Expedition Mikro
hier bleiben – auf dem Bau. Es ist vieles zu stabilisieren und noch mehr neu zu errichten.«
»Hm«, sagte Hal abermals. Sie wird mir fehlen, dachte er, und den Kindern, auch wenn es nur vorübergehend ist. Djamila ist strenger zu ihnen als ich. Sie würden während der Haustage sicher ein wenig verwildern. Wenn schon.
»Du hast dich entschieden?« fragte Hal, und er wartete die Antwort, die er kannte, nicht ab, sondern forderte Djamila auf:
»Erzähle bitte!« dann sagte er plötzlich: »Warte – Res interessiert das auch brennend!«
Hal rief Res. In ihrer Kajüte war sie nicht. Dann fand er sie im Hörraum des Katamarans. Sie stak schon mitten in den Aufzeichnungen. »Die kommt jetzt nicht«, sagte Hal und lehnte sich zurück.
»Eigentlich ist da nicht viel zu berichten. Eine Gruppe von uns wird sich um die Memloss und die Umkehrung des Verkleinerungsprozesses bemühen.«
»Und wie?« fragte Hal dazwischen.
Djamila zuckte mit den Schultern. »Ganz individuell«, erklärte sie dann. »Wer will, bleibt klein. Wer will, das ist noch unsicher, bekommt als Erwachsener eine Spezialbehandlung.
Nur für die Ungeborenen wurde eine Vergrößerung beschlossen. Die Eltern können wählen, ob schon beim Embryo, der dann jedoch außerhalb des Mutterleibes aufgezogen werden müßte, oder im natürlichen Wachstumszyklus nach der Geburt.«
»Weshalb diese Zerdemokratisiererei?« fragte Hal.
»Weil du keinen zwingen kannst, seine Nachkommen nicht auf die herkömmliche Weise zur Welt zu bringen. Du kennst unsere Festlegungen dazu.«
»Nur hängt bei uns nichts davon ab«, widersprach Hal, winkte dann jedoch ab, als Djamila sich anschickte, weitere Argumente ins Feld zu führen.
Djamila fuhr fort: »Veröffentlichungen werden sparsam sein, und sie werden zensiert. Die Lage Blessed-Islands wird nicht bekanntgegeben. Sie sollen nicht wie ein Wunder bestaunt werden. Trotz hohen Bewußtseins dürfte es noch genügend von uns geben, die sich hier fehlverhalten würden.«
»Aber sie müssen doch unter Menschen!« sagte Hal und war sich sofort seines Denkfehlers bewußt. Schließlich waren sie unter Menschen!
»Die ersten Generationen werden die umliegenden Inseln besiedeln. Dort haben wir viel vorzubereiten. Der Prozeß des Großwerdens soll so schnell wie möglich verlaufen. Aber Jahrzehnte werden vergehen…«
Hal fühlte, daß Djamila begeistert war. »Und der Erfolg der gesamten Aktion? Sicher?«
»Sicher!« antwortete sie mit großer Bestimmtheit.
Epilog
Ursprünglich waren sie als ausgelassene fröhliche Gesellschaft aufgebrochen. Sie hatten sich längere Zeit nicht gesehen, und es gab eine Unmenge zu berichten, Dinge, die auch jetzt nicht gern dem Äther anvertraut werden.
Res Strogel war nicht wiederzuerkennen. Sie hatte wenige Tage vor der Reise gleichzeitig – beinahe beispiellos – den zweiten und dritten wissenschaftlichen Grad mit Bravour erworben, nachdem sie sich seinerzeit beim ersten so schwer tat.
Sie benutzte die Reise, um Anlauf zu holen, wie sie sagte. Die Bewässerungspioniere hätten Sagenhaftes geleistet in der Sahara. Aber es seien Stümpereien gegenüber dem, was jetzt eingeleitet würde, beteuerte sie. »Nicht wahr, Marc?« Und sie sah ihn zärtlich an.
Sie hätte einen neuen Stamm gezüchtet, behauptete sie – und jeder der Anwesenden wußte, welche Art von Stamm gemeint war –, dieser Stamm fresse den Sand zu Humus und lagere monatelang Wasser an.
Hal trug von seinem Betrieb eine Auszeichnung in der Tasche, in der es heißt, daß er zwei Jahre lang mit seinem kleinen Kollektiv die Arbeit tun könne, die ihnen genehm sei. Dabei wußte Royl, der Schelm, genau, daß es ein Bio-Reinigungsund Flotationstrakt sein würde, den sie sich vorgenommen hatten und der im Kombinat eingesetzt werden sollte. An einem Erfolg zweifelte nicht einmal mehr er – wenn er überhaupt jemals daran gezweifelt hatte. Eine Unmenge Leistungsbons hatte man ihnen verehrt. Soviel Luxus, den man sich dafür leisten konnte, gab es gar nicht.
Obwohl Gwen Kasper Konkretes im Sinne von fachlichen Aufgaben nicht vorzuweisen hatte, schien auch er zufrieden mit dem Erreichten. Er berichtete von Schwierigkeiten, die sich einer umfassenden weltweiten Anwendung mutierter, von Haus aus aggressiver Mikroorganismen in den Weg stellten. Es gäbe zu viele Vorurteile gegen alles, was wirkt, aber selbst unsichtbar ist. Er sei sich jedoch sicher, daß es mit Beharrlichkeit möglich sein müsse, diese Hürden zu nehmen.
Djamila und
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