Exodus der Xabong
weiteren abgeben könnten, der auch nur im Entferntesten dieselbe Stärke hätte.«
Ken-Drabon koppelte ein Rechnermodul an eine der Konsolen, die es in der Stationszentrale gab.
Er kratze mit den Krallenhänden auf der Eingabefläche herum und beugte immer wieder einmal den Kopf schräg herunter, sodass eines seiner Augen einen etwas genaueren Blick auf das Display werfen konnte. Der Priester des inneren Kreises bevorzugte dabei ganz offensichtlich das Linke.
Sein Schnabel öffnete sich. Die Schnabelhälften verschoben sich anschließend leicht gegeneinander, aber ohne dass sie sich berührt hätten oder die berüchtigten Reibetöne erzeugten.
Ken-Drabon schloss das Modul mit dem Ortungs- und Kommunikationssystem der Station zusammen. Dann verharrte der Priester plötzlich wie in einer Starre.
Niemand der anwesenden Kridan konnte sich auch nur entfernt vorstellen, was in diesem Moment im Kopf des Priesters vor sich ging.
Das ist sie! , dachte Ken-Drabon mit einer Mischung aus Schauder und Ergriffenheit, wobei ersteres zweifelsohne stark überwog. Die Antwort …
»Wieder mal ein Störimpuls der Kridan!«, seufzte Lieutenant Catherine Black. Die etwas rundliche aber immer gut gelaunte Leitende Ingenieurin saß zusammen mit Bruder Patrick im Kontrollraum C des Maschinentrakts der STERNENFAUST.
Hier ging der Christophorer-Mönch seinen Studien nach, sofern die Bedingungen eines Gefechtseinsatzes ihm dazu genug Systemressourcen ließen.
Da aber neunzig Prozent eines Raumgefechts darin bestand, auf den Gegner zu warten, ihm entgegen oder vor ihm davonzufliegen, hatte er ausreichend Zeit, diesen Forschungen tatsächlich auch nachzugehen, ohne damit die jeweilige militärische Operation zu behindern.
Davon abgesehen war es ein guter Zeitvertreib.
Was hätte er sonst tun sollen? Abwarten, bis die STERNENFAUST vielleicht einmal einen kridanischen Graser-Volltreffer abbekam?
Bruder Patrick hatte zwar formal als wissenschaftlicher Berater den Rang eines Offiziers, aber natürlich war er kein Teil der Star Corps-Hierarchie geworden. An Gefechten nahm der pazifistisch eingestellte Christophorer-Mönch grundsätzlich nicht teil, wobei man sich durchaus darüber streiten konnte, wo da eigentlich die exakte Grenze lag. Wenn er beispielsweise den Captain der STERNENFAUST in astronomischen Fragen beriet oder das Ortungssystem optimierte, so trug er damit natürlich mittelbar dazu bei, dass die STERNENFAUST ihre Funktion als Teil einer kriegsführenden Raumflotte ausübte.
Aber das war ein Gewissenskonflikt, den er mit sich allein ausmachen musste. Nicht einmal die Oberen seines Ordens im Kloster Saint Garran auf Sirius III gaben ihm dabei eindeutige Direktiven.
Bruder Patrick blickte auf die Anzeigen und modifizierte hier und da etwas an den Einstellungen. »Dieser Störimpuls ist ungewöhnlich stark«, stellte er fest.
»Die Werte liegen um ein Drittel höher als bei jedem jemals gemessenen Bergstrom-Signal!«, bestätigte Catherine Black, mit der Bruder Patrick ein herzliches Band der Sympathie verband. Vielleicht sogar etwas mehr als das. Aber bisher hatte es der Mönch nicht darauf angelegt, das genauer zu erforschen – obwohl der Christophorer-Orden seinen ausschließlich männlichen Mitgliedern zwar die Heirat erlaubte und keineswegs Enthaltsamkeit von ihnen verlangte, wie es bei zahlreichen anderen Mönchsorden der Geschichte der Fall gewesen war. Aber eine feste Beziehung stand einfach gegenwärtig nicht auf dem ganz persönlichen Plan, den Bruder Patrick sich für sein Leben zurechtgelegt hatte. Ein Plan, der im Wesentlichen darin bestand, keinen Plan zu haben – zumindest nicht in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten – sondern das Dasein als eine Entdeckungsreise voller Neugier zu betrachten.
Wohin auch immer die führen mochte.
Andere Christophorer nahmen ihre Frauen mit auf ihre oft in weit entfernt gelegene Regionen des Weltraums führenden Expeditionen. Oft gründeten sie sogar Familien – irgendwo weitab in der Ferne des Alls, auf einem mehr oder minder unerforschten Planeten.
Für eine weiter entfernt liegende Zukunft konnte sich Bruder Patrick so etwas auch vorstellen – aber im Moment erschien ihm das völlig ausgeschlossen. Zu sehr stand für den jungen Mann von Mitte zwanzig noch im Vordergrund, allein seinem eigenen Forscher- und Entdeckerdrang nachzugehen.
In wie fern dabei der Dienst als wissenschaftlicher Berater auf einem Militärschiff auf die Dauer das Richtige war, da war
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