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Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Titel: Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Obermaier
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lebt, die von ihrer landlady immer sehr familiär begrüßt wird. Man spricht dann über die böse Scheidung und ob einer der kleinen drei wieder gesund ist. Dann landet man nach einer weiteren Kurve auf einem kleinen Vorplatz vor einem Haus, das mit seinen Blumenkübeln, Pflanzen, Pfefferbäumen und dem steinernen Löwenkopf großzügig wirkt, dabei aber auch viel Geborgenheit ausstrahlt. Protz ist nicht ihr Ding. Kein Immobilien-Blingbling. Ein Haus für eine erwachsene Frau, die viel gesehen und erlebt und hier zur Landung angesetzt hat. Und die es versteht, es sich schön zu machen.
    Wirklich, es war so, wie alle sagen, die hier schon mal waren: Man weiß sofort, das ist mein Haus. Ich bewohne es nicht nur, es ist viel mehr. Wie ein Ausdruck von mir oder etwas, das mir noch gefehlt hat, um mich ganz zu machen. Vom ersten Anblick an wusste ich das. Dann diese Aussicht und auch wie das Haus gebaut war – denn ich wollte immer schon in einem Turm leben und auf das weite Land herunterschauen: Ich wusste, das ist es. Allerdings wurde ich gleich ganz nervös, denn zu der Zeit gingen die Häuser hier weg wie die warmen Semmeln. Und dann war es natürlich trotzdem spannend. Konnte ich mir das wirklich leisten? Es war ein Freitag, und der Vorbesitzer ging mit dem Preis runter. Alles war möglich. Dann habe ich über das Wochenende Blut und Wasser geschwitzt, und am Montag war alles gut. Ich konnte alles regeln. Meine Freundin Mele hat mir ausgeholfen mit dem downpayment, weil doch alles so schnell ging. Ja, und dann hatte ich das Haus, das ich wirklich wollte.
    Eines Tages im Mai sprechen wir, und Uschi ist sehr aufgeregt, weil es schon sehr früh in diesem Jahr mit den Waldbränden begonnen hat. Nur wenige hundert Meter unter ihr stieg nachts eine Feuersäule in den Himmel und versetzte alle Anwohner in Angst und Schrecken. Trotzdem sieht sie die Ereignisse merkwürdig abgeklärt. Brände und der mögliche Verlust seines Heims gehören in Topanga offenbar mit dazu. Ebenso wie die Erdbeben. Aber sie ist ja gut beschützt …
    Anna: Du hast ja einen besonderen Einrichtungsstil, der sich irgendwo zwischen Etiketten wie edel, Vintage, Rock und Ethno bewegt. Stilbrüche gehören dazu. Hier die Totenkopfkerzen, da Raubtierfelle, Tücher aus deinem Thailandurlaub und dann eine Hinterglasmalerei mit dem heiligen Florian, dem Schutzheiligen der Brandopfer.
    Uschi: Ja, solche Dinge passieren mir, da ist das Leben wirklich magic! Und zwar: Als meine Mama gestorben war, habe ich ein paar Dinge von ihr behalten. Da war ein Hinterglasbild dabei, dessen Farben mir so gut gefielen, dass ich es mitnahm. Bis eine Freundin kam und sagte: »Das ist doch der heilige Florian!« Und tatsächlich: Ich guck hin, da sehe ich ein brennendes Haus, und der heilige Florian steht mit der Gießkanne da und gießt aufs Dach. Also: Mit Heiligen und Gurus habe ich ja sonst wirklich nichts am Hut. Aber der heilige Florian ist absolut von mir akzeptiert, denn: Er beschützt mein Haus vor Flammen. Und: Ich habe nicht erwartet, dass das irgendjemand tut. Er hat sich einfach in mein Haus eingeschlichen.

Das Leben ist einfach heilig, …
    … auch wenn ich mit dem Heiligsein an sich nichts anfangen kann. Eine Geschichte: Bockhorn kannte damals einen Typen, der einen Buffaloschädel besaß. Den fand er so gut, dass er daraus wieder etwas machen wollte. Er bestellte also zehn Stück bei diesem Typ und schmückte die dann, teilweise indianisch, teilweise mit Chrom. Für einen Schädel wollte er unbedingt Rabenfedern haben. Es kam nicht in Frage, dass er einen schoss; denn wir hatten schon in Indien unsere Lektion gelernt, dass wir uns nie mehr an einem Tier vergreifen, nur weil uns irgendetwas an ihm so gefällt, dass wir es unbedingt haben müssen. Bockhorn hatte für sich damals einen Adler geschossen, sein Wappentier, und für mich einen Papagei. Ich wollte die schönen bunten Federn haben und daraus etwas machen. Das war so narzisstisch und egoistisch. Als ich erfuhr, dass Papageien ein ganzes Leben lang zusammen sind und einer von den beiden jetzt ganz allein auf der Welt war, war ich entsetzt. In der Natur hängt einfach alles mit allem zusammen. Du kannst dich da nicht einfach so bedienen. Natürlich musst du auch keinen krummen Buckel vor lauter Ehrfurcht machen, denn die Natur meint es auch nicht immer gut mit einem. Aber einer der ersten Gedanken nach Bockhorns Tod war tatsächlich: Das ist die Retourkutsche für den Tod des einen Vogels.
    Jahre

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