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Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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schlimmer als früher?«
    »Ich fürchte ja.« Sie schaute besorgt, legte ihren Löffel hin und schob die Grapefruit beiseite. »Doch zurück zu dem Fall. Wo war ich stehengeblieben?«
    »Bei dem Baby, das schreit, sobald es dich sieht.«
    »Richtig. Also, alles scheint in Ordnung zu sein, ich vergrößere die Untersuchungsintervalle wieder, stelle die Nachuntersuchungen am Ende ganz ein und gebe ihnen einen Termin für zwei Monate später. Doch dann, nach drei Tagen, seh ich sie in der Aufnahme wieder: Keuchhusten, zwei Uhr morgens. Nur daß die Mutter jetzt sagt, das Kind wäre diesmal tatsächlich bewußtlos gewesen und hätte sich blau verfärbt. Erneut Herzmassage.«
    »Drei Tage, nachdem du die Untersuchungen abgesetzt hast«, warf ich ein und machte mir eine Notiz. »Beim erstenmal waren es nur zwei Tage gewesen.«
    »Interessant, nicht? Okay, ich mache die üblichen Tests. Der Blutdruck ist ein bißchen hoch, der Atem flach, doch Sauerstoff bekommt sie genug. Kein Pfeifen. Ich dachte, entweder ein Asthmaanfall oder irgendeine Angstreaktion.«
    »Panik vor dem Krankenhaus?«
    »Entweder das oder die Aufregung der Mutter, die sich auf das Kind überträgt.«
    »War die Mutter sehr erregt?«
    »Äußerlich nicht, aber du weißt ja, die Verbindung zwischen Müttern und Säuglingen kann an Telepathie grenzen. Andererseits konnte ich eine physische Erkrankung nicht ausschließen. Wenn ein Säugling das Bewußtsein verliert, dann ist das ernst zu nehmen.«
    »Sicher«, sagte ich, »aber es könnte auch nur ein ungewöhnlich heftiger Wutanfall gewesen sein. Manche Kinder lernen sehr früh, den Atem anzuhalten und eine Ohnmacht herbeizuführen.«
    »Ich weiß, doch es geschah mitten in der Nacht, Alex, nicht nach irgendeinem Machtkampf. Ich nehme sie also wieder auf, ordne Allergietests an und eine vollständige Untersuchung der Lungenfunktion - kein Asthma. Ich beginne auch, an seltenere Sachen zu denken: spontane Epilepsie oder dergleichen, Enzymstörungen. Ganze fünf Kollegen kümmern sich für eine Woche um den Fall, alle möglichen Spezialisten, die wir im Haus haben, geben sich die Klinke in die Hand, es wird herumprobiert, in alle Richtungen spekuliert. Das arme kleine Ding wird verrückt, wenn sich nur die Zimmertür öffnet, und niemand kommt zu einer Diagnose, und die ganze Zeit, die sie hier verbringt, kein Vorfall von Atemnot. Also zurück zu meiner Angsttheorie. Ich entlasse sie wieder, und das nächstemal empfange ich sie in meinem Büro. Mit dem kleinen Mädchen mache ich gar nichts, versuche nur, mit ihr zu spielen. Sie will trotzdem nichts mit mir zu tun haben. So bringe ich vorsichtig das Thema Angst zur Sprache, doch die Mutter will nichts davon wissen.«
    »Wie reagierte sie?« fragte ich.
    »Jedenfalls nicht verärgert - das ist nicht der Stil dieser Dame.
    Sie sagte nur, das würde sie nicht glauben, wo das Baby noch so klein war. Ich gab zu bedenken, daß Phobien in jedem Alter auftreten können, doch offenbar konnte ich sie nicht überzeugen. Also gab ich nach, schickte sie nach Hause und ließ ihr etwas Zeit, darüber nachzudenken. Ich hoffte, ihre Ängste würden sich legen, wenn das Kind erst ein Jahr alt wäre und das Krippentodrisiko fiele, und daß das Baby sich dann ebenfalls entspannen würde. Vier Tage später waren sie wieder im Untersuchungszimmer: Stickhusten, Keuchen, die Mutter in Tränen, um Aufnahme bettelnd.
    Ich nahm das Baby auf die Station, ordnete aber keine Tests an, nichts, was im entferntesten nach einem Eingriff aussah, nur Beobachtung. Und das Baby schien vollkommen in Ordnung zu sein - nicht der kleinste Keucher. An diesem Punkt nahm ich die Mutter beiseite und konzentrierte mich mehr auf den psychischen Aspekt. Weiterhin ohne Erfolg.«
    »Hast du je den Tod des ersten Kindes angesprochen?«
    »Nein. Ich dachte daran, doch zu dem Zeitpunkt schien es einfach nicht das richtige zu sein, Alex. Zuviel für die Frau. Ich meinte, ein gutes Gespür für sie zu haben. Ich war die behandelnde Ärztin, als sie das erste Kind tot hierherbrachten. Ich leitete die Obduktion. Ich trug es in die Leichenhalle, Alex.«
    Sie schloß die Augen und öffnete sie wieder, blickte aber ins Leere.
    »Muß schlimm gewesen sein«, meinte ich.
    »Ja - und es war purer Zufall, daß ich damit zu tun bekam. Sie waren Rita Kohlers Privatpatienten, doch die war verreist, und ich hatte Bereitschaft. Ich hatte die Leute nie zuvor gesehen, und dann blieb auch noch die Sterbefallbetreuung an mir

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