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Exodus der Xabong

Exodus der Xabong

Titel: Exodus der Xabong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Störimpuls abgeben«, sagte Oohn-Rhaat. »Damit würden wir unsere eigenen Einheiten ebenso in Mitleidenschaft ziehen wie das Schiff des Feindes …«
    »Das war bei jedem Störimpuls so, der von dieser Station abgegeben wurde!«
    »Die Impulse werden koordiniert von allen vier Stationen gleichzeitig abgegeben! Nur dann haben sie die maximale Wirkung auf die feindliche Kommunikation.«
    »Dann wird es diesmal eben anders sein«, gab Ken-Drabon ziemlich verärgert zurück. »Ich habe in dieser Sache die absolute Befehlsgewalt. Alles andere ist dem unterzuordnen. Und nun möchte ich einen Störimpuls, der eine so große Intensität hat, wie sie die Anlage der Station HEILIGER ZORN hergibt. Hast du mich verstanden?«
    Einige andere Kridan in der Zentrale hatten die Auseinandersetzung mitbekommen. Sie wandten ihre Schnäbel in Richtung des Geschehens und warteten ab, was geschah. Man konnte in diesem Moment nicht einmal ein Schnabelschaben oder das Scharren eines Krallenfußes hören. Es war so still wie ansonsten nur ganz selten in der Zentrale der Station HEILIGER ZORN.
    »Ehrwürdiger Priester des inneren Kreises, darf ich vielleicht eine Begründung für dein Vorgehen erfahren?«
    »Nein, das darfst du nicht. Das ist als Geheimsache eingestuft. Das habe ich dir allerdings bereits mehrfach deutlich gemacht und ich werde wohl nicht umhin können, diese Subordination zu melden, um dich vor ein Tugendwächter-Gericht zu bringen.«
    Oohn-Rhaat wusste, was es bedeutete, vor einem Tugendwächter-Gericht zu stehen. Dort angeklagt zu werden war schon so gut wie identisch mit einer Verurteilung, die völlig der Willkür des Gerichts oblag – oder derer, die den Prozess initiiert hatten. Denn die meisten Prozesse vor Tugendwächter-Gerichten wurden nicht von den Tugendwächtern selbst in Gang gesetzt, sondern von denen, die sich etwas davon versprachen. Zumeist stand ein politisches Interesse dahinter.
    Allerdings gingen sowohl die Priesterschaft als auch die Tanjaj als wichtigste und einflussreichste Machtblöcke innerhalb des Imperiums sehr vorsichtig mit der Anwendung dieses Instrumentes um. Zumindest, wenn es dabei um Angehörige des jeweils anderen Blocks ging.
    Viel öfter wurden die Tugendwächter-Gerichte dazu missbraucht, in den eigenen Reihen gehörig aufzuräumen. Da wurden am laufenden Band angeblich gefährliche Verschwörungen und Ketzereien aufgedeckt, um das innere Machtgefüge der Priesterschaft oder des militärisch industriellen Komplexes der Tanjaj intern im Gleichgewicht zu halten.
    Wenn aber auf diese Weise Angehörige des jeweils anderen Machtblocks angegriffen wurden, musste man natürlich mit einer entsprechenden Retourkutsche rechnen.
    Und das wollte normalerweise keine der beiden Seiten riskieren, wenn es sich vermeiden ließ.
    Die Tatsache, dass Ken-Drabon mit der Einschaltung eines derartigen Gerichts drohte, zeigte eigentlich nur, dass es der Priesterschaft sehr ernst sein musste.
    Oohn-Rhaat spürte, dass irgendetwas in Hintergrund mitspielte und vielleicht sogar die entscheidende Rolle eingenommen hatte, von dem der Stationskommandant des HEILIGEN ZORNS nicht die geringste Ahnung hatte.
    Genau das ging ihm gegen den Strich beziehungsweise stand ihm quer im Schnabel.
    »Diese Maßnahme konterkariert andere taktische Maßnahmen, die derzeit ergriffen werden!«, erklärte der Stationskommandant. »Wir sind dabei, ein Menschenschiff aufzubringen. Der Ausfall der Kommunikation trifft uns derzeit härter als den Feind, denn der ist ohnehin allein und kann daher auch kein Manöver koordinieren!«
    »Ich bestehe darauf!«, forderte Ken-Drabon.
    »Nun gut, ich habe wohl keine andere Wahl.«
    »Nein, das hast du nicht.«
    »Aber ich werde meine abweichende Beurteilung in einem Bericht vermerken, der an den Mar-Tanjaj geht!«
    »Das magst du tun. Ich sehe dem mit Gelassenheit entgegen!«
     
     
    Augenblicke später wurde der Störimpuls abgesetzt.
    Die Aggregate, die ihn erzeugten, ließen die gesamte Station vibrieren.
    Ein dumpfer Brummlaut bildete den akustischen Hintergrund.
    »Das ist der stärkste Störimpuls, den unsere Aggregate hervorbringen können!«, meldete der Cheftechniker.
    »Wie lange kann er aufrecht erhalten werden?«, fragte Ken-Drabon.
    »Maximal fünf Minuten.« { * }
    »Das reicht nicht.«
    »Tut mir leid, aber das muss reichen. Die Leistungskraft unserer Aggregate gibt nicht mehr her. Schon dieser Impuls wird verhindern, dass wir innerhalb der nächsten zwei bis drei Stunden einen

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