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Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Titel: Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Obermaier
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aber auf meine innere Stimme gehört und bin gleich am nächsten Tag zum Flughafen. Und Gott sei Dank war ich da. Ich war noch drei Tage bei ihr im Krankenhaus, wo sie dann gestorben ist. Davor habe ich ihr noch ein kleines Büchlein zusammengestellt mit Bildern von uns beiden. Sie hat sich das dann angeschaut, und als sie das Bild gesehen hat, wo sie mich als Baby im Arm hält, so ganz weg vom Morphium die ganze Zeit, dann war sie plötzlich wieder da. Sie war ganz klar im Kopf und sagte plötzlich: »Mei, du warst ja wirklich ein Pupperl.« Und dann haben wir auch die anderen Bilder angeschaut, auch mit dem Hans, wo die sich gerade erst kennengelernt haben. Auf einem Bild haben sie sich geküsst, und das war meiner schwerkranken Mama dann schon fast peinlich. Das alles, auch Bilder von ihren Reisen, konnte ich ihr noch zeigen.
    Ich bin heute so froh, dass ich das alles mit meiner Mama abgemacht habe. Dass ich mit meinem Vater keinen Frieden geschlossen habe, dazu stehe ich. Wenn ich das mit meiner Mutter nicht geschafft hätte, wäre ich meines Lebens nicht mehr froh geworden.

Die Erfahrung mit dem Sterben meiner Mutter …
    … hat mir auch gezeigt, wie wichtig es ist, sich bis zum Schluss seine Freiheit zu bewahren. Ich finde, es sollte ein Grundrecht sein, über sein eigenes Leben oder seinen Tod zu entscheiden. Ich stelle es mir als Erlösung vor, wenn ich mein Leben beenden könnte, falls ich einmal sehr krank und gebrechlich sein würde. Dann hätte ich gerne eine Sterbehilfe, das finde ich sehr menschlich. Menschlicher, als durch Apparate am Leben erhalten zu werden, was ja gar kein Leben mehr ist. Da würde ich gerne so eine Spritze haben wie damals meine Hündin Luna. Sie lag da auf meinem Schoß, und ich erinnere mich, dass das alles so friedlich war, so schön. Es gab kein Zucken, keine Bewegung. Sie hatte keinen Schmerz, und der Tierarzt sagte mir irgendwann, dass sie nun tot sei. Meine Freundin war da, und wir haben sie gestreichelt, und dann ist sie gestorben. So hätte ich das auch gerne. Natürlich weiß ich, dass ich das niemandem zumuten kann, man macht sich ja strafbar. Ich möchte auch niemandem den Gewissenskonflikt antun. Aber die Möglichkeit eines Auswegs hätte ich gerne. Bis zum Schluss meine Autonomie behalten. Es geht doch außerdem niemanden etwas an, was ich mit meinem Leben mache. Das ist mein Leben und meine Entscheidung. Niemand kann darüber entscheiden, weil nur ich mein Leben lebe.
    Ich habe eine Bekannte, deren Mutter an Parkinson erkrankt ist. Die kam jetzt ins Pflegeheim und ist da sehr unglücklich. Sie sagt: »Ich möchte am liebsten sterben«, und darauf ihre Tochter: »Nein. Sag doch bloß nicht so etwas. Hör auf damit.« Dann habe ich zu ihr gesagt: »Dani, du steckst nicht in ihren Schuhen. Du spürst nicht, wie es sich anfühlt, so zu leben.«
    Diese Fürsorglichkeit ist die reinste Heuchelei, nur weil man nichts hören will über Tod und Sterben. Dabei gehört der Tod doch von Anfang an zum Leben dazu. In dem Moment, wo wir geboren werden, nähern wir uns auch dem Tod. Trotzdem ist das in unserer Kultur ein Thema, über das man nicht reden darf. Als ob man einen Schritt näher am Sterbebett wäre, sobald man nur das Wort »Tod« erwähnt.
    Deshalb war ich so froh, dass ich Bockhorn noch bei mir hatte, nachdem er tot war. Das hat mir zutiefst gutgetan. Normalerweise wird ja ein Leichnam gleich weggebracht, als ob man sich ansteckte. Das war früher einfach besser, als die Toten noch aufgebahrt wurden und sich die ganze Familie verabschieden konnte. Das ist nicht so entfremdet. Deshalb war es wie ein Geschenk, dass ich den Bockhorn noch eine Nacht bei mir haben und mich verabschieden konnte. Gerade wenn jemand so aus dem Leben gerissen wird, dann muss man noch Zeit haben, sich zu verabschieden.
    Aber anyway, es geht im Grunde darum, dass es niemanden etwas angeht, was ich mit meinem Leben mache, auch was mein Ende betrifft. Das ist die absolute Freiheit, die man sich nehmen kann.

Wieder verlassen
    Mein verheirateter Freund wollte unsere Beziehung langsam beenden. Ich ahnte zwar, warum, war aber sehr niedergeschlagen. Er war ja verheiratet, und es war auch klar, dass wir nie »ganz« zusammenkommen. Aber für mich ist da wirklich eine Welt zusammengebrochen, weil ich ihn so geliebt habe. Er war mein absoluter Traummann.
    Bella erzählt: »Er muss sie schon sehr geliebt haben. Das hielt ja schon lange Zeit. Ich dachte eine Zeitlang wirklich, er lässt sich scheiden,

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