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Expedition zur Sonne

Expedition zur Sonne

Titel: Expedition zur Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hal Clement
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vorurteilsfreier Betrachtung konnte man sogar sagen, daß sie zu derselben Spezies gehörten wie ihre Herren.
    Aber was immer auch die Verletzungen der Kreatur hervorgerufen haben mochte, er konnte wenig dagegen tun. Aber er tat das wenige, mehr von Neugier als von Mitleid getrieben, und ersetzte Kohlenwasserstoff und andere organische Substanzen.
    Der Sklave hatte nicht genug Nahrung. Der Metallvorrat in seinem Körper, wie er für diese Wesen lebenswichtig war, war offensichtlich teilweise entfernt oder beschädigt worden. Der Körper der Kreatur bestand nur aus einem Bruchteil der normalen Größe. Der Nahrungsvorrat, der für gewöhnlich einen großen Prozentsatz des Körperumfangs ausmachte, war verbraucht worden oder verdampft.
    Es bestand kein Zweifel, daß der Sklave sterben mußte. Aber es bestand eine Chance, daß er vorher noch genug Stärke wiedergewann, um über sein Erlebnis zu berichten, wenn er gefüttert wurde. Er fütterte ihn – natürlich sparsam.
    »Es hat keinen Sinn, die Nahrung an dich zu verschwenden, wenn du ohnehin sterben mußt«, erklärte er sanft.
    »Natürlich nicht, Master«, stimmte der Sklave zu.
    »Was ist mit dir passiert?«
    Der Sklave war nicht in der Verfassung, zusammenhängend zu sprechen. Aber die Nahrung hatte ihn wenigstens so weit gestärkt, daß sein Verstand zumindest unklar denken konnte.
    »Ich wurde zu den inneren Anlagen befohlen – zur Ernte.« Nur zögernd kamen die Wortsymbole – aber ihre Bedeutung war unmißverständlich und erschreckend.
    Der Student hatte also Sklaven zu einer Nahrungsvorratsanlage beordert! Vielleicht war das der Grund für die beiden unfruchtbaren Planeten.
    »Du gehst an die Ernte, wenn so ein junger Narr das befiehlt?«
    »Er war ein Master, und er erteilte den Befehl. Viele von uns gingen – viele gingen schon seit Jahren – und kamen selten zurück. Wir wollten es nicht, Master, aber er befahl es. Was sollten wir tun?«
    »Ihr hättet den ersten Aufseher, der hierher kam, fragen können, ob es nicht besser wäre, diesem Befehl nicht nachzukommen.«
    »Sie sind der erste Aufseher, der seither hierher gekommen ist, soviel ich weiß. Und der junge Master sagte, wir sollten niemandem etwas von seinem Befehl sagen. Ich spreche auch jetzt nur davon, weil Sie es mir befohlen haben – und weil er mir jetzt ohnehin nichts mehr tun kann.«
    Der Aufseher ignorierte die letzten Worte.
    »Du sagtest, viele von euch hätten den Befehl erhalten, das zu tun, aber wenige seien von diesem Auftrag zurückgekehrt. Was ist mit den anderen geschehen? Was ist mit dir geschehen?«
    »Sie starben. Ich weiß nicht, wie. Es muß eben – so gewesen sein ...«
    Eine Pause trat ein.
    »Ich nehme an, sie sind von meteorischen Partikeln getroffen worden«, sagte dann der Aufseher, »wie du offenbar auch. Absorbieren die Sklaven eigentlich persönliche Charakteristika von ihren Herren, zum Beispiel Dummheit? Konntest du den Meteoren nicht ausweichen?«
    »Nein, nicht alle von uns konnten ausweichen. Das Gebiet in der Nähe des Zentralstrahlers ist dichter von solchen Teilen durchsetzt als andere Gebiete. Manche Stücke sind aus Eisen, manche aus anderen Stoffen. Aber man kann ihnen nicht ausweichen. Sie treffen zu schnell und zu hart. Man kann sie nicht auf normale Weise absorbieren. Sie zersetzen das Körpermaterial und verteilen es im Raum. Der Schock ist so groß und so stark, daß ich nichts tun konnte, um das Material wieder einzusammeln. Deshalb ist so viel von meiner Körpermasse verschwunden. Es lag nicht nur am Hunger. Einige andere Sklaven kamen besser davon als ich. Manche haben überlebt, aber manche traf es auch noch schlimmer als mich.«
    »Und schickt er die Sklaven noch immer zur Ernte?«
    »Ja. Auf den größeren Anlagen kamen wir ganz gut zurecht. Aber dann interessierte er sich für die Anlagen, die weiter innen liegen. Dort ist es viel heißer. Er selbst wagte sich sogar zu der Anlage, die dann zerstört wurde. Wußten Sie das? Aber er kam sehr schnell wieder zurück und schickte dann uns an solche Stellen. Wir ernteten dann die nächste innere Anlage ab; die vierte vom Zentralstrahler. Es ging ganz gut, obwohl der Verlust an Sklaven sehr hoch war. Dann wollte er, daß wir mit der dritten Anlage beginnen. Ich war einer der ersten, die an diesem Projekt arbeiten sollten. Ich erwartete natürlich nicht, daß ich es überleben würde, nach dem, was ich von den anderen gehört hatte, und ich ließ mich zur Sonne fallen. Meine Kreisbahn führte

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