Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
wirklich will. Es gibt da ein sehr schönes Zitat von dem englischen Dichter Robert Browning aus seinem Gedicht »Andrea del Sarto«, das sich sehr mit Uschis Philosophie deckt: »Ah, but a man’s reach should exceed his grasp/Or what’s heaven for?«
In meinem Leben …
… stehen mir immer auch meine Freunde zur Seite. Da bin ich wirklich beschenkt, blessed. Zum einen halten sie mich an, immer besser zu sein, als ich möchte. Weil ich schon manchmal den Drang dazu habe, richtig low zu sein. Ich bin dann in einem Zustand, in dem ich das Schlimme schon einstecke, was mir da entgegenkommt. Aber das gebe ich gerne noch eine ganze Station tiefer zurück, so sehr unter der Gürtellinie … »Wenn du mich angreifst, dann kriegst du es noch tiefer zurück.« Das tut dann richtig weh. Keiner verletzt mich ungestraft. Das kann dann schon rein theoretisch etwas ausarten … Na ja, und da sind meine Freunde gut darin, mich wieder auf den Weg zu bringen. Oder sagen wir mal auf die higher road, was ich im ersten Moment natürlich nicht mag, weil ich doch so gerne low sein möchte. Das ist viel ehrlicher als dieses high. Aber gut, im long run bin ich sehr dankbar, dass sie mich dann doch auf der higher road halten und mich zu einem besseren Menschen machen, als ich wirklich bin. Gut an mir ist immerhin, dass ich nie lüge … Aber nicht, weil ich so edel bin, sondern weil ich mir meine eigenen Lügen nicht merken kann.
Doch auch wenn du Freunde hast, die dir über eine Krise oder einen Schmerz weghelfen und dafür sorgen, dass du auf der Reihe bleibst und dich nicht völlig verlierst, zeigt dir der Schmerz, den du da fühlst, immer nur eins: Letztlich bist du ganz allein für dein Leben verantwortlich. Kein anderer. Da gibt es nichts, da gibt es keine Verantwortung abzuschieben. Und in allem gibt es auch immer noch ein Fünkchen Licht. Selbst im tiefsten Dunkel gibt es noch ein Fünkchen Licht. Wenn man die Stärke hat, sich daran zu halten und weiterzustolpern, dann ist man gut dran. Oder es geht einem zumindest schon ein bisschen besser. Ich mag nicht ständig heavy sein oder traurig, aber das kann wie ein Sog sein, und dann treibst du dahin. Da musst du dich wirklich am Schopf packen und wieder herausziehen und sagen: »Das geht jetzt nicht mehr, du hast jetzt genug geheult oder warst traurig genug. Das Leben hat noch andere Türen und Fenster.«
Gut, manchmal heißt es dann auch: »Es ist alles scheiße, mir ist im Moment auch nicht zu helfen.« Ich bin ja kein Übermensch, und damals, nach der Trennung, ging es mir auch richtig dreckig, dass ich kaum mehr sehen konnte, dass ich es so schön habe. Obwohl ich es mir immer verzweifelt vorgesagt habe: »Ja, aber ich habe es doch so gut. Und schau doch raus, wie schön du es hast.«
Aber ich habe die Liebe zu ihm einfach so vermisst, wurde böse, wirklich böse und bitter. Ich habe mich ja dann auf verschiedenste Weise rausgezogen mit großen Aktionen wie meiner Therapie, durch meine Freunde und durch kleine, ganz normale Sachen, die lange Zeit gar nicht mehr möglich waren vor lauter Schmerz. Mich auf etwas anderes konzentrieren, eine Freundin anrufen, Freunde zu mir einladen oder im Garten etwas pflanzen …
Noch einmal bin ich also verlassen worden
Wobei das so nicht ganz stimmt, denn ich bin auch oft gegangen. Aber das Verlassensein durchzieht seit meiner Kindheit mein Leben. Genauso wie das Leben mit diesem Herzen, das mir mein Vater als Erster gebrochen hat. Aber ich muss immer ganz in eine Beziehung hineingehen, mit allem, was ich zu geben habe, selbst wenn ich mir dann wieder die Pfoten verbrenne. Deshalb ist für mich eine Beziehung, die wirklich gut läuft, eine Fernbeziehung, bei der man sich nicht täglich sieht. Ich muss meinen Lover nicht 24 Stunden um mich haben. Da würde ich verrückt werden. Das Allerwichtigste ist, dass ich die Liebe zu ihm im Herzen habe. Dann ist die Freude umso größer, wenn man sich sieht. Das Zusammensein ist dann nicht so selbstverständlich, und eine Liebe ist immer etwas Kostbares.
Eine long-distance relationship, in der man sich nur ab und zu sieht, erhält das Feuer, und man verbrennt auch nicht so leicht. Und ich habe immer schon gesagt: »Ich muss das Feuer spüren – auch wenn’s mich verbrennt!«
Ich lebe schon gerne alleine. Mittlerweile ist es auch eine Gewohnheit. Manche Leute nehmen ja lieber schlechte Beziehungen in Kauf, als alleine zu sein. Das geht bei mir gar nicht.
Auch habe ich die Erfahrung bei vielen
Weitere Kostenlose Bücher