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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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wissenschaftlich interessantes Spezimen. »Sagen wir, nur drei Tage harte Arbeit, Saubermachen der Toiletten, und dann zu Lisa, der Perfektionistin, wie sie es wünscht.«
    »Richard!« flüsterte sie. Ich fühlte ihren Zorn wie eine Hitzewelle.
    Und dies war nun meine persönliche Trainerin, diese Schattengestalt, dies war die Zukunft und drei Tage in den Toiletten, um darüber nachzudenken, falls ich noch denken konnte.
    »Du hast verdammt großes Glück, Elliott«, fuhr Richard, der Trainer, fort. Ich zitterte sichtbar. Warum sollte ich weiterhin versuchen, es zu verbergen? »Die Perfektionistin hat die erste Wahl unter allen Sklaven, und jene, die sie ausgewählt hat, sind die besten Künstler im Club. Aber in Zukunft mag es vorkommen, daß du auf Arbeit in den Toiletten hoffst und darum betest, wenn sie Fehler an dir findet.«
    Sie war vor mich getreten, aber ich wagte es noch nicht, meinen Blick von seinen Augen zu nehmen. Dennoch konnte ich sehen, daß sie sehr zart war und ihr dunkles, gewelltes Haar eher einen Umhang als einen Schleier bildete. Große, dunkle Augen durchbohrten mich.
    Da war noch etwas an ihr, etwas Fühlbares, das ich nicht benennen konnte. Ich glaube nicht, daß Leute eine Aura haben, daß sie Wellen aussenden. Aber von ihr schien eine Urkraft auszugehen Ich konnte sie fühlen. Ich hatte sie die ganze Zeit gefühlt. Wie ein Geräusch, das zu leise war, um vom Gehirn bewußt wahrgenommen zu werden.
    Als der Trainer mit lauterer Stimme den Befehl wiederholte:
»Drei Tage Toiletten reinigen«, nahm sie meinen Kopf zwischen beide Hände. Ich empfand etwas so Unerhörtes bei ihrer Berührung, daß ich sie auch angeschaut hätte, selbst wenn es nicht genau das gewesen wäre, wozu sie mich zwang. Es war wie ein elektrischer Kontakt.
    Sie war wirklich hinreißend, ihr Gesicht köstlich hager und schattig, ihr roter Mund ein kleines bißchen trotzig, und in ihren Augen, die mich direkt anschauten, ein Hauch von Unschuld, sie schienen überhaupt nicht wahrzunehmen, daß ich ihren Blick erwiderte.
    Mein Bewußtsein war schon wieder leer. Von ihr konnte ich nicht gefoltert, besessen werden! Gegenüber dieser zerbrechlichen Kreatur sollte ich machtlos sein? Doch mein Schwanz war vom vierten Gang in den Overdrive übergegangen. Und das sah sie mit absoluter Sicherheit. Nichts konnte ihr entgehen, ihr nicht. Sie ließ mich los.
    Ich sah, wie die in weißes Leder gekleideten Henker auf mich zukamen, und konnte nicht einmal klar genug denken, um in Panik zu geraten. Sie hoben mich auf, schwangen mich kopfüber.
    Pures Staunen, jenseits von Panik - sie hatten es getan, verdammt noch mal -, ich sah nichts, dann fühlte ich, wie die breiten, weichen Manschetten um meine Knöchel gelegt und an den Haken gehängt wurden.
    Die Fettkreide grub sich in meinen Rücken - ich verlor den Faden der Buchstaben, was mir irgendwie als ein Versagen erschien und ich versuchte verzweifelt, meinen Körper am Schaukeln zu hindern, während mir das Blut in den Kopf stieg.
    Dann geriet ich in Panik. Ich drehte vollständig durch. Aber das spielte keine Rolle, weil ich völlig hilflos dort hing und es niemand merkte. Das Gestell knarrte, begann zu schaukeln, und wir schaukelten mit. So einfach war das, und so unerträglich.
    Die Stimme des Trainers erläuterte, daß die bestraften Postulanten unter den denkbar unbequemsten Bedingungen arbeiten und schlafen würden, daß ihre Strafe erbarmungslos und ermüdend und für niemanden ein Vergnügen wäre und daß sie im Laufe der folgenden Tage von der Klasse zum weiteren, besseren Verständnis von Ungehorsamkeit und deren Folgen besucht werden würden.
    Wir wurden langsam zu der offenen Tür gerollt. Mein ganzer Körper fühlte sich wie geschwollen an. Der Club verschluckte uns wie ein riesiges Maul. So auf den Kopf gestellt, wie wir waren, hätten wir genausogut in eine andere Dimension transportiert werden können. Ich versuchte, nicht in den auf dem Kopf stehenden Raum zurückzuschauen.
    »Und jetzt«, hörte ich die Stimme, »können die Trainer ihre Sklaven auswählen.«

LISA
     

Alles, was Ihr wünscht, Herr
     

    Natürlich mußten sie ihn nach unten schicken, nicht wahr? Wer hatte denn all diese Vorschriften über das harte Bestrafen am Anfang erlassen? Und es war Routine; selbst wenn bislang noch niemand eine solche kleine Szene geliefert hatte, hatte Richard völlig recht.
    Es war neun Uhr, als ich schließlich die Schlafzimmertür zumachte.
    Dämmerlicht durch die

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