Exit
der Aufnahme.
Diesmal nicht mit Atemproblemen, sondern mit hohem Fieber - vierzig Komma fünf. Rotglühend, trocken, fliegender Atem.
Wenn ich ehrlich bin, Alex, war ich fast froh über das Fieber - endlich hatte ich etwas Organisches vor mir, an dem ich arbeiten konnte. Doch die Leukozytenzahlen schlössen eine Virus oder bakterielle Infektion völlig aus. Also weiter zur Toxikologie. Alles sauber. Na gut, Labortests sind nicht unfehlbar - sogar bei uns liegt die Fehlerrate zwischen zehn und zwanzig Prozent. Und das Fieber war echt - die Temperatur hatte ich selbst gemessen. Wir badeten sie und gaben ihr Tylenol, brachten sie runter auf achtunddreißig-neun. Wir nahmen sie auf - Diagnose: Fieber unbekannter Ursache -, wir rehydrierten sie und ließen sie durch eine wahre Hölle gehen: Rükkenmarkspunktierung, um Meningitis auszuschließen, obwohl ihre Ohren sauber waren und ihr Hals weich, denn nach allem, was wir wußten, mußte sie furchtbare Kopfschmerzen haben. Außerdem zweimal am Tag Blutabnahme - sie drehte durch, wir mußten sie festhalten. Und selbst dann schaffte sie es manchmal, sich die Nadel herauszureißen.«
Stephanie atmete tief und schob die Grapefruit weiter weg. Sie wischte sich Schweißperlen von der Stirn und sagte: »Dies ist das erste Mal, daß ich die Geschichte von Anfang an erzähle.«
»Wie, hattet ihr keine Fallbesprechungen?«
»Nein, das machen wir kaum noch. Rita ist im Grund ein Totalausfall.«
»Wie reagierte die Mutter auf all die Prozeduren?« fragte ich.
»Ein paar Tränen, doch im allgemeinen behielt sie die Fassung. Sie konnte das Baby beruhigen, umarmte es, wenn es vorbei war. Ich sorgte dafür, daß sie nicht helfen mußte, wenn wir es festhielten - um die Mutter-Kind-Bindung nicht zu gefährden. Wie auch immer, die Bluttests blieben normal, doch ich zögerte die Entlassung hinaus, bis sie vier Tage hintereinander kein Fieber hatte.«
Sie seufzte, fuhr sich durchs Haar und blätterte weiter.
»Nächste Fieberkrise. Das Kind ist fünfzehn Monate alt; die Mutter sagt einundvierzig-eins. Der Aufnahmearzt mißt vierzig-drei, badet es und bringt es runter auf achtunddreißigsechs. Die Mutter berichtet von neuen Symptomen: Würgen, Erbrechen, Durchfall und schwarzer Stuhl.«
»Innere Blutungen?«
»So hört es sich an. Und das ließ nun alle aufhorchen. Ihre Windel zeigte Spuren von Diarrhöe, aber kein Blut. Die Mutter sagte, sie hätte die blutige Windel weggeworfen und würde versuchen, sie wieder rauszufischen. Der Rektalbereich zeigte eine leichte Rötung, eine Reizung an den äußeren Rändern des Schließmuskels. Keine Verspannungen, die ich hätte ertasten können - der Bauch war schön weich, vielleicht ein bißchen berührungsempfindlich. Doch das ist schwer zu sagen, weil das Kind ohnehin bei jeder Untersuchung zu toben anfing.«
»Ein wundes Rektum also. Irgendwelche Narben?« fragte ich.
»Nein, nein, nichts dergleichen. Nur eine leichte Irritation, konsistent mit Diarrhöe. Wir mußten noch Verstopfung oder Appendizitis ausschließen. Ich zog einen Chirurgen hinzu, Joe Leibowitz - du weißt, wie gründlich der ist. Er untersuchte sie und sagte, es gäbe nichts, was es rechtfertigen würde, sie aufzuschneiden, doch er würde sie einweisen lassen und für eine Weile beobachten. Wir hängten sie an den Tropf - das war schrecklich, kann ich dir sagen - und führten das volle Testprogramm durch. Diesmal fanden wir einen leichten Leukozytenüberschuß, doch immer noch im Rahmen des Normalen, nichts, was die vierzig-drei hätte erklären können. Am nächsten Tag war sie auf siebenunddreißig-acht, noch einen Tag später auf siebenunddreißig-drei, und sie schien keine Bauchschmerzen zu haben. Joe sagte, es sei bestimmt nicht der Blinddarm, ich sollte die Magen-Darm-Leute hinzuziehen. Ich suchte Rat bei Tony Franks, der sie auf Anzeichen von chronisch empfindlichem Magen, Dünndarmentzündung und Leberproblemen untersuchte. Negativ. Dann noch mal das volle Toxikologieprogramm und genaue Nachforschungen, was sie gegessen hatte. Zusätzlich bat ich die Allergologie und Immunologie noch einmal, sie auf eine etwaige Überempfindlichkeit auf irgend etwas Ausgefallenes zu testen.«
»War sie ein Flaschenkind gewesen?«
»Nein, gestillt, obwohl sie inzwischen ganz auf Festnahrung umgestellt war. Nach einer Woche sah sie vollkommen gesund aus. Gott sei Dank hatten wir sie nicht aufgeschnitten.«
»Fünfzehn Monate alt«, sagte ich, »gerade jenseits der
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