ich mußte bis in die Mitte des dunkelblauen Perserteppichs krabbeln.
    Glöckchen klangen durchs Haus. Irgendwo zwitscherten Kanarienvogel, das leise Geräusch von Flügeln gegen Käfigstangen. »Oh ja, ja natürlich. Ich habe einen anderen Anruf. Ich rufe wieder an « Starker britischer Akzent. Aristokratisch und ausdrucksstark. Klicken des Telefons. »Ja, sie ist hübsch, sehr hübsch. Richte dich auf, mein Liebling. Ja, ich mag sie. Sie eignet sich wunderbar. Komm her, junge Schönheit.«
    Ich krabbelte um den Schreibtisch herum, wie er verlangt hatte, bis ich seine Schuhe und die Schöße seines dunkelroten Satinmantels über dunkleren Hosenbeinen sah. Eine Hand berührte mein Gesicht, meine Brust. »Hmm, wirklich hübsch.« Jedes Wort so deutlich und doch so schnell gesprochen. »Viel hübscher, als ich zu hoffen gewagt hatte.«
    »Ja, Sir«, sagte der Bedienstete. »Und kein Firlefanz.«
    »Schau mich an, Lisa.« Er schnalzte mit den Fingern.
    Hageres Gesicht, scharf gezeichnete Knochen, die schwarzen Augen fast unnatürlich lebhaft. Dichtes graues Haar, von Stirn und Schläfen nach hinten gekämmt. Gutaussehend, ja. Sogar außergewöhnlich. Wie das Timbre seiner Stimme waren auch seine Augen ohne Alter, eher schelmisch und beinahe jung.
    »Laß sie hier. Ich werde nach dir rufen.« Selbstverständlicher Befehlston. »Ich habe eigentlich keine Zeit dafür«, überlegte er, »aber ich werde mir die Zeit nehmen. Folg mir, junges Fräulein.«
    Die Tür zu einem ungewöhnlichen Zimmer ging auf. Eng, grell beleuchtet von der Sonne, durch bleiverglaste Fenster hindurch. Ein langer, polierter Tisch mit ledernen Hand- und Fußschellen, die an Lederriemen von den Ecken baumelten. An der Wand ein Gestell mit Peitschen, Gurten, Schellen, Rüstungen. So wie in Jean-Pauls Studio, wo er jenen, die auf seine diskreten Anzeigen in den unwahrscheinlichsten Zeitungen antworten, »Disziplin« lehrt. Ich bin gut ausgebildet worden.
    Aber das hier ist eine Beförderung, es ist das erste Bewerbungsgespräch, der Beginn einer Laufbahn.
    Leise bewegte ich mich auf Händen und Knien über das dunkle, rosenfarbene Parkett auf das weiche Rechteck eines roten Perserteppichs zu. Herzklopfen. Das Geräusch seiner Schuhe.
    »Auf die Füße, meine Liebe, so ist es recht.« Ich fühlte, wie dünne Lederriemen sich um meinen Kopf legten. Panik.
    »Pschhht. Aber, aber, haben wir denn so große Angst?« Seine rechte Hand legte sich um meine linke Brust, ich fühlte seinen weichen Satinmantel an meinem Rücken. »So, ganz still, die Hände hinter dem Rücken gefaltet. Du möchtest doch hübsch aussehen für deinen Gebieter, nicht wahr?« Lippen an meinem Gesicht. Ich schmolz unter der Zärtlichkeit. Alles, was Ihr wünscht, Gebieter.
    Mein Geschlecht schien unmöglich heiß, prall. Ich fühlte die schmalen Riemen auf der Stirn, den Wangen, die Nase entlang. Meine Zunge schnellte heraus, um die Lippen zu berühren.
    »Katzenzünglein!« flüsterte er in mein Ohr und zwickte mir in den Po. Ein Hauch von Kölnisch Wasser, ein leises, tonloses Lachen. Er bündelte

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