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Exodus der Xabong

Exodus der Xabong

Titel: Exodus der Xabong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Yklangklonglarang fest und die Bitterkeit, die er darüber empfand, manifestierte sich in einer nicht ignorierbaren Wolke aus Geruchsmolekülen.
    Die beiden Xabong standen sich eine ganze Weile stumm gegenüber.
    Es war unnötig, dass einer von ihnen auch nur ein einziges Wort sagte, denn ihre Gegensätze hatten sich auf molekularer Ebene längst in den sich durchmischenden Dunstwolken chemisch manifestiert, die sich, den allgemeinen Gesetzen der Verteilung von Gasen folgend, nun gegenseitig durchdrangen und durchwirkten. Wenn man lange genug wartete entstand dann ein Einheitsdunst.
    »Du hörst die Stimmen«, stellte Yklangklonglarang fest.
    »Jeder würde sie hören, wenn er genug übt.«
    »Das ist unbewiesener Aberglaube!«
    »Nein, es ist eine Tatsache, denn wir haben alle das dritte Ohr. Nur können manche von uns von Natur aus damit umgehen und die Botschaften hören und andere müssen dies erst erlernen. Oder sie verweigern sich den Botschaften des Weisheitsbringers …«
    »Der Weisheitsbringer ist eine Legende!«, widersprach Yklangklonglarang. Aber sein Gegenüber roch die Moleküle des Zweifels, die sich in den Duft seines Gegenübers hinein mischten. Es waren zu viele, die in letzter Zeit ihr drittes Ohr entdeckt – eigentlich hätte man sagen müssen: wiederentdeckt – hatten und nun die Worte des Weisheitsbringers hörten.
    Der Legende nach hatte er die Xabong vor langer Zeit aus der Unwissenheit befreit, als das Volk der Geflügelten noch in der Urheimat siedelte und die Raumfahrt nicht kannte.
    Aber das waren nur erfundene Geschichten, davon war Yklangklonglarang überzeugt.
    Nichts, was mit der wahren Geschichtsschreibung seines Volkes etwas zu tun hatte.
    Dessen wechselvolle Geschichte hatte natürlich die Bewahrung der eigenen Überlieferung erschwert. Möglicherweise, so glaubten manche Gelehrte, die sich eingehender mit dem Mythos des Weisheitsbringers beschäftigt hatten, waren die Geschichten um den rätselhaften Fremden von ungeflügelter Gestalt, der einst unter ihnen erschienen war, um ihnen das Wissen der Sterne zu bringen sogar erst entstanden, nachdem die Xabong längst aus eigenen Kräften dorthin aufgebrochen waren …
    Yklangklonglarang hatte letztlich nicht die Fachkompetenz, das wirklich zu beurteilen.
    Aber auf der anderen Seite missfiel ihm der Gedanke, dass die Xabong vielleicht gar nicht aus eigener Kraft die Technik der Raumfahrt entwickelt hatten, sondern diese das Geschenk eines unbekannten Fremden war, über den man so gut wie nichts wusste – außer, dass er kein Xabong sein konnte.
    Seine Gestalt wurde zumindest in sämtlichen über ihn existierenden Überlieferungen völlig anders beschrieben.
    »Ich höre ihn, Kommandant – und viele andere auch«, bekannte Raklarang.
    »Dann sollte ich dich vielleicht besser von deinem Dienst suspendieren, damit du nicht zu einem ähnlich ehrlosen Angriff neigst, wie derjenige, der es zuletzt erfolglos versuchte …«, gab Yklangklonglarang zurück.
    »Das wird nicht nötig sein. Aber du solltest dein eigenes inneres Ohr endlich öffnen. Dann wirst auch du das vernehmen, was immer mehr von uns hören. Besonders diejenigen von uns, die sich in der Nähe der Sonne Tau Ceti aufhalten …«
    Auch davon hatte Yklangklonglarang gehört. Die Botschaften des Weisheitsbringers waren hier mit besonderer Intensität zu hören.
    Woran das lag, hatte niemand erforscht, denn für die Regierung des amtierenden Alpha-Dominanten waren die Legenden, die sich um diesen Bringer der Weisheit rankten, nichts als Aberglauben.
    Selbstverständlich wurden daher auch keine nennenswerten Forschungsressourcen auf dieses Gebiet verwendet. Und seit die Erweckungsbewegung des Weisheitsbringers immer mehr Xabong hatte mobilisieren können, betrachtete der Alpha-Dominante auf Neu Xabonga sie auch als Bedrohung seines Herrschaftsanspruchs.
    Und das mit gutem Grund, wie Yklangklonglarang zugeben musste.
    Sie nutzten das traditionsreiche und auf ehrenvoller Gewalt basierende politische System der Xabong, um nach und nach die Macht zu übernehmen. Diesen Verdacht hegte Yklangklonglarang schon seit längerem.
    Es war eine stille Revolution, die zumindest unter einem Teil der Xabong vor sich ging und deren Ursprung eine Macht war, zu der er bislang keinen Zugang hatte.
    Vielleicht stand sogar eine Spaltung bevor …
    Ein akustisches Signal ertönte.
    Yklangklonglarang nahm das angezeigte Interkom-Gespräch entgegen.
    Es war die Brücke seines Flaggschiffes. Das Gesicht

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