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Exponentialdrift - Exponentialdrift

Titel: Exponentialdrift - Exponentialdrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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den Augen anschrie: »Ja, es gibt mich, verflucht noch mal. Und Sie, Abel, wozu gibt es Sie? Erst verabschieden Sie sich ins Koma, lassen jeden und alle in der Scheiße sitzen, uns, Ihre Firma, Ihre Frau, Ihr Kind – und gerade als sich alle wieder erholt haben, wagen Sie es, zurückzukommen!? Reicht es Ihnen noch nicht, was Sie bisher an Problemen gemacht haben?« Er stieß ihn von sich. »Können Sie nicht zur Abwechslung mal was Nützliches tun und sterben ?« Damit wandte er sich ab und stürmte ins Haus.
    Abel stand sprachlos, wie betäubt von dem Anprall all dieser Wut, vor allem aber verblüfft von den unerwarteten Bildern, die er empfangen hatte. Er hatte den Kanal nicht einmal öffnen müssen. Der Geist des Mannes war wie ein überstarker Sender gewesen, hatte ihm seinen Inhalt förmlich aufgezwungen. Er hatte Krentz und seine drei Freunde gesehen, von denen einer Yves Lehmann war, sein ehemaliger Chef. Er hatte ein geheimes, unsichtbares Netzwerkgesehen, das alle großen Radioteleskope der Welt miteinander verband, und diese vier Männer kontrollierten es.
    Und er hatte ein Datum gesehen – den 3. Juni 2002. An diesem Tag hatten sie etwas vor. Er hatte nicht verstanden, was. Nur, daß sie etwas Ungeheuerliches planten, etwas nie zuvor Dagewesenes. Etwas, das Geschichte machen würde.
    Fortsetzung folgt ...

8. April 2002
Die KirchGruppe stellt Insolvenzantrag. Mit Gesamtschulden von 6,5 Milliarden Euro ist es eine der größten Pleiten der deutschen Nachkriegsgeschichte.
    11. April 2002
Auf die Synagoge der tunesischen Ferieninsel Djerba wird ein Bombenanschlag verübt, dem 19 Menschen zum Opfer fallen, darunter 14 deutsche Urlauber.

18. April 2002
Ein Kleinflugzeug rast in das 30stöckige Pirelli -Hochhaus in Mailand. Es bleibt unklar, ob es sich um Selbstmord, einen Anschlag oder einen Unfall handelt.
    21. April 2002
In der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen vereinigt der Vorsitzende der rechtsextremen Front National , Jean-Marie Le Pen, genug Stimmen auf sich, um in der Stichwahl gegen Amtsinhaber Jacques Chirac anzutreten. Dies führt zu landesweiten Demonstrationen.

FOLGE 30
    S IE WÜRDE NICHT kommen. Natürlich nicht. Wahrscheinlich hatte sie ihrem Mann reinen Wein eingeschenkt – bestimmt, schließlich war er vor seinem Haus aufgetaucht, um zu sehen, ob es ihn gab ... Deutlicher konnte man es nicht sagen. Sie hatte seiner Erpressung den Boden unter den Füßen weggezogen, ganz einfach.
    Gerechte Strafe, so nannte man das wahrscheinlich.
    Ohne jede Hoffnung und eigentlich nur, weil er es nicht fertiggebracht hatte, das Hotel abzusagen und sich für das Wochenende etwas anderes vorzunehmen, fuhr Wolfgang Krentz am Freitag nach Ostern zum vereinbarten Treffpunkt am Bahnhof und wartete. Leute hasteten an ihm vorbei, gesichtslos, unduldsam, und er stand da wie ein Fels am Rand einer Strömung und fühlte sich auch so. Ab und zu sah er dem Sekundenzeiger der Bahnhofsuhr zu und nahm sich vor, auf keinen Fall länger als eine halbe Stunde zu warten, wenn sie nicht zur verabredeten Zeit kam.
    Doch sie kam. Pünktlich.
    Er starrte sie an wie eine Erscheinung, unfähig, etwas zu sagen oder zu tun. Nur, daß er sich seine Verblüffung auf keinen Fall anmerken lassen wollte, das wußte er. Ungeschickt versuchte er, sie zu küssen, aber sie wehrte ab und bat: »Bedräng mich nicht«.
    Also bedrängte er sie nicht. Enttäuscht. Immerhin, man konnte das dahingehend interpretieren, daß sie sich im Lauf dieser Begegnung über etwas klar werden wollte, und das wiederum mochte heißen, daß es Hoffnung gab. Auf eine gemeinsame Zukunft, im kühnsten denkbaren Fall.
    Die Fahrt zum Hotel verlief unangenehm einsilbig, fast schweigend. Evelyn sah aus dem Fenster, betrachtete die Landschaft, die entlang der schmalen Straßen, die sie fuhren, wirklich bemerkenswert war, das mußte man zugeben. Bestimmt war es das. Die Schönheit der Gegend überwältigte sie. Genau.
    Als sie ankamen, beobachtete er verstohlen, ob sie beeindruckt war, ob sie etwas ahnte von der Mühe, die er sich gegeben hatte, den idealen Ort zu finden. Schwimmbad, Sauna, Wellness hatte der Hotelprospekt versprochen und gefordert: Genießen Sie unberührte Natur auf zahlreichen Wanderwegen durch den angrenzenden Naturpark. Und er hatte sich nicht auf den Prospekt allein verlassen, er war eigens hingefahren zu allen Häusern, die in Frage gekommen waren. Und hatte nicht irgendein Zimmer, sondern die Suite reserviert.
    Er bedrängte

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