Exit to Eden
verstummte, hörte ich mich selber leise schluchzen. Die Tränen flössen in Strömen. Ich war mit dem Korsett, den Handschuhen, den Stiefeln so stramm gefesselt, daß ich das Gefühl hatte irgendwo in einer Welt zu schweben, wo Stärke und Schwerkraft keine Bedeutung hatten. Er beugte sich vor und küsste meine Brüste, zwickte sie und leckte an den Warzen, an den Klammern der Gewichte. Ich fühlte, wie meine Hüften unkontrollierbar vorwärtszuckten. Ich dachte, ich würde ihm in die Arme fallen.
»Ja, mein kostbarer Schatz«, flüsterte er in mein Ohr. Er küßte meinen Mund. Heiße, starke Finger stützten meinen Busen über dem Korsett.»Jetzt stell dich hin«, sagte er und hob mich auf. »Dreh dich für mich um. So ist's recht. Die Fersen zusammen. Ja, und diese lieblichen Tränen.«
Das Zimmer war ein dämmriges Wunderland aus Formen und Licht, das Gleißen des Feuers hinter dem Messingschirm, die schlanke Gestalt des schwarzhaarigen Mannes, der ebenfalls aufgestanden war und mich mit verschränkten Armen betrachtete, mir flüsternd Befehle erteilte.
»Ja, jetzt wieder andersherum, sehr gut, die Fersen zusammen, immer zusammen, das Kinn schön in die Hohe gereckt.«
Und schließlich fühlte ich seine Arme um mich. Ich konnte das Weinen nicht unterdrücken, schluchzte über die Kraft seiner Arme, den Anblick seiner Schultern, die Beruhrung seiner Brust. Er umfing mich, druckte mich an seinen glatten Satinmantel, meine Brüste schmerzten, seine Lippen berührten meinen Mund zwischen den Kiemen hindurch. Ich fühlte, daß ich gleich überfließen wurde. Ich konnte es nicht mehr zurückhalten.
Was hatte ich in jener ersten Nacht empfunden, als alles vorüber war, ich neben ihm lag und mein Fleisch noch immer von seinem Fleisch prickelte?
Wie die darauffolgenden drei Monate zusammenfassen? Die unzähligen Abendgesellschaften und die gewalttätige Intimität mit jenen namenlosen, fremden Gästen, die endlosen Nachstellungen des frechen, boshaften, kleinen Dienstmädchens mit dem Dreschflegel, der Morgenlauf durch den Garten im Frühling, wenn der Gebieter auf seinem Lieblingswallach neben mir herritt und die Außenwelt so fern und unglaubwürdig war wie ein Märchen?
Und die unvermeidliche Demütigung der Strafen durch das Personal, wenn ich es nicht geschafft hatte, zu gefallen, mich zu unterwerfen, korrekt zu antworten, mit ausdrücklicher Willfährigkeit zu reagieren.
War ich je in Panik geraten? Am ersten Morgen vielleicht, als ich den Reitweg sah und wußte, daß ich mit auf den Rücken gebundenen Armen rennen mußte. Oder als ich zum ersten Mal von der Köchin übers Knie gelegt wurde, zappelte und über die Ungerechtigkeit heulte. Aber ich war nie wirklich panisch geworden.
Die Panik uberfiel mich an einem Morgen Ende August, als Jean-Paul in dem kleinen, weißgetünchten Zimmer hinter der Küche, in dem ich schlief, auf und ab ging und immer wieder sagte: "Überleg es dir ganz genau, bevor du antwortest. Weißt du, was es bedeutet, daß er dich für ein weiteres halbes Jahr haben will? Begreifst du nicht, was du wegwirfst, wenn du das Angebot ablehnst? Schau mich an, Lisa, verstehst du das?«
Er hatte sich heruntergebeugt und mir in die Augen geschaut.
»Du weißt, was das heißt, eine solche Gefangenschaft. Meinst du, es sei leicht für mich, so was noch mal für dich zu finden? Und du brauchst es, das weißt du ganz genau. Es ist dein Traum. Willst du daraus aufwachen? Ich kann dir nicht versprechen, eine andere Stelle dieser Art für dich zu finden, wenn du wieder zur Vernunft gekommen bist. Eine so grandiose Gefangenschaft wie diese hier.«
Spar dir deine Sprüche.
»Ich dreh' durch, wenn ich nicht weggehe. Ich will nicht hierbleiben. Ich habe von Anfang an gesagt, daß ich zum Wintersemester in der Schule sein muß ...«
»Du kannst ein Semester später anfangen. Ist dir klar, wie viele ich habe, die dich ersetzen können ...?«
»Ich muß jetzt weg, verstehst du das nicht? Das ist nicht mein Leben, jedenfalls nicht mein ganzes Leben!«
Innerhalb einer Stunde waren wir auf dem Weg nach San Francisco. Wie seltsam es war, wieder Kleider anzuhaben, aufrecht zu sitzen, durch die Windschutzscheibe der großen Limousine zu schauen.
Wie sah die Stadt nach diesen Monaten aus? Wie war es, im Hotelzimmer zu liegen und das Telefon anzustarren? In zwei Wochen würde das Semester beginnen. Mein Körper wand und versteifte sich im Fieber. Orgasmus. Schmerz.
In jener ersten Nacht saß ich im Flugzeug
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