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Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Titel: Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Obermaier
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wenn seine Kinder groß sind. Aber dass er so ein Feigling ist, das habe auch ich dann ziemlich schnell gemerkt.«
    Da brach eine schlimme Zeit für mich an. Ich war traurig und dann auch unglaublich wütend. Gedemütigt habe ich mich gefühlt. Kein Gespräch war mehr möglich, er hatte sich einfach hinausgestohlen, raus in seinen Ehehafen. Dieses Rausstehlen ist für mich genauso schlimm wie eine Lüge und deshalb auch so grausam für mich. Ich hasse Lügen. Da werde ich sauer, fühle mich als Idiot behandelt, verarscht.
    Er hat sich damit auch so entwertet und irgendwie unsere Geschichte. Das hat bei mir im Inneren etwas angezündet. Wenn ich angelogen werde, ist es aus. Ich ertrage die härteste Wahrheit, wenn man sie mir ins Gesicht sagt. Das sagt sich vielleicht leicht, ist aber ernst gemeint. Die härteste Wahrheit halte ich aus, auch eine Zurückweisung. Das geht. Walter hatte das damals so gut gelöst, als er mich verließ. Er hat sich mir gestellt, hat mich mit der Wahrheit konfrontiert, und er hat auch meine Wut ausgehalten. Das war wirklich gut. Aber hier brach viel mehr auseinander als »nur« eine Liebesgeschichte, die Vertrauensbasis war zerbrochen. Ich habe gemerkt, dass ich dem Menschen, dem ich einige Zeit all meine Liebe und meine Lust und creativity geschenkt habe, nicht mehr vertrauen konnte. Das war so grausam und verletzend.
    Ich musste mich unglaublich zurückhalten, ihm ein paar ganz böse Briefe zu schicken. Geschrieben habe ich sie trotzdem. Als ich sie später gelesen habe, war ich richtig froh, dass ich die nicht abgeschickt habe. So etwas ist immer peinlich im Nachhinein, wirklich. In meiner Verletztheit habe ich wie wild um mich herumgehauen und war sehr böse. Das ist leider so eine Spezialität von mir: Wenn ich sehr unglücklich bin, tue ich anderen Leuten Sachen rein, die nichts mehr mit der Realität zu tun haben.
    Gerettet hat mich in der Zeit die Therapie, auf die ich mich eingelassen habe – und was auch nicht immer lustig war –, und meine Freunde. Ich bin mittlerweile wirklich der Meinung, dass die Welt besser aussehen würde, wenn mehr Menschen Therapie machen würden. Du lernst da, besser auf dich zu hören und besser auf dich und die anderen zu achten. Sprich: Man richtet bei sich und anderen deutlich weniger Unheil an.

Ein Gespräch mit Doug Brayfield
    Uschi gilt unter ihren Freunden als eine Frau, die sich in Beziehungen sehr hinein- und hingeben kann. Trotzdem kann sie keinem Mann ihr Vertrauen schenken. Wie entsteht die Fähigkeit eines Menschen, Vertrauen in andere zu haben (vor allem in Männer bzw. das begehrte Geschlecht)? Und: Wie wichtig ist es für ein geglücktes Leben, dieses Vertrauen zu haben?
    Richtig. Dieses Paradox, dass sie tief in Beziehungen hineingehen kann und gleichzeitig Probleme mit dem Vertrauen hat, wurzelt in ihrer Beziehung zu einem Vater, der sie in jungen Jahren verlassen hat. Er war einfach mehr – nun, er war jung zu jener Zeit, sehr jung – an seinen eigenen Wünschen, Ambitionen, Sehnsüchten interessiert. Zu dieser Zeit war er nicht vorbereitet auf eine ungeplante Schwangerschaft und nicht bereit, die Rolle und die Verantwortlichkeiten eines Vaters auf sich zu nehmen. Uschi hatte kein Fundament in ihrer Vater-Tochter-Beziehung, auf dem sie sich sicher geliebt und geborgen gefühlt hat. Sie besaß also kein Fundament, das ein Kind dazu befähigt, hinaus in die Welt zu gehen, wenn es älter ist, und sich in Beziehungen zu begeben mit dieser Fundierung in Bindung, Sicherheit, Vertrauen. Da sie nun aber über diese Eigenschaften von Schönheit, Gutgelauntheit und Lebendigkeit verfügt, fühlen sich Männer natürlich von ihr angezogen. Gerade jüngere Männer verfügen aber noch nicht über das Verständnis ihrer emotionalen Beziehungsleiden als Kind. Sie finden jedoch ebendiese außergewöhnliche Schönheit und diese Lebendigkeit, ihre gute Laune, ihre Neugier, all diese Dinge, und sie wird regelrecht zum Magneten für Männer. Natürlich erfährt sie diese Anziehung als Wertschätzung, allerdings nicht als tiefgehende Wertschätzung, sondern eine, die auf bestimmten Qualitäten beruht, die nicht in ihrer Seele gründen. Also bleibt in ihr diese unbewusste Angst, dass man sie, wenn sie ihre verwundete Seele erst zeigte, zurückweisen würde, da man mit diesem Teil von ihr nichts zu tun haben wollte, denn man will ja nur mit dem Sichtbaren etwas zu tun haben. Also hält Uschi unbewusst ihre verwundete Seele unsichtbar.
    Nur, wenn man

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